Z.O.F.F. 2019 - Zephyr's Odem Family Fest

Biosauna und niemand mag Weinschorle

19.10.2019 - Berlin @ Orwohaus


Mittwoch
Aufregung? Nicht die Spur, denn im Gegensatz zum ersten Zoff lief bislang alles glatt…vielleicht zu glatt? Die Bar wurde im Vorfeld einmal mehr von Schrod perfekt vorbereitet, die Bands zeigten sich bereits weit im Vorfeld freudig erregt und in den letzten Tagen vor dem großen Ereignis zog auch noch der Vorverkauf an. Und ich selbst? Die Ruhe in Person. Sämtliche technische Ungereimtheiten wurden von Siggi in Zusammenarbeit mit den Musikern zu jeglicher Zufriedenheit aus dem Wege geräumt, Soundmann Eggi scharrte bereits mit den Hufen, die Gästeliste war bereit. Konnte da noch was schiefgehen? Noch 72 Stunden…


Donnerstag
Der morgendliche Blick in mein Mailpostfach verriet mir: Noch mehr Vorbestellungen und immer noch keinerlei Hiobsbotschaften. Da konnte ich doch entspannt meiner regulären Arbeit nachgehen und den Einkaufszettel für das Catering vorbereiten. Lediglich die Frage von unserem Christian, was denn am Wochenende sei, er habe nämlich den Überblick ein wenig verloren, sorgte bei mir für etwas Erheiterung aber keinerlei Nervosität. Noch 48 Stunden…

Freitag
Der Vormittag gehörte der Küche. 3 Gerichte und erneut das im letzten Jahr von allem hochgelobten veganen, glutenfreien Chili meiner Frau wurden zubereitet und das ging schneller, als eigentlich erwartet, womit der Abend frei war für einen kleinen Serienmarathon und lümmeln auf der Couch. Ach, herrlich…nur noch 24…

…und dann ging es los! Gegen 19:30 Uhr erreichte mich die Hiobsbotschaft aus dem Vogtland, dass sich Unnamed Deathers Frontmann und Chronical Moshers Mitveranstalter Burgi eine fiese Halsentzündung zugezogen hatte und somit der Gig, auf den sich diese großartige Truppe seit Monaten diebisch gefreut hatte, flachfiel. Schei…aber was soll’s, gibt viele andere Bands, die uns im zurückliegenden Jahr „genervt“ hatten und ihre Bereitschaft signalisierten, bei uns auf der Bühne stehen zu wollen. Aufruf gestartet und flugs hatte sich mit Profane Sanctum eine coole Truppe aus Berlin gefunden, die mich schnell mit ihrem Melo Death überzeugten und scheinbar Zeit hatten. Zugesagt und Schrod instruiert, schnell die Flyer zu ändern. Im Internet angekündigt, alles geändert und endlich wieder aufs Sofa. Noch 20…und dann die nächste Bombe.

Ich war wohl etwas voreilig, denn…blablabla.“Profane Sanctum müssen wohl zukünftig an ihrer bandinternen Kommunikation arbeiten, denn gegen halb elf sagten auch diese ab und brauchen nach dieser scheiß Aktion bei uns auch nicht mehr vorstellig werden. Und wieder begann das Spiel von Neuem, wobei Steppo gerade in Potsdam mit Brutal Kraut Drummer Marlin (nein, er suchte nicht Nemo) unterwegs war, die mir von Betalmand Gitarristen Daniel mehr als wärmstens empfohlen wurde. Also eingetütet, fünf Mal nachgefragt, ob das nun safe sei und erneut Schrod mit der Umgestaltung beauftragt, welche er nach einigem Murren einmal mehr zu meiner vollsten Zufriedenheit erledigte. Nunmehr war es kurz nach Mitternacht, Sofa und Netflix fielen flach und ich vollkommen erledigt ins Bett. Nur noch 18 Stunden…

Samstag
Ja, die Nacht war etwas unruhig und kurz, denn irgendwie hatte ich immer noch das Gefühl, dass erneut irgendwas schiefgehen würde. Doch nichts passierte. Der Flieger der Schweizer Irony of fate landete planmäßig, das Catering wurde verladen und sogar Roadie Sven war pünktlich. Somit ging es frohen Mutes in Richtung Orwohaus, die Bar bestücken, den Backstage einrichten, das Buffet aufbauen, Siggi und Eggi in Empfang nehmen, die sich dann auch sofort an den Aufbau der Backline und des Schlagzeuges machten. Als dann auch noch die ersten Bands eintrudelten, wich die anfängliche Nervosität und unbändige Vorfreude auf den vor uns liegenden Abend machte sich breit.

