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BODY COUNT - Merciless (2024)

(9.202) Olaf (8,4/10) Hardcore


Label: Century Media
VÖ: 22.11.2024
Stil: Hardcore






Was hätte unser lieber Freund Schrod dafür gegeben, Ice-T und seine Bande noch ein letztes Mal in Berlin live zu sehen, was wir vor gar nicht allzu langer Zeit noch durften und dabei den einen oder anderen Jägershot auf unseren viel zu früh verstorbenen Partner in Crime erhoben. Alleine beim Schreiben dieser kleinen Einleitung habe ich schon wieder Gänsehaut. Doch kommen wir nun zum neuen Album der Krawallbrüder aus L.A.

Wenn Ice-T und seine Truppe von Body Count sich melden, darf man eins sicher erwarten: Es wird hart, kompromisslos und garantiert nicht jugendfrei! Die Band, die seit den frühen 90ern den Crossover-Sound zwischen Rap und Metal perfektioniert hat, meldet sich mit ihrem neuesten Werk Merciless zurück. Und wie der Titel schon ahnen lässt, bleibt die Musik unbarmherzig – obwohl auch hier die Jahre nicht ganz spurlos an der Band vorbeigegangen sind. Die wilden Schockelemente von damals, die einst als "Parental Advisory"-Sticker auf dem Cover prangten, haben vielleicht ein wenig an Wirkung eingebüßt, aber am Ende zählt, dass Body Count es immer noch verstehen, ordentlich Druck zu machen und die Nachbarn auf die Palme zu bringen.

Die Vergangenheit
Body Count wurde 1990 gegründet, und schon damals sorgte Ice-T für ordentlich Aufsehen. Die Verbindung von Metal und Rap, gepaart mit gesellschaftskritischen Texten und einer gehörigen Portion Provokation, hat die Band schnell zu einem Symbol des musikalischen Widerstands gemacht. Mit ihrem selbstbetitelten Debütalbum 1992, auf dem das kontroverse Stück „Cop Killer“ vertreten war und bis heute in Deutschland auf dem Index steht, haben sie eine Schneise der Empörung geschlagen. Es folgten Alben wie Born Dead, Violent Demise, Bloodlust, und zuletzt Carnivore, auf denen sie ihren Sound immer weiterentwickelten, ohne jedoch ihre Essenz zu verlieren: Hardcore-Sounds, knallharte Riffs und die unverkennbare Stimme von Ice-T, der seine Lyrics wie ein Boxer seine Schläge raushaut.

Die Gegenwart – rotzig, laut und voller Wut
Auch auf Merciless bleiben Body Count ihrer musikalischen Linie treu. Der Sound ist drückend, rotzig und typisch für die Band. Ernie C. sorgt an der Gitarre für die harten, knackigen Riffs, während Ice-T seine Rapparts abfeuert wie Maschinengewehrsalven – natürlich begleitet von zahlreichen expliziten Ausdrücken. Doch in einer Zeit, in der wir von Schockelementen umgeben sind, haben die Body Count-typischen „MF“- und „F“-Wörter nicht mehr denselben Effekt wie damals. Heute ist es eher die Musik selbst, die den Punch liefert, und das gelingt Body Count auch ohne jugendgefährdende Worte.

Highlights und Schwachstellen
Echte Kracher gibt es auf Merciless einige, darunter der Track „Do or Die“, der sich sofort ins Hirn brennt und bei dem man aus vollem Halse mitsingen möchte. Auch „Lying MF“ knallt amtlich und ist ein Paradebeispiel für den Body Count-Sound. Besonders spaßig ist der Song „Drug Lords“, bei dem es fast so klingt, als würde Sodom-Chef Tom Angelripper einen Gastpart beisteuern – ein überraschender und amüsanter Moment auf dem Album.

Doch wo Licht ist, da ist auch Schatten: Das Cover von Pink FloydsComfortably Numb“ ist schlichtweg ein Griff ins Klo. Die britischen Prog-Giganten mit einem Body Count-Sound zu überziehen ist zwar aller Ehren wert, ergibt einfach keinen Sinn und dürfte jeden Fan des Originals zum Augenrollen bringen. Aber immerhin liefert der Rausschmeißer „Mic Contract“ wieder ab. Hier lässt Ice-T alles raus, was ihn ankotzt, und dieser geballte Frust macht den letzten Track des Albums zu einem absoluten Highlight. Wenn Ice-T zum Rundumschlag ausholt, dann spürt man die Wut und die Ehrlichkeit – und das ist genau das, was Body Count ausmacht.

Ein echter Hingucker – das Cover
Ich bin ein Fan von fotografierten Albumcovern, und hier haben Body Count echt ein Meisterstück abgeliefert. In einer Zeit, in der KI-generierte Coverbilder an der Tagesordnung sind, ist es eine wahre Wohltat, dass sich eine Band wie Body Count die Mühe gemacht hat, ein echtes und packendes Artwork zu präsentieren. Das Cover strahlt eine Authentizität aus, die man in der heutigen Musiklandschaft nicht mehr oft sieht. Dafür gibt es definitiv Extra-Punkte und ein erneut fettes Fuck-Off an die KI. Ups…das F-Wort…

Noch hungrig nach all den Jahren
Merciless ist genau das, was man von Body Count erwartet: Ein abwechslungsreiches, unterhaltsames und druckvolles Album, das genau das liefert, was Fans hören wollen. Natürlich erfindet die Band das Rad nicht neu, aber das muss sie auch nicht. Es ist der typische Body Count-Sound – nicht mehr und nicht weniger. Ice-Ts aggressive Rapparts und Ernie C.s kraftvolle Riffs bilden die perfekte Mischung aus Rap und Metal, und selbst nach all den Jahren wirken die beiden noch hungrig.


Bewertung: 8,4 von 10 Punkten


TRACKLIST

01. Interrogation
02. Merciless
03. Purge
04. Psychopath
05. Fuck what you heard
06. Live forever
07. Do or die
08. Comfortably numb
09. Lying MF
10. Drug Lords
11. World War
12. Mic Contract



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