THUNDER AND LIGHTNING – Of Wrath and Ruin (2024)
(9.215) Olaf (9,5/10) Heavy Metal
Label: DIY
VÖ: 15.11.2024
Stil: Heavy Metal
Thunder and Lightning aus Berlin mischen seit 2004 in der metallischen Szene mit und haben dabei eine beachtliche Discographie geschaffen, die stets ihren eigenständigen, unverwechselbaren Stil betonte: mal klassischer Heavy Metal, mal ein wenig Thrash-lastig, und immer mit einer Spur Melodie. Die Band ist seit jeher für starke Hooks, technische Finesse und Spielfreude bekannt, aber was sie jetzt mit „Of Wrath and Ruin“ auf den Tisch legen, übertrifft alles Bisherige. Und eins vorweg: Diese Scheibe rockt und knallt so abwechslungsreich und energiegeladen, dass man sich fragt, warum nicht längst ein großes Label zugeschlagen hat.
Nach dem kleinen Intro dachte ich kurz, die falsche Platte eingelegt zu haben: Statt vertrautem Heavy Metal-Feeling prasselt ein Thrash-Gewitter auf mich ein, das direkt zeigt, dass die Berliner hier neue Wege eingeschlagen haben. Die Härte bleibt, aber schnell werden Einflüsse aus anderen Stilen hörbar, die das Album so abwechslungsreich wie fesselnd machen.
Neben dem Songwriting brilliert Marc Wüstenhagen hier als Produzent. Der Klang ist fett und die Gitarrenarbeit außergewöhnlich. In „Drown in Fury“ zeigt er, dass er ein wahrer Könner an der Gitarre ist – hier blitzen sogar ein paar Western-Anklänge auf, die dem Song eine ganz eigene Note verleihen. Dass diese Scheibe Eigenproduktion ist, merkt man kaum, denn der Sound steht den großen Produktionen des Genres in nichts nach.
Dunklerer Gesang und starker Gastauftritt
Frontmann Diddi hat eine stimmliche Weiterentwicklung hingelegt: Seine Stimme klingt nun etwas dunkler und rauer als in früheren Alben, was großartig zu den neuen, härteren Songstrukturen passt. Diese modifizierte Klangfarbe verleiht den Stücken eine zusätzliche Schwere und Tiefe. Zudem gibt es bei „Harbinger of Doom“ ein überraschendes Gastspiel von Thomas von Godslave, das den Song noch eine Spur facettenreicher macht. Die Zusammenarbeit verleiht dem Track das gewisse Etwas und bringt Abwechslung in die ohnehin schon spannende Dynamik des Albums.
Von Thrash bis 8-Bit: Das Songwriting glänzt
Mit jedem Track beweisen Thunder and Lightning, dass sie sich auf bemerkenswert hohem Niveau befinden. „The Strings they Bleed“ ist hier ein Paradebeispiel: Die Thrash-Kante kombiniert mit einem epischen Mittelteil, der einfach nur als Killer bezeichnet werden kann. Dieser Song verkörpert den Geist des Albums perfekt und dürfte auch Speed-Metal-Traditionalisten ein anerkennendes Nicken abringen. Ein weiteres Highlight folgt mit „Binary Assassin“, das mit einem witzigen 8-Bit-Intro startet und in einen Groove übergeht, der, so scheint es, eine kleine Hommage an Anti-KI-Thematiken ist – so oder so ein Song mit einem Ohrwurmfaktor.
Doublebass und Thrash-Elemente im perfekten Wechselspiel
„March in Defiance“ ist ein gewaltiges Doublebass-Monster, das förmlich nach Moshpits schreit. Der Track lässt den Boden vibrieren und unterstreicht die Präzision und Energie, die Thunder and Lightning in ihr Songwriting gelegt haben. Und kaum, dass die Ohren zur Ruhe kommen, geht es mit „Deceive Myself“ wieder in die Thrash-Richtung, die hier erfrischend und mitreißend umgesetzt wird. Dieses Album ist ohne Frage das Highlight ihrer bisherigen Discographie – so ein hohes und durchgehend stabiles Niveau in jedem Track ist beeindruckend und beweist, wie viel Liebe zum Detail in dieses Werk geflossen ist.
„Mind Seducer“ hebt die Härte nochmals an und überrascht mit einer Blastbeat-Einlage. Ohne Frage der heftigste Song des Albums – Thunder and Lightning lassen hier alle Hemmungen fallen. Und mit „The Rivers’ endless Flow“ gibt es gegen Ende noch einmal ein intensives Riffgewitter, das das Album abrundet und eine Visitenkarte ihrer musikalischen Bandbreite darstellt. Der Abschluss „…and Ruin“ bildet schließlich den perfekten Kontrast zum Intro und lässt den Hörer erfüllt und begeistert zurück.
Ein episches Metal-Kaleidoskop
„Of Wrath and Ruin“ ist ein Meisterwerk, das alles vereint, was Metal ausmacht: Härte, Melodie, geniale Riffs und eine Produktion, die jedem internationalen Vergleich standhält. Diddi ist ein Frontmann, der wie guter Wein mit jedem Jahr nur besser wird und der den Songs eine markante Note verleiht. Thunder and Lightning haben hier ein Metal-Album geschaffen, das selbst die eingefleischtesten Genre-Liebhaber begeistert und ein neues Kapitel in ihrer eigenen Geschichte aufschlägt. Das, was hier abgeliefert wird, gehört auf die ganz großen Bühnen.
Bewertung: 9,5 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Of Wrath…
02. Depths of Sorrow
03. Drown in Fury
04. Harbinger of Doom
05. The Strings they bleed
06. March in Defiance
07. Deceive myself
08. Where Secrets hide
09. Binary Assassin
10. Mind Seducer
11. The Rivers‘ endless flow
12. …and Ruin