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Live on Stage Report: Teutonic Thrash Invasion

Sodom | Tankard | Darkness | Traitor am 09.11.2024 – Berlin @ Astra


Oldschool as fuck! Zumindest bei drei der vier Hauptprotagonisten an diesem herrlich frischen Abend im Astra Kulturhaus, in dem sich drei Bands die Ehre gaben, die den Thrash Metal in Deutschland maßgeblich beeinflusst und mit der auserwählten Vorband jemand mit an Bord hatten, die exakt diesen Spirit in ihrer Musik verarbeitet haben. Aber der Reihe nach.

Dank Kollege von Oettingen von Steamhammer durften wir Gäste bei diesem für Berliner Verhältnisse wirklich außergewöhnlichen Veranstaltung sein, zu der mich auch mein Sohn begleitete, der sich ebenso wie wir auf einen schönen Abend mit wundervollen Melodien freute. Also pünktlich aufgeschlagen, um exakt gegen 18:15 Uhr den Startschuss mitzuerleben, den die Balinger von Traitor abfeuerten. Und das im wahrsten Sinne des Wortes.

Was ich im Vorfeld tatsächlich gar nicht auf dem Schirm hatte: Das thrashende Quartett aus Baden-Württemberg gastierte erstmals in der Bundeshauptstadt, was diesen Auftritt umso mehr denkwürdig machte. Durch dieses Hintergrundwissen im Gepäck angestachelt gaben die Jungs Vollgas und nutzen die ihnen zur Verfügung stehenden 45 Minuten mit insgesamt 12 Songs mehr als ausgiebig. Jeweils 3 Songs von vier Alben wurde dargeboten und somit ein mehr als repräsentativer Querschnitt aus der Schaffensphase von Traitor geboten.

Der Sound war fett, die Band in allerbester Spiellaune und ich wette, dass selbst unser seliger Marky breit grinsend auf seiner Wolke dem Treiben von oben zugesehen und vor allem -gehört hat. Auch das oldschoolige Publikum, welches vielleicht noch nie etwas von diesen Jungspunden gehört hatte, ging voll mit und feierte jeden Song gnadenlos ab. Selbst ein kleiner Pit zog ziemlich schnell seine Kreise, was bei Killersongs wie „Nuke ‚em all“, „Thrash command“ oder „F.U.A.D.“ nicht unbedingt eine Überraschung darstellte. Somit sah man Traitor direkt nach dem Gig und auch später noch während ihres Aufenthaltes am Merchstand permanent grinsend, was aufgrund der vorher gezeigten Leistung auch vollends verdient war. Toller Auftritt, der den Jungs definitiv ein paar neue Freunde eingebracht hat.

Intro
Nuke 'em all
Exiled to the Surface
Knee-deep in the Dead
Thrash Command
Ebola
Reactor IV
Zordrak
Traitor
Venomizer
F.U.A.D.
Total Thrash

Eine weitere Premiere auf der Hauptstadt Bühne waren die Ruhrpott Legenden von Darkness, mit ebenfalls erstmals den Weg gen Osten gefunden hatten. Und dass dies allerhöchste Zeit war, konnte man bereits weit vor dem Gig erkennen, da sich eine nicht zu übersehende Dichte an Shirts der Band um die Urväter Lacky und Arnd vor der Bühne versammelte. Die wurden dann ab 19:20 Uhr 50 Minuten lang mit Klassikern und auch neuem Material auf beste verprügelt.

Der Sound war auch hier mehr als gut, vor allem die Drums des dauergrinsenden Lacky, der ein Tempo vorlegte, dass einem der Atem wegblieb. Lee’s Stimme war anfangs im hinteren Bereich ein wenig zu leise, doch auch das konnte der fähige Mischer schnell regulieren, womit einer herrlichen Abreibung in Sachen oldschool Thrash nichts mehr im Wege stand.

Die Fans waren happy, der Pit zirkulierten, was angesichts der Setlist auch kein Wunder war, konzentrierten sich Darkness darauf, gerade den Altvorderen die Packung zu geben, die sie erwartet hatten. Satte vier Songs vom legendären 87er Debüt „Death Squad“ wurde den Headbangern einmassiert, die dieses Präsent dankend annahmen. Aber natürlich gab es auch ein schickes Potpourri aus den letzten, seit 2016 veröffentlichten Alben, die sich ebenfalls klasse in die Klassiker einfügten, so dass man irgendwann keinerlei Unterschiede mehr hören konnte. Das ist doch mal ein Qualitätsmerkmal, oder?

