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TROLLFEST – Flamingo Overlord (2022)
(7.830) Maik (8,1/10) Fun Troll Metal
Label: Napalm Records
VÖ: 27.05.2022
Stil: Fun Troll Metal
Dass die Knaben von TROLLFEST schon immer gepflegt einen an der Banane hatten, ist ja nichts Neues. Doch jetzt haben sie scheinbar völlig den Großbrand in der Ananas. Und meine Südfruchtallegorien kommen nicht von ungefähr, denn mit nordischem Trollgemetzel und ähnlichen Nettigkeiten, die früher so liebevoll mit Animationen unterlegt waren – ich erinnere nur an „Kjättaren Mot Strømmen“ oder „Hen Of Hades“-hat das neue Output nicht mehr viel zu tun.
Vielleicht haben schon einige das seit etlichen Wochen schon auf YouTube kursierende Video zu „Dance Like A Pink Flamingo“ gesehen. Und wie der Titel des neuen Albums andeutet, haben sich die norwegischen Knalltüten nun den besagten Flamingo zum Wappentier erkoren. „Flamingo Overlord“ heißt das Teil, und bemüht sich redlich, ein gewisses Südseeflair zu erschaffen. Dabei bedienen sich TROLLFEST auch vieler Stilelemente der achtziger Popmusik. Schon das oben erwähnte „Dance Like A Pink Flamingo“, welches auch zum Albumopener erkoren wurde, würde man, inklusive Video, wohl eher auf den ESC verorten. Allerdings muss man sagen, das wäre wohl das Beste auf dieser Veranstaltung seit LORDI.
Ab und an kommt auch noch das folkige Humppa-Feeling auf, wie zum Beispiel bei „All Drinks On Me“, allerdings gemischt mit Ska- Rhythmen, Seemanstrinkliedchorus, Redneck- Banjoklängen und Jodeleinlagen. Ja, das geht. Scheinbar. Wie man sieht, nehmen sich TROLLFEST nicht nur nicht ernst, sie sind auch bemüht, sich maximal und enthusiastisch zum Obst zu machen. Die Fixierung auf die Farbe Pink lässt Parallelen zu den Deutschen J.B.O. vermuten, und was den Humor angeht, liegt man da nicht unbedingt falsch.
Dass in „Flamongous“ progressive Gitarrenparts auf Gameboy-Sounds treffen, und Trollmannens hysterische Kreischvocals auf Mitschunkelrhythmen, ist merkwürdigerweise nur anfangs verwirrend. Und wenn lateinamerikanische Popmusik direkt in Blastbeats übergeht, wie in „Piña Colada“, tanzt der Flamingo den Lambada mit eisernen Stiefeln.
Natürlich ist der „Flamingo Overlord“, der im letzten Song seinen Namen „Bob Venke“ offenbart, nicht zum Spaß hier. Er will die Herrschaft übernehmen und die Welt unter seine metallischen Stiefel zwingen. Alle werden gezwungen, es sich unter der Sonne mit diversen alkoholischen Getränken gut gehen zu lassen. Unter der Knute seiner Flamingokratie wird Trübsinn und schlechte Laune zu Hochverrat erklärt, und diese ganzen Arschlöcher, die die Menschheit immer wieder in Kriege und andere Krisen steuern, werden in pinkfarbener Flamingoscheiße ertränkt.
Natürlich, Leute, die Bands wie die schon erwähnten J.B.O., KNORKATOR oder ähnliche Combos nicht mögen, werden auch der neuen TROLLFEST eher ablehnend gegenüberstehen. Und ehrlich gesagt, so richtig Metal isses auch gar nicht mehr, wenn man mal von den Gitarren und dem gelegentlichen Kreischgesang absieht. Aber ihr könnt mich totschlagen, mir gefällt das Album irgendwie.
In einer Zeit, in der die Menschheit scheinbar vollständig den Verstand verloren hat, ist es doch recht erfreulich, wenn ein paar Typen auf angenehme Weise einen an der Waffel haben, und diese Klatsche mit anderen teilen wollen, können, dürfen…vielleicht auch müssen? Und aus meiner Sicht wirkt es definitiv vernünftiger, sich ein Flamingokostüm überzuziehen, und zu TROLLFEST abzufeiern, als sich in Tarnlook zu zwängen, und wildfremde Menschen zu erschiessen. In diesem Sinne: All Hail To The „Flamingo Overlord“! „Bob Venke“ for World President!
Anspieltipp: „Dance Like A Pink Flamingo“ und „All Drinks On Me“
Bewertung: 8,1 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Dance Like A Pink Flamingo
02. All Drinks On Me
03. Flamongous
04. Twenty Miles An Hour
05. The Flamingorilla
06. Flamingo Libre
07. Piña Colada
08. Rule The Country
09. The Way You Earn Your Drinks
10. Overlords Have Feelings
11. Bob Venke