Als dann Endseeker schon beim Soundcheck die Wände erbeben ließen stand fest: Es wird laut und der Sound war jetzt bereits allererste Ware. Den bereits im Club Anwesenden klappte jedenfalls kollektiv der Kiefer herunter, als die Hamburger loslegten. Alte Scheiße…Auch der Linecheck von Hell in the skies verlief vielversprechend, das Gruppenfoto wurde gemacht (leider ohne Sabiendas, die noch auf dem Berliner Ring im Stau standen) und als sich dann die Pforten um 18:00 Uhr öffneten und sich die ersten Besucher an unseren reichhaltigen Bar Angebot labten, stand einem megageilen Abend absolut nichts mehr im Weg.



Warum die schon recht zahlreich Anwesenden solch eine Distanz zur Bühne wahren, wird mir auf immer und ewig ein nicht zu lösendes Rätsel bleiben, denn unser Opener Hell in the skies mit unserem Redaktions-Lars an der Sechssaitigen, legte los wie die professionellen Brandbekämpfer und rockten mit ihrem herrlich eingängigen, Zack Wylde orientierten Stoner Rock die Bühne vortrefflich. Gleich zu Beginn wurde ebenfalls deutlich, dass Kollege Eggi einen glasklaren Sound fabrizierte, der den ganzen Abend anhalten sollte und dem fetten HITS Sound die notwendige Wucht verlieh.

Die Band gab ebenfalls alles, begeisterte mich komplett und auch meine Frau schwang hinterm Tresen nicht nur die bereits jetzt zahlreich über den Tresen gehenden Bierbecher, sondern auch die Hüfte und das Tanzbein. Vollkommen zurecht und als unser Jano stilecht in seiner Maske auch noch bei „Prisoner“ seinen Einstand beim ZOFF feierte und sich mit dem bestens aufgelegten Frontmann Asmoday gesanglich duellierte, stand unumstößlich fest, dass die Bande jederzeit gerne wiederkommen darf und der bei mehr Beachtung der Plattenfirmen durchaus eine anständige Karriere zuzutrauen ist.

Setlist Hell in the skies
Prelude to nightmare
Hell in the skies
Blackened sun
Prisoner
Ghosts of infinity
Vlad III
Mental asylum
Psalm DCLXVI

 



An dieser Stelle muss ich noch einmal Brutal Kraut meinen Dank aussprechen, die so dermaßen kurzfristig für unsere krankheitsbedingt abwesenden Vogtländischen Freunde einsprangen, dass die meisten Besucher gar nicht wussten, wer da nun die Bühne rocken wollte. Die auf ein Trio geschrumpfte Thrash/Deather aus Oranienburg machten ihrem vorher von vielen Seiten positiv bewerteten Ruf alle Ehre und gaben ebenfalls Kniegas und gefielen mit ihrem schönen Mix aus diversen hartwursttechnischen Stilen, der vom Publikum ebenfalls mehr als gut angenommen wurde.

Rouven, Marlin und Henry schienen sich wohlzufühlen und feuerten, erneut unterstützt von einem megastarken Sound, ihre zur Leier getragene Lyrik gekonnt in die Menge vor der Bühne, die nach jedem Song lautstark applaudierten. Wer die Truppe vorher noch nicht kannte, sollte sie nun nach diesem energetischen Gig nicht mehr vergessen. Machte mächtig Spaß und war definitiv mehr, als ein hastig herbeigezauberter Ersatz. Danke Jungs für diese bockstarke Performance und Euren Einsatz!

Setlist Brutal Kraut
Layers of mind
Hesitation
Criminal
Release
Hollow
Breaker
Legends never die

 



Natürlich hatten Irony of Fate als erste internationale Band beim ZOFF einen kleinen Exotenbonus inne, den sich die Schweizer dann auf der Bühne aber zu keinem Zeitpunkt anmerken ließen und eine Performance aufs Parkett zauberte, die ich bis dahin beim ZOFF noch nicht erleben durfte. Der peitschende Melo Death der Eidgenossen wurde von der bärenstarken Bühnenpräsenz von Frontfrau Cveti getragen, die sich vollkommen verausgabte, den rechten Fuß permanent auf dem Gaspedal hielt und Kolleginnen wie Britta Görtz oder Alissa White-Gluz ziemlich alt aussehen ließ. Die Haare der mehr als sympathischen Truppe waren unentwegt in Dauerrotation, die Gitarrenläufe von Raffael und Lars schnitten meterdicken Beton, Basser Tom und Drummer Gregor legten keinen Teppich, sondern vielmehr meterdicken Estrich, auf dem Irony of Fate ihren musikalischen Weg beschritten. Kollege Dennis von D:I:D: Events jedenfalls war mehr als begeistert und meinte: „Die spielen spätestens in 3 Jahren beim Party San“.