Als man dann bei einem der Megahits der Band, „Iron Force“, angekommen war, wurde auf der Bühne ein großes Banner entrollte, auf dem diesem Song explizit gehuldigt wurde. Mitgebracht hatte dies ein Mega Fan der Band aus der Türkei, der Darkness seit einer gefühlten Ewigkeit hinterher reist und heute natürlich dementsprechend seine 5 Minuten bekam. Megageil, doch dies sollte nicht die letzte metallische Reisegruppe aus Europa sein, der heute gehuldigt wurde, doch dazu später mehr.

Ich fand den Auftritt der Ruhrpott Legende bärenstark und teilweise fühlte ich mich wieder wie der 16jährige Schüler, der sich mit „Burial at Sea“, dem lautstark mitgesungenen „Death Suad“ oder dem „Staatfeind“ auf dem Walkmann auf den Weg in die Winkelried machte. Absolut großartig, eine tolle Zeitreise und hoffentlich nicht der letzte Abstecher nach Berlin. Klasse gemacht, die Herren!

Wake up in Rage
Death Squad
Roots of Resistance
The Gasoline Solution
Staatsfeind
First Class Violence
Burial at Sea
Defcon Four
Iron Force
I betray

Bereits bei der dritten Band des Abends war es fast unmöglich in den Fotograben zu gelangen. Doch irgendwie schaffte ich es dann doch, nicht aber ohne von Produzenten Legende Harris Johns über den Haufen gerannt zu werden, der bei den nächsten beiden Bands noch eine wichtige Rolle spielen würde. Aber davon später mehr, erst einmal galt es, ein paar Bilder von Tankard zu schießen, die ausgestattet mit einem enorm fetten Sound mit „One Foot in the Grave“ einen fulminanten Einstieg feierten und kurz darauf mit „The Morning after“ einen meiner Lieblingssongs folgen ließen.

Ehrlich, ich habe Tankard in den letzten Jahren fast schon inflationäre oft gesehen, doch in solch einer überragenden Verfassung sind mir die Hessen schon lange nicht mehr über den Weg gelaufen. Vielleicht lag es ja auch am neuen Drummer Gerd Lücking, der nach dem Ende von Holy Moses in das Bierkrug Lager wechselte, den Posten von Namensvetter Olaf Zissel übernahm und den Frankfurtern irgendwie einen frischen Drive verpasste. Ich war ja eigentlich immer ein Verfechter der 2-Gitarren-Klausel, denn gerade Tankard hätte in der Vergangenheit live oft zusätzliche sechs Saiten gutgetan, doch heute? Nichts zu merken, im Gegenteil. Da passt einfach alles, die Zahnräder griffen und Tankard lieferten wirklich einen der stärksten Gigs der letzten 20 Jahre ab,

Gerre war natürlich unentwegt unterwegs, Frank war am Dauergrinsen und auch Andy schien die Sonne aus dem Arsch. Kein Wunder, das man Manager Ikone Buffo am Merchstand die meiste Zeit allwissend grinsend antraf. Die Setlist war ebenfalls bockstark, enthielt Klassiker wie „Chemical Invasion“ oder „Zombie Attack“, dazu „neues“ Material der Marke „Ex-Fluencer“ und „Beerbarians“ und auch wenn Gerre bereits nach dem Titeltrack des zweiten Albums ankündigte, das dies der letzte Song des Abends wäre, bei dem man über Bier singen würde, gab es beispielsweise noch das schon ewig nicht mehr gespielte „Die with a Beer in your Hand“, welches exklusiv für eine kleine Reisegruppe aus Schottland intoniert wurde, die sich extra für diesen Gig nach Deutschland aufgemacht und bei denen der Hauptprotagonist auch noch Geburtstag hatte. Dementsprechend gab es auch noch ein Geburtstagsständchen von Gerre höchstpersönlich. Geilo!

