PARAGON – Metalation (2024)
(9.196) Maik (9,0/10) Heavy Metal
Label: Massacre Records
VÖ: 08.11.2024
Stil: Heavy Metal
Fünf jahre sind vergangen, seit mir PARAGON mit ihrem zwölften Album „Controlled Demolition“ gewaltige neun Punkte aus dem Kreuz leierten. Dass es bis zu einem neuen Output der Band so lange gedauert hat, ist mal wieder der Pandemie in die zerfledderten Schuhe zu schieben, denn kurz nach VÖ einer Scheibe in den Lockdown zu rutschen ist für eine Band eher suboptimal.
Zeitweise stand sogar schon die Auflösung der Formation zur Debatte, doch letztlich stabilisierte sich das Line Up wieder, und genug neue Songs waren auch geschrieben. Deshalb steht nun ein neues PARAGON- Scheiblettchen in den Startlöchern, dem geneigten Old School Metaller neues Futter in die aufnahmebereiten Ohren zu schaufeln.
Nach eigener Meinung haben PARAGON auf „Metalation“ die Brachialität zugunsten der Melodie zurückgeschraubt, dennoch müssen Headbanger keine Angst haben, hier eine weichgespülte Band vorgesetzt zu bekommen. Das machen PARAGON mit dem Opener „Fighting The Fire“ schon mal klar. Ein Uptemporocker, der es in sich hat. Die Einflüsse von JUDAS PRIEST und IRON MAIDEN und vor allem GRAVE DIGGER sind nicht von der Hand zu weisen. Und das sind schon mal Hausnummern, in denen man gerne Zeit verbringt.
Und auch mit dem folgenden „Slenderman“ lassen PARAGON ihrer Spielfreude freien Lauf. Hier dürften auch SAXON und ACCEPT ein wenig Pate gestanden haben. Diese Parallelen kommen auch durch die Gesangsleistung von Andreas Babuschkin zustande. Der Kerl hat eine derart variierende Stimme! Klar, er ist weder ein Biff Byford, Udo Dirkschneider, Chris Boltendahl oder Rob Halford, lässt diese Gesangsgrößen aber desöfteren aufblitzen, ohne wirklich zu kopieren.
„Battalions“ geht dann eher ins Midtempo, wirkt aber keineswegs so, als hätten PARAGON plötzlich die Feststellbremse gefunden. Ebenso eher langsamer gestylt, aber wuchtig wie Sau kommt dann „Beyond The Horizon“ daher, der im Chorus fast liedhaft wirkt, was einen interessanten Kontrast zum fast doomigen Riffing aufbaut.
Und wer jetzt gedacht hat, PARAGON hüllen sich jetzt in gemütlichem Midtempoflausch ein, wird nun mit „MarioNET“ wieder wachgerüttelt. Der Song hat wieder regelrecht Speed Metal- Qualitäten. Die Hintergrundchöre erinnern ein wenig an GRAVE DIGGER, während der Gesang sich hier eher an Bands wie AGENT STEEL oder FLOTSAM & JETSAM zu orientieren scheint. Treibender Rhythmus und ein fulminantes Solo lassen das Adrenalin wieder hochkochen.
„The Haunted House“ baut sich langsam auf, wuchtiges Riffing und ein Solo in Anfangsnähe leiten in einen heftigen Banger, der die alte Schule des Heavy Metal mit der Epic neuerer Power Metal- Macharten verbindet. Und wer jetzt denkt, es wäre mal wieder Zeit für was Ruhigeres, weil „Burn The Whore“ recht mainstreamig beginnt, findet sich sogleich in einem Rocker wieder, der auch GRAVE DIGGER gut zu Gesicht stehen würde. Besonders die Gesangslinien und die Vocals generell ziehen hier ordentliche Schneisen.
Bei einem Songtitel wie „Metalation“ erwartet man förmlich einen Metal- Verherrlichungssong mit ordentlich Leder, Spikes und dem ganzen Kram. Und mit dem Titelsong ihres neuen Albums liefern PARAGON auch prompt ab. Ein typischer Metalstampfer mit Klischeetexten, auf den MANOWAR sicher mittlerweile neidisch werden könnten. Inklusive akkustikbasiertem und liedhaftem Mittelteil. Also Fäuste hoch und mitgegrölt.
Den regulären Abschluss bietet dann doch noch eine Ballade, die schön getragen und fluffig beginnt, und dann im Chorus bester ACCEPT-Manier losstampft und ganz fette Nägel in besonders dicke Bretter kloppt. Trotz der balladesken Stimmung wohnt „My Asylum“ nämlich ordentlich Wucht inne.
‚Regulärer Abschluss‘ schrieb ich, und das nicht ohne Grund. Denn für die CD-Ausgabe haben PARAGON noch einen Bonustrack hinzugefügt, und zwar die Neueinspielung des Songs „Hellgore“ von 2008. Etwas schnörkelloser und brachialer als das neue Material, aber definitiv als dieselbe Band erkennbar.
Dreizehn Alben und kein bisschen leise. „Metalation“ ist ein unterhaltsames, abwechslungsreiches Metalalbum geworden, welches die Vorzüge der 80er und 90er vereint und gut Zunder gibt. Die Band hat ein zielsicheres Gespür für griffige Songs, die sogleich ins Ohr gehen, ohne simpel zu wirken. Die angesagte Reduzierung der Härte zugunsten Melodien ist dezent, denn die Riffs sensen sich gewaltigst durchs Getreide. Das Album macht einfach Spaß, und ich kann es jedem Heavy/Power Metal- Fan nur empfehlen.
Anspieltipp: „Fighting The Fire“ und „MarioNET“
Bewertung: 9,0 von 10 Punkten
TRACKLIST:
01. Fighting The Fire
02. Slenderman
03. Battalions
04. Beyond The Horizon
05. MarioNET
06. The Haunted House
07. Burn The Whore
08. Metalation
09. My Asylum
10. Hellgore