Sahen einige Zuschauer vor der Bühne scheinbar ebenso, denn die Beifallsbekundungen nach den Songs waren schon weit über dem üblichen Niveau und ließen die 45 Minuten wie im Fluge vergehen, bei denen sogar eine Mini-Wal of death einen Höhepunkt darstellte. Megabrett, mehr als liebe Menschen, die sich mit diesem Auftritt eine Menge neuer Freunde erspielt haben dürften. Auch hier ein dickes Dankeschön…

Setlist Irony of fate
Doomsday clock
Destruction
The wanderer
Oceans of doom
When worlds collide
The inbetween
Unleashed your chains
Six feet deep
Epitaph



Bereits beim letztjährigen Party San wurde beim Genuss diverser Cuba Libre und Heino aus der Konserve festgezurrt, dass bei der zweiten Ausgabe des ZOFF unsere Freunde aus dem Ruhrpott Sabiendas definitiv spielen müssen, die zwar verspätet bei uns eintrafen, danach aber nichts mehr anbrennen ließen und eine Show spielten, die so unfassbar brillant war, wie das neue Songmaterial vom hoffentlich bald erscheinenden neuen und bereits fertig eingetüteten Album „Repulsive transgression“. Trotz des Ausfalls des etatmäßigen Drummers Toni (gute Besserung an dieser Stelle), die Hinzunahme von Marius an den Kesseln erwies sich als absoluter Glücksgriff, denn der Junge gab alles, konnte technisch überzeugen und hat sogar mich als George Kollias und Derek Roddy Fan mehr als nur begeistert.

Das der Fünfer für mich schon seit Jahren als DIE deutsche Antwort auf Morbid Angel gilt, wurde an diesem Abend einmal mehr eindrucksvoll untermauert, denn das Niveau der Songs ist einfach überragend, wie gleich der Opener und neue Song „The human centipede“ unterstrich. Die Riffs des Duos Alex/Christian sind einfach Schädelspalter, die live noch brutaler als auf Platte rüberkommen und die wogende Masse vor der Bühne hellauf begeisterte. Und dass der allseits beliebte und berüchtigte Jan ein Frontmann von internationalem Format ist, wissen eingefleischte Szenekenner bereits seit Jahren.

Eggi gab erneut alles und bescherte dem todesbleiernden Fünfer einen überragenden Sound, der keinen stillstehen ließ und zum Teil für heruntergeklappte Unterkiefer sorgte. Wer sich Sabiendas ins Boot holt weiß genau, was ihn erwartet und sie lieferten in vollem Umfang ab, präsentierten insgesamt ganze sechs neue Songs, spielten mit „The castle“ vom überragenden 2015 Album „Column of skulls“ sogar meinen Lieblingssong und präsentierten sich in einer Hochform, bei der sich einige alteingesessene Bands vor Angst in den Frack scheißen müssten. Das nach dem Gig einige Pfeffiflaschen ihren Abnehmer fanden und am Morgen danach Saitenflitzer Christian auf meinem Balkon mit einer abartigen Flatulenz die restlichen Blätter der Birke vor meinem Haus zum abfallen brachte, sind kleine Randnotizen zu einem überragenden Gig, der nicht nur mir unbändigen Spaß machte.

Setlist Sabiendas
The human centipede
Ascending the scaffold
General butt naked
Restored to life
The castle
Served cold
Savagery and bloodthirst
The grey man
Dungeon keeper
Blood drenched rack

 



Wer sich die momentan angesagteste deutsche Traditions-Todesblei-Combo ins Boot holt weiß genau, was ihn erwartet: Arrogante Möchtegern Stars, einen ständig pennenden Frontmann und Musiker, die sich einen Spaß daraus machen, unbescholtene Musikjournalisten mit nackten Tatsachen zu konfrontieren. Ist natürlich alles nur Spaß, denn die nunmehr langjährige Freundschaft zu den Hamburger HM-2 Fanatikern machte es möglich, mit Endseeker einen wahrlich würdigen Headliner zum ZOFF zu lotsen, die dementsprechend alles dem Erdboden gleichmachten.

