GENERATION STEEL – Lionheart (2023)
(8.588) Maik (8,6/10) Heavy Metal
Label: El Puerto/Edel
VÖ: 27.10.2023
Stil: Heavy Metal
Momentan überschlagen sich die Leute ja förmlich, um sich neue Kategorien für ihre Mitmenschen einfallen zu lassen. Man sieht da gar nicht mehr durch, geschweige denn, dass man sich in irgendeiner dieser Schubladen wiederfindet. Da gibt es Boomer und Millenials, Generation X, Y,Z, die letzte Generation, bei der man hofft, sie machen das wahr und vermehren sich nicht weiter, die Omikron- Variante, die Klingonen und die alten weißen Cis- Männer. Meistens wird das auch noch mit einem passenden Musikgeschmack assoziiert, und da bin ich dann völlig draußen. Die Achtziger, meine Freunde der kreischenden Stromgitarre, waren für mich hauptsächlich Metal. Punkt.
Eine hessische Band hat sich auch darüber Gedanken gemacht, und den einzig richtigen Schluss gezogen, indem sie sich, tadaaa!, GENERATION STEEL nannte. Das war allerdings schon 2019, und seitdem hat die Combo auch schon mit einem Debütalbum auf sich aufmerksam gemacht, dem sie nun in Form der Scheibe „Lionheart“ einen würdigen Nachfolger hinterherjagen.
Das Vorgängeralbum „The Eagle Will Rise“ hat unser Marky ja mit 8,5 Punkten geadelt, was die Stahlgeneratoren allerdings nicht als Anlass genommen haben, auf der Stelle zu treten. Dem aufsteigenden Adler wurde nun noch ein Löwenherz eingepflanzt und schon der Opener „Baptized In Sorrow“ macht deutlich, dass wir mit dem Album nicht vom Kummer taufen lassen müssen. Der Song ist zwar nicht der beste auf dem Album, dafür verschießen GENERATION STEEL ihr Pulver auch nicht gleich bei der Ouvertüre.
Griffiger, altschuliger Heavy Metal ohne überflüssige Schnörkel, fetten Riffs und einer erdigen Stimme, die mich von Zeit zu Zeit, der Sänger möge mir verzeihen, an Erika Morgengrau, die mal bei IGNITOR sang, erinnert. Die Gitarrenarbeit erinnert ab und an JUDAS PRIEST oder ACCEPT, was an sich ja eine recht geile Mischung ist. Songs wie „Bloodrage“ oder der Titeltrack ziehen ordentliche Furchen und sollten jedem Fan traditionellen Metals wie Butter in die Ohren tröpfeln.
Der wuchtige Stampfer „Wastelands“, der die elektronischen Anfangsgeräusche nicht unbedingt gebraucht hätte, hat zwar ein schön druckvolles Riff, plätschert aber im Refrain etwas herum und verspielt damit einiges von seiner Power. Auch beim nun folgenden „The Lost And The Damned“ wird mir zu oft die Power rausgenommen.
„Forevermore“ ist dann wieder ein flockiger Rocker, der zum lustigen Herumhüpfen und Nischelschwingen einlädt. Der Song greift schön tief in die Requisitenkiste altteutonischer Metallkunst und sorgt für Partystimmung. Und dann ist es Zeit für „The Ripper“. Nein, das ist kein JUDAS PRIEST- Cover. Der Song geht wieder in Richtung wuchtig und stampfend und erinnert teilweise etwas – hähä – die Ripper- Ära der PRIESTer.
„Left Alone“ wiederum paart klassisches PRIEST- Riffing mit ordentlichem Druck und melodische Parts, die allerdings ein wenig pathetisch wirken. Aber das gehört doch zum guten alten Metal dazu, oder? Gut, die etwas lahmarschige Bridge im letzten Drittel hätte nicht unbedingt sein müssen. Dass es draußen schüttet wie bekloppt, sehe ich auch ohne dass mich die Texte darauf hinweisen müssen.
Auch „United“ ist kein PRIEST- Cover, gibt eher wieder etwas verhalten Gas, und bietet zum Ende noch eine schöne Hymne, die den Scheibling passend zukorkt. Produktionsscherge war wie schon beim Erstling Uwe Lulis, der seine langjährige Erfahrung darin, wie teutonischer Metal zu klingen hat, eindrucksvoll in den Sound einfließen ließ.
GENERATION STEEL haben mit „Lionheart“ ein recht rundes Album losgetreten, welches an einigen Stellen etwas abfällt, insgesamt aber eine schöne Headbangerbescherung darstellt, die man sich als Kuttenträger durchaus zu Gemüte führen kann. Einige Tempowechsel wirken zwar manchmal etwas schwer nachvollziehbar, aber das gibt sich mit dem zweihundertsten Durchlauf.
Anspieltipp: „Bloodrage“ und „Forevermore“
Bewertung: 8,6 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Baptized In Sorrow
02. Bloodrage
03. Lionheart
04. Executor
05. Wastelands
06. The Lost And The Damned
07. Forevermore
08. The Ripper
09. Left Alone
10. United