Label: Steamhammer
VÖ: 25.10.2019
Stil: Speed Metal
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Die Metalwelt war erschüttert, als Stephan Dietrich 2015 die auftrebenden Alpha Tiger verließ, um fortan zusammen mit Turbokill die Szene aufzumischen. Wie es ausging, ist allseits bekannt. Die Tiger gibt es nicht mehr und der flinke Tod erfreut sich großer Beliebtheit, wie man auch beim letztjährigen Spacefest live begutachten durfte. Nun also das erste vollständige Album und man darf nicht nur der Band, sondern vor allem Steamhammer dazu gratulieren, wohl eine der heißesten Newcomer Deutschlands unter Vertrag genommen zu haben. „Vice world“ nennt sich das flotte Geschoss, welches nun etwas genauer unter die Lupe genommen wird.
Nach einem kurzen Vorgeplänkel geht es dann auch ohne Umschweife mit dem Titeltrack mächtig in die Vollen und man ist sofort geneigt, die sich definitiv über die vorhandenen Rundungen wölbende Spandex inklusive high Tops überzustreifen und die Faust gen Himmel zu recken. Es wird aber auch frühzeitig klar, dass dieser herrliche Retro Speed und Heavy Metal komplett auf die Stimme von Stephan zugeschnitten ist, der nach seinem bereits oben erwähnten Abgang bei seinem vorherigen Brötchengeber endlich wieder unter Beweis stellen kann, was für ein großartiger Sänger er ist. Natürlich darf man das musikalische Können seiner Mitstreiter nicht unter den Teppich kehren, doch Turbokill lebt komplett vom Organ des sympathischen Sachsen. Warum aber auch nicht, das war in den späten 80ern auch meist nicht anders. Wo wir gerade dabei sind, die Musik erinnert mich sehr an glorreiche Schandtaten von Gruppen wie Scanner, Heavens Gate, Crimson Glory oder Fifth Angel vor ihrer Reunion und das ist exakt der Stoff, zudem Olaf früher steil gegangen ist. Alleine für diese akustische Zeitreise, gibt es einen Extrapunkt. Doch weiter im Text.
Nach dem speedigen "War thunder" folgt mit „Pulse of the swarm“ ein schöner Hybrid aus ein wenig Pantera vom Gitarrenspiel her und Judas Priest zu „Painkiller“ Zeiten, was die gesamte Instrumentalisierung anbelangt. Hier ist meines Empfindens nach auch das Zusammenspiel zwischen Sänger und Band bisher am besten gelungen. Ein harter, aber dennoch harmonischer Song, der zukünftig in keinem Liveset fehlen darf. Das folgende „Global Monkey Show“ ist dann leider der erste Song, der qualitativ nicht so ganz in die ansonsten hervorragend arrangierte Scheibe passen will. Das klingt vielmehr so, wie als wenn früher eine deutsche Band unbedingt einen auf Ami machen wollte. Macht aber gar nichts, da das anschließende „Sail with pirates“ locker wieder die Kohlen aus dem Feuer holt, mit seinen mitreißenden Riffs zu begeistern weiß und bei dem ein Freibeuter mäßiger sing along Part am Schluss natürlich nicht fehlen darf. Ein weiteres Highlight folgt mit „Turbokill“, der auch locker auf einer älteren Judas Priest Veröffentlichung hätte stehen können. Auch hier beweist Stephan sein unglaubliches Talent an den Stimmbändern und sackt locker einige seiner Kollegen ein. Eigentlich sollte man nach diesen starken Songs annehmen, dass irgendwann der Knick folgen würde, doch der bleibt zum Glück komplett aus, auch wenn „Kill the lie“ trotz seines Vicious Rumors artigen Drive nicht ganz an die Qualität seiner Vorgänger heranreicht. Überhaupt ist dieser eben gezogene Vergleich gar nicht so weit hergeholt, denn an vielen Stellen kann man durchaus den Geist von Carl Albert heraushören, was für mich als alten die hard Fan der Kalifornier eine wahre Wonne ist.
Mit „Don't deal with the devil“ setzen die Sachsen nunmehr zum Schlussspurt an, der nach einem etwas ruhigeren Beginn sich ebenfalls einer rockenden Granate entwickelt. Leider zeigt die Formkurve kurz vor Ende des Albums mit „Track’n’Spy“ ein wenig nach unten, da dieser mir ein wenig zu cheesy geraten ist und in den 80ern definitiv als Single Auskopplung für diversen AirPlay gut gewesen wäre. Passt aber irgendwie nicht zum Gesamtbild des Albums. Macht aber erneut gar nichts, denn „End of days“ und vor allem „Fortress of the universe“ sind zum Abschluss noch einmal zwei rasante Raketen, die die Nackenmuskulatur ziemlich beanspruchen.
Turbokill haben mit „Vice world“ eine mega starke Visitenkarte abgegeben und könnten mit diesem launigen Teil durchaus den Grundstein zu einer großartigen Karriere gelegt haben. Nicht nur die Stimme des Frontmann ist dafür ausschlaggebend, sondern auch das handwerkliche Geschick und Können seiner Mitstreiter, die zu jedem Zeitpunkt den geneigten Hörer auf den Punkt musikalisch befriedigen. Ein mächtig starker Nackenschlag, den man immer wieder gerne auflegt und sicherlich als Vinyl in keiner gut sortierten Sammlung fehlen darf.
Bewertung: 9,1 von 10 Punkten
Tracklist:
01. The grand delusion
02. Vice world
03. War thunder
04. Pulse of the swarm
05. Global monkey show
06. Sail with pirates
07. Turbokill
08. Kill the lie
09. Don’t deal with the devil
10. Track’n’Spy
11. End of days
12. Fortress of the universe
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