Der bereits beim Soundcheck angedeutete Brutalo-Sound kam hier noch einmal zur Anwendung und die bereits jetzt exorbitant hohen Temperaturen wurden noch ein wenig angehoben, so dass man sich wie in der Biosauna vorkam. Davon ließ sich das Quintett von der Waterkant aber nicht abschrecken und lieferten wie gewohnt einen bärenstarken Gig ab.

Mit eine der größten Überraschungen war, dass Gitarrist Ben erstmals live sein volles Haupthaar präsentierte und auf die obligatorische Kopfbedeckung verzichtete. Die Setlist beinhaltete eine schön ausgewogene Mischung aus alten und neuen Songs, wobei mir allerdings mein Lieblingssong „Worshipping the bloodthirsty“ immer noch am besten gefiel. Die Anwesenheit von Insidious Disease Frontmann Marc Grewe nährte bereits im Vorfeld bei mir die Hoffnung, dass das auf „Flesh hammer prophecy“ eingeträllerte Duett „Black star rising“ heute Anwendung finden würde, was allerdings leider nicht eintraf. Machte aber überhaupt gar nichts, denn Endseeker waren wie eigentlich immer bärenstark, Lenny zeichnete mit seinen witzigen Ansagen erneut das Bild eines Death Metal Fronters, der nicht nur böse ins Rund blicken muss, um Anerkennung zu erfahren und auch der Rest der Truppe untermauerte ihren in den letzten Jahren sorgsam aufgebauten, exzellenten Ruf einer Band, bei der man absolut nichts falsch machen kann…ob als Besucher oder Booker.

Danke an Endseeker, die einen mehr als würdigen Headliner abgaben und mich unglaublich stolz machten, diese überragende Band als Teil der ZOFF Familie in die Geschichtsbücher von Zephyr’s Odem einzutragen.

Setlist Endseeker
Into the fire
Spiritual euphoria
Worshipping the bloodthirsty
Pulse
Epitome of decadence
Whores of war
Immortalized
Deployement oft he aroused
The harvest
Cure
Vicious devourer
Possessed by the flame

Das zweite ZOFF war nun zu Ende, es wurde aufgeräumt, gefachsimpelt und das Fazit gezogen, dass es erneut eine prächtige Sause war, die von EUCH Fans mitgetragen wurde und welches ohne den unermüdlichen Einsatz unserer Redaktions-Crew gar nicht möglich wäre. Dähni versorgte die Besucher mit Merch, Schrod und Sabrina bedienten die durstigen Kehlen, Siggi kümmerte sich aufopferungsvoll um die musikalischen Belange der Bands, Thor schoss mehr als überragende Fotos aller Beteiligten, Eggi sorgte für einen großartigen Sound, Robsess und Jano fertigten den Einlass präziser ab, als so mancher Sicherheitsbeamter auf innerdeutschen Flughäfen und unser Rückkehrer Marcel war das Mädchen für alles. Schade nur, dass die im letzten Jahr als Verkaufsschlager in die Analen eingegangene Weinschorle in diesem Jahr gar keinen Abnehmer, der Vodka dafür bereits gegen 22 Uhr aus war. Irgendwas ist doch immer…

Danke an die Bands, die alles gaben, begeisterten und das ZOFF zu dem machten, für was es steht: Eine metallische Fete von Fans für Fans, die zahlreich erschienen, alle abfeierten und zum Ende sichtlich überzeugt und auch angeschlagen das Orwohaus verließen, welches sich einmal mehr als perfekter Gastgeber für uns entpuppte. Dank an Allem, die zum zweiten Mal unseren Traum wahr machten und den Nährboden für die dritte Ausgabe bereite, die am 17.Oktober 2020 an gleicher Stelle seine Wiederholung erfahren wird. Ihr findet die Veranstaltung, alle bereits bestätigten Bands und Infos hier:

ZOFF 3rd Edition 2020

Wir freuen uns auf Euch und erneut good friendly violent ZOFF mit viel Bier, guter Musik und einer Menge Spaß. Bis nächstes Jahr!


Das Zephyr's Odem Team

Olaf [Bericht] | Thor [Fotos]