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Live on Stage Report: 35 Years Of Evil Existence Tour 2024
ROTTING CHRIST | BORKNAGAR | SETH - 08.10.2024 - Nürnberg @ Der Hirsch
ROTTING CHRIST feiern „35 Years Of Evil Existence“. Zu diesem Anlass haben die Hellenen ein Tourpaket geschnürt, welches jeden Anhänger der schwarzgefärbten Musik in totale Ekstase versetzen sollte. Mit dabei sind die Norwegischen Pagan Black Metal Könige BORKNAGAR, sowie die schwarzmetallische Qualitätsschmiede SETH aus Frankreich.
Bei netten Gesprächen mit meiner Begleitung, genoss ich gerade noch den lauen Herbstabend, als überpünktlich, genauer gesagt um 18:57 Uhr die ersten Klänge das Intros aus dem Hirsch schallten. Also nichts wie rein in die Bude, denn schließlich sollte (für mich) das absolute Highlight dieser kleinen Konzertreise, den illustren Reigen eröffnen. Im noch recht überschaubar gefüllten Konzertsaal…..was sich glücklicherweise relativ schnell ändern sollte…..konnte man sich leicht und locker in die vorderen Reihen schieben und schon erschien die französische Black Metal Institution SETH auf der Bühne und bot vom Stand weg eine Black Metal Show in absoluter Perfektion! Musikalisch wie optisch ein absoluter Leckerbissen.
Begleitet von einem fantastisch klaren und druckvollen Sound schleuderten die Jungs ihre blasphemischen Hymnen, melodisch, direkt und ohne Umschweife ins dankbare Publikum. Solch unsterbliche Meisterwerke wie „Metal Noir“, „Et Que Vive Le Diable!“ oder sogar „Hymne Au Vampire (Acte I)“ vom Debütalbum (1998) verfehlten ihr Ziel mitnichten, öffneten mein pechschwarzes Herz und trieben mir die Gänsepelle über den alten Leib. Leider war dieser intensive Rausch aus pechschwarzen Tonfolgen bereits nach gut 40 Minuten schon wieder vorbei. Was bleibt ist pure Begeisterung für diese unfassbar große Ausnahmeband! Sprach ich schon von Black Metal in Perfektion? Wahnsinn!
Gut 25 Minuten sollte es dauern, bis die norwegischen Avantgarde Paganisten von BORKNAGAR die Bühne enterten und ihr Set in schummrigem Licht mit „Nordic Anthem“ eröffneten. Nach diesem relativ ruhigen Auftakt vom aktuellen Album ließen die Herren mit „The Fire That Burns“ erstmal ordentlich die schwarzmetallische Keule fliegen und spätestens hier wurde klar, dass der Sound nicht ganz so fett und geil wie bei SETH aus den Boxen quoll. Das machte es oftmals etwas schwer, dem Ganzen zu folgen.
Lars war verdammt gut bei Stimme, aber auch ICS Vortex, legte im Großen und Ganzen eine beeindruckende Performance am Mikro ab und so gipfelte der Auftritt der Norweger zweifellos mit dem treibenden „Up North“ und dem folgenden und abartig gefühlvollen „Voices“…..bei dem ich kurz davor war, ein paar Tränchen zu verlieren…..bereits in der Mitte der Setlist und obwohl es danach z.B. mit „Dauden“ (1996) und „Winter Thrice“ (2016) noch reihenweise gute Songs gab, war mit den beiden absoluten Übersongs irgendwie alles gesagt und für mich die Luft etwas raus. Außerdem sollte der Lichttechniker der Band dringend entlassen werden und das sage ich aus Sicht eines normalen Zuschauers und nicht aus Sicht des ständig meckernden Fotografen! Während SETH in einem Rausch aus Farben spielten, agierten BORKNAGAR weitestgehend im Dunkeln vor drei weißen Spots, die abwechselnd über die Bühne huschten. Das kann natürlich auch von der Band so gewollt gewesen sein, ändert aber leider nichts an der Tatsache, dass hier definitiv mehr drin gewesen wäre.
