PAGANIZER – Flesh Requiem (2024)
(9.209) Olaf (9,0/10) Death Metal
Label: Transcending Obscurity Records
VÖ: 01.11.2024
Stil: Death Metal
Es gibt Bands, die man einfach sofort erkennt, und Paganizer gehören ohne Zweifel dazu. Die schwedische Death-Metal-Maschine um Frontmann Rogga Johansson hat sich seit ihrer Gründung 1998 als absolute Konstante etabliert. Kaum eine Band bleibt dem reinen, kompromisslosen Death Metal so treu, ohne allzu sehr ins technische oder melodische Abseits zu driften. Paganizer steht für rohe, ungeschönte Härte, direkt aus den Katakomben der skandinavischen Todesblei-Schmiede – und mit „Flesh Requiem“ legt das Quartett nun ein weiteres Kapitel in ihrer beeindruckenden Diskographie vor.
Wenn man im World Wide Web nach Paganizer sucht, wird man schnell feststellen, dass Rogga Johansson und Co. eine Diskographie hat, die einem Katalog ähnelt – und das ist keine Übertreibung. Alben, EPs, Splits, Singles: Die Band hat seit den späten Neunzigern konstant Material veröffentlicht. Für einige mag das schon fast zu viel des Guten sein, aber für eingefleischte Fans ist jedes neue Werk wie eine weitere Portion pures Adrenalin. Kein Schnickschnack, kein Firlefanz – Paganizer liefert einfach immer. Und so auch hier…
Schon die ersten Töne von „Flesh Requiem“ machen klar: Hier gibt es nichts für zarte Seelen. Das Album stürzt den Hörer in ein finsteres Reich voller bösartiger Riffs und knochenzermalmender Drums, als hätte man den Requiem-Teil gleich mal wortwörtlich genommen. Die Gitarrenfront – kalt, messerscharf und brutal – bleibt das zentrale Element der Songs. Man könnte fast sagen, die Gitarren sprechen eine eigene Sprache, eine, die irgendwo zwischen der Grabesstille und einem gnadenlosen Vorschlaghammer pendelt.
Die Tracks sind durchzogen von einer Old-School-Death-Metal-Ästhetik, die Erinnerungen an die großen Bands der Szene weckt, aber mit einem deutlich eigenen, unverkennbaren Paganizer-Sound. Songs wie „Meat factory“ und „World scythe“ marschieren mit wütender Präzision auf den Hörer zu, und bei „Just another Doomsday“ trifft man auf ein Riffgewitter, das einfach gnadenlos niederwalzt. Roggas tiefe, kehlige Growls klingen, als hätte er sich frisch aus den Klauen der Unterwelt losgerissen. Es ist schwer, bei diesem Album nicht den Kopf zu schütteln – im besten Sinne des Wortes.
Ein besonderes Highlight ist der Track „Skeletons“. Mit seinen tiefen, düsteren Melodien und einem Groove, der einen direkt in die Katakomben des schwedischen Death Metal zieht, zeigen Paganizer hier, wie vielschichtig und durchdacht ihre Arrangements sind. Es mag überraschend klingen, aber „Flesh Requiem“ schafft es, diesen bitteren Nachgeschmack von roher Gewalt mit einer Form von musikalischem Understatement zu paaren – ja, Paganizer klingen brutaler als je zuvor, aber auch kontrollierter und schärfer. Vomitory haben schärfste Konkurrenz bekommen.
Mit „Flesh Requiem“ beweist der Rogganizer einmal mehr, dass er ein Meister seines Fachs ist. Kein unnötiges Gefrickel, keine überflüssigen Experimente – einfach purer Death Metal, der wie eine Abrissbirne daherkommt und alles niederreißt, was sich ihm in den Weg stellt. Und das Beste? Paganizer klingen, als hätten sie auch nach all diesen Jahren immer noch den Spaß daran, die Szene in ihre Grundfesten zu erschüttern.Dieses Album ist wie ein finsteres Ritual, das alle Stärken der Band auf den Punkt bringt: brutale Riffs, gnadenlose Drums und ein Vokalstil, der direkt aus den Tiefen der Hölle zu kommen scheint. Für Death-Metal-Puristen, die nicht genug von schwedischem Todesblei bekommen können, ist „Flesh Requiem“ ein Festmahl der Dunkelheit. Für alle anderen mag es wie der musikalische Besuch eines Horror-Kellerclubs wirken – nichts für schwache Nerven, aber dafür umso authentischer.
Mit „Flesh Requiem“ liefern Paganizer ein Album, das wie ein alter Freund ist: man weiß, was man bekommt, und trotzdem packt es einen jedes Mal aufs Neue. Ein Höllentrip, den man so schnell nicht vergisst.