REVIVER – Carnival of Chaos (2024)
(9.272) Maik (8,5/10) Heavy Metal
Label: No Dust Records
VÖ: 13.12.2024
Stil: Death Thrash Metal
Die niederländische Band REVIVER ist zwar schon im Jahre 1997 gegründet worden, hat aber bisher noch nicht allzu viel veröffentlicht, was auch daran lag, dass sich die Combo 2006 aufgelöst hatte und erst seit 2017 wieder aktiv ist. 2022 kam das Comeback- Album und schon zwei Jahre später, eben genau heute, wo ich das schreibe, steht die dritte Langspielplatte in den Regalen.
Metal Archives listet die Mucke der Band als Power/Progressive Metal, aber keine Angst: hier wird keineswegs herumgefrickelt oder allzu verkopfte Synapsenworkouts zelebriert. Eher kommt die Mucke gediegen erdig und vor allem traditionell rüber. Das Album heißt „Carnival Of Chaos“ und handelt von den Tempelrittern. Chris Boltendahl telefoniert schon mit seinen Anwälten…nein, war nur Spaß.
Nach einem obligatorischen Intro legen die Mannen auch gleich los. „Whats In Thy Command“ ist eine griffige Metalschippe, die mit einem eingängigen Refrain auch gleich ins Ohr geht und den Hörer für die Band einnimmt. NWOBHM und US Power Metal hört man definitiv heraus. In dieselbe Richtung geht auch „Along The Crusade“, nur etwas langsamer.
Der mit Spieluhrmusik beginnende Titeltrack zieht dann wieder etwas an, greift regelrecht in die Speed-Kiste und dürfte Freunden von JUDAS PRIEST sicher gut reingehen. Auch der folgende „Nemesis Of Sion“ geht fett ab und zieht das Tempo fast noch mehr an.
An diesem Moment befürchtete ich schon, dass ich meinen Jahrespoll mal wieder umstrukturieren muss. Doch dann haben REVIVER das Gaspedal in den Schatten verloren. „Lost In The Shadows“ ist nämlich eher eine Powerballade, die zwar auch ihre Stärken hat, aber dann doch eher in die progressive Ecke schielt. Doch die Erholung dauert nicht lange, denn dann kommt „John The Baptist“ ums Eck und gibt wieder Kniegas, dass der Asphalt verdampft. Das Tempo wird im Laufe des Songs zwar wieder etwas gedrosselt, aber zum Ende hin gibt’s wieder Nitro.
Die Sitte, dass Platten aus dem Bereich Heavy Metal auch unbedingt eine Ballade haben müssen, ist scheinbar noch nicht ausgestorben. Und so basteln uns auch REVIVER eine solche in die Ohren. Hätte jetzt auch nicht sein gemusst. Klar, ist exzellent gespielt, nimmt aber völlig den Drive aus der Scheibe. Inklusive „Ohhhohhhoohooo“- Gesängen. Und von einem Engel wird da auch noch gesungen. Naja, ist ja bald Weihnachten…
Dann geht es zurück nach Ägypten. Und passend zum Thema integrieren REVIVER auch gut cineastische Epik in „Return To Egypt“. Hier kommt auch der progressive Anteil mehr zum Tragen. Das Anfangsriff von „Land Of The Sinners“ kommt mir irgendwie bekannt vor. Ich weiß nur nicht, woher. Auch der Song selbst erinnert mich an irgendeine andere Band. Das Ding ist zwar gut gespielt aber die ganze Zeit kramen klamme Finger in den spinnwebenverhangenen Schubladen meiner Hirnkastenkommode, aber ich komme nicht drauf.
Mittelalterlich anmutende Klänge läuten „Crucified And Survived“ ein, bevor der Track eine veritable Power Metal- Kiste wird, die wieder stark zwischen JUDAS PRIEST und US-Power Metal. Wieder schön griffiges Riffing und ein Refrain mit Mitsingcharakter. Der letzte Song heißt „Friday The 13th“. An einem Freitag dem dreizehnten kommt das Album heraus, und an selbigem Tage schreibe ich auch diesen Review. Habe ich das nicht gefickt eingeschädelt? Aber dieser Fakt ist rein zufällig, denn das Datum zeigt nur den Tag an, an dem der französische König Philipp IV der Schöne den Templerorden zerschlug, es war nämlicherdings am Freitag, dem 13. Oktober 1307. Klugscheißermodus Ende. Der Track nimmt noch einmal Gas auf, erinnert gesanglich teilweise an Tim „Ripper“ Owens und THE THREE TREMORS. Der Song gibt dem Album noch mal einen fast forward - Tritt in den Arsch und schließt das Album rasant ab.
Nun, es reicht für REVIVER nicht ganz, sich noch in meine diesjährige Best Of zu schmuggeln. Dafür sind mir in den durchaus gelungenen und coolen Songs teilweise zu viele Zitate vertreten. Dennoch kann ich Power Metal Fans, die auch gern mal in Richtung Speed Metal schielen, diese Scheibe wirklich empfehlen. Hier gibt es Power Metal, der sich an den Traditionen der Achtziger orientiert, diese aber mit modernerer Wucht veredelt.
Anspieltipp: „Whats In Thy Command“, „John The Baptist“ und „Friday The 13th“
Bewertung: 8,5 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Dark Wind Of Destiny (Intro)
02. Whats In Thy Command
03. Along The Crusade
04. Carnival Of Chaos
05. Nemesis Of Sion
06. Lost In The Shadows
07. John The Baptist
08. Long Way From Home
09. Return To Egypt
10. Land Of The Sinners
11. Crucified And Survived
12. Friday The 13th