Trotz dieses kleinen Makels boten die Herren einen herrlich intensiven Gig, der mit einer wunderbaren Setlist bestückt und demnach den Abend immer weiter in Richtung Jahreskonzerthighlight vorantrieb. An dieser Stelle sollte aber dennoch nicht unerwähnt bleiben, dass die Jungs in diesem Tourpaket einen recht schweren Stand haben. Musikalisch fällt die Sause ja schon etwas aus dem Rahmen und dementsprechend konnten die Norweger, allen Bemühungen zum Trotz, schlicht und ergreifend nur verlieren, wobei ich hier ausdrücklich erwähnen möchte, dass die Band weit davon entfernt war, als „schlecht“ durchzugehen. Ich liebe BORKNAGAR nach wie vor herzlich und innig und es war mir ein Fest die Jungs mal wieder live gesehen zu haben!
Die nächste und letzte Umbaupause dauerte dann etwas länger und so langsam wurde es auch immer schwieriger, sich im mittlerweile gut gefüllten Hirsch, nach vorne zu zwängen. Kaum die richtige Position eingenommen, ertönte auch schon das Intro, zu dem sich nach und nach die Band auf die Bühne bewegte. Als letzter baute sich Sakis Tollis, das personifizierte Charisma vorm Mikro auf, rief in gebrochenem halbdeutsch ins Publikum: „Wir sind ROTTING CHRIST from Griechenland and we play fucking Black Metal“ und ab diesem Moment war ich und sicherlich auch ein Großteil der Anwesenden völlig fasziniert.
Man ist ja durchaus großartiges von dieser außergewöhnlichen Band gewohnt und somit habe ich auch einen überaus herrlichen Gig erwartet, aber was ROTTING CHRIST an diesem Dienstagabend auf die Bretter legten, war einfach nicht von dieser Welt. Gehüllt in einen ultrafetten Sound, mit verdammt viel Spielfreude in den Backen, reihten die sympathischen Griechen einen Hit an den anderen. Absolute Highlights waren für mich z.B. das unfassbar intensive und atmosphärisch dichte „Grandus Spiritus Diavolos“ vom 2013er Kata Ton Daimona Album, das neue und ebenso fesselnde „Like Father, Like Son“, sowie der kurze Abstecher in die ganz alte Geschichte der Band, welche mit den Klassikern „The Sign Of Evil Existence“ (1993) und „Non Serviam“ (1994) eindrucksvoll in die gierige Menge geschleudert wurden.
Mit „Societas Satanas“ gabs dann auch noch ein Cover der Landsmänner THOU ART LORD, wobei Cover vielleicht etwas zu viel gesagt ist. Schließlich steht der gute Sakis auch dort unter dem Pseudonym Necromayhem am Mikro. Aufgrund seiner etwas thrashigeren Ausrichtung sorgte der Song kurzzeitig für allerhand Bewegung im Pit. Ziemlich genau um 23 Uhr, nach einer Zugabe, entließen uns ROTTING CHRIST glücklich und zufrieden in die Nacht. Von mir aus, hätten die Jungs noch ewig so weitermachen können, aber alles Schöne ist nun mal vergänglich und somit endete ein Abend, dessen Magie eigentlich kaum in Worte zu fassen sind. Black Metal in Perfektion……..und hier schließt sich der Kreis!
Natürlich ist das alles Geschmackssache, aber für mich gab es selten ein Tourpaket, welches so dermaßen treffsicher zusammengestellt ist und bei einem fast lächerlich günstigen Eintrittspreis von 34 Euro, gibt es auch sehr wenige Ausreden, sich diese Tour entgehen zu lassen! Es gibt sie also noch…..die Abende, die auch einen ausdauernden Konzertgänger noch völlig begeistern können! Das war definitiv ein Highlight in meiner gesamten Konzerthistorie und wird wahrlich nur schwer zu übertreffen sein!
In diesem Sinne…….auf die nächsten 35 Jahre von ROTTING CHRIST! Wir sehen uns dann, wenn es heißt: „70 Years Of Evil Existence“. Wenn mich der Schnitter nicht vorher holt, bin ich definitiv dabei!