Natürlich holten sich Tankard dann auch noch Harris Johns auf die Bühne, mit dem Gerre ein kleines Tänzchen aufs Parkett legte, was gerade den Altvorderen im Publikum eine Gänsehaut über den Rücken laufen ließ. Richtig gefreut hatte ich mich, auch mal wieder „Freibier“ zu hören und obwohl Gerre den Veranstaltern des ausverkauften Astras nahelegte, direkt nach dem Song für ebenjenes zu sorgen, wusste wenig später die am Tresen niemand der arbeitenden Kaste etwas davon. Fehlkommunikation Deluxe, doch was soll’s. Tankard beendeten einen fulminanten und überragenden Gig natürlich mit „(Empty) Tankard“ und hinterließen eine mehr als begeisterte Halle.

One Foot in the Grave
The Morning after
Ex-Fluencer
Need Money for Beer
Rules for Fools
Chemical Invasion
Zombie Attack
Beerbarians
Die with a Beer in your Hand
A Girl called Cerveza
Freibier
(Empty)
Tankard

Wer allerdings dachte, damit das Highlight des Abends gesehen zu haben, täuschte sich gewaltig, denn nun sollten Sodom sich anschicken, das Astra komplett dem Erdboden gleichzumachen. An Fotos war nicht mehr zu denken, denn die Halle platzte nunmehr aus allen Nähten und als Tom mit seinen Mannen und dem eher selten gespielten „Silent is consent“ von „Get what you deserve“ in den Gig einstiegen, gab es kein Halten mehr und das Publikum ging komplett steil. Kein Wunder, denn die Gelsenkirchner Thrash Legenden hatten eine fabelhafte Setlist am Start, die insgesamt 9 Alben, eine Coverversion und eine echte Rarität enthielt. Aber der Reihe nach.

Seit Sodom als klassische Vier-Mann-Formation unterwegs sind, hat sich die Kult Truppe zu einer irrsinnig präzisen Maschine entwickelt, die knallhart alles aus dem Weg räumen, was sich ihnen in den Weg stellt. Außerdem ist das Quartett absolut unberechenbar, was deren Setlist angeht. Da ist nichts Business as usual, sondern vielmehr kann man sich immer wieder auf etwas neues freuen. Ich sah Sodom an diesem Abend bereits zum vierten Mal in diesem Jahr (2x auf der 70.000 Tons, Party San und heute) und jeder einzelne Gig war für sich gesehen großartig. Langeweile? Fehlanzeige!

Vielmehr kann man auf jedem Gig beobachten, wie sehr sich Tom mit dieser Zusammensetzung wohlfühlt. Sei es ein Frank Blackfire, den seine Soli fast wie auf Platte rüberkamen, ein Yorck Segatz, der den Coolness Faktor auf ein anderes Level schraubt und natürlich Toni Merkel, der so präzise sein Kit vermöbelt, dass es für Musikenthusiasten eine wahre Wonne ist. Ehrlich, in dieser Besetzung sind Sodom in einer der besten Verfassungen seit Bestehen der Band.

Klassiker reihte sich an Klassiker und selbst der Demo Song „Let’s fight in the Darkness of Hell“ von 1983 fand erneute Berücksichtigung neben Brechern wie „Agent Orange“, „Nuclear Winter“, „Jabba the Hut“, „Remember the Fallen“, dem Venom Cover „Leave me in Hell“ oder, oder, oder. Als man dann zum Schluss die Klassiker Serie mit „Ausgebombt“ und „Bombenhagel“ beschloss, kam beim letzten Song erneut Harris Johns auf die Bühne und performte an der Gitarre zusammen mit den Jungs. Ein weiteres Leckerli an diesem mit Highlights gespickten Abend, der für mich persönlich gut und gerne noch 5 weitere Stunden hätte dauern können. Eines der besten Konzerte des laufenden Jahres. Und dafür vielen Dank an jeden einzelnen Musiker.

Silence is consent
Jabba the Hut
The Crippler
City of God
The Saw ist he Law
Blasphemer
Sodomy and Lust
Wachturm
Nuclear Winter
Proselytism Real
Tired and red
Let’s fight in the Darkness of Hell
Agent Orange
Outbreak of Evil
Leave me in Hell
Remember the Fallen
Ausgebombt
Bombenhagel



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