LORD GOBLIN – Lord Goblin (2024)
(9.256) Maik (8,6/10) Heavy Metal
Label: No Remorse Records
VÖ: 22.11.2024
Stil: Heavy Metal
Ziemlich irreführend, was hier im Promotitel steht. Epic Black Metal? Da stelle ich mir sowas wie DIMMU BORGIR vor oder BEHEMOTH, aber was hier aus den Boxen rödelt, hat damit eigentlich wenig zu tun, um nicht zu sagen, überhaupt nichts.
Die Rede ist von LORD GOBLIN und ihrem selbst betitelten Debüt- Langspieler. Zunächst beginnt es schon mit einem Riff, welches zumindest in den Ansätzen an die schwazmetallische Zunft anzudocken scheint. Keyboardteppiche weben auch den epischen Touch in die Musik, doch sobald der Vokalist, der sich ebenfalls Lord Goblin nennt, loslegt, findet man sich eher in einer Art Epic Power Metal wieder.
Der Knabe hat nämlich eine ziemlich geile Voice, die phantastisch zu Bands wie MANILLA ROAD passen würde. Dazu gesellt sich teilweise auch eine Note Progressivität in den Riffs, folkmäßige Einflüsse lassen sich auch nicht von der Hand weisen und die Hammond-Orgel-mäßigen Keyboards, die sehr oft aufblitzen, ziehen auch noch einen weiten Bogen zu Siebziger Hardrock britischer Prägung.
Das passt dann auch wieder wie Axt auf Hackklotz, denn LORD GOBLIN sitzen auch in Groß-Brexitanien, stammen aber eigentlich aus Italien. Vom typisch italienischen Epic Power Metal ist aber wenig zu spüren. Episch ist es aber dennoch. Ab und an schimmert auch eine Spur IRON MAIDEN durch, besonders bei Songs wie „The Wanderer“.
Den Zuckergusseffekt, der epischem Metal oft anhaften, können LORD GOBLIN gekonnt ausweichen, denn hartes Riffing, teils vertrackt angeproggte Momente fügen sich eher härtebringend in die Musik ein und bieten einen schönen Kontrast, wenn es gesanglich mal etwas getragen-hymnischer wird.
LORD GOBLIN sind auch gut im Bereich Abwechslung. Der Opener „Northern Skyline“ ist ein Epik-Kracher, den HELVETETS PORT nicht besser hinkriegen könnten. „The Oracle“ beginnt mit Chören im MANOWAR- Style, und kommt in Teilen auch rifftechnisch wuchtig daher, mit einem leichten Touch Pagan Metal oder Bands wie SLOUGH FEG.
Zwei Instrumentalstücke hintereinander erscheinen etwas seltsam, aber sorgen auch für Auflockerung. „Freedom Rider“ kommt recht schnell daher, mit progressiven Gitarrenparts und als I-Tüpfelchen wieder die Hammond-Orgel-Geschichte. „Thunderous Smite“ ist allerdings eigentlich nur ein Drumsolo, mit welchem manche Bands bei Lifegigs aufwarteten, gerade in den Siebzigern.
Wie ich schon angedeutet habe, sehen LORD GOBLIN ihre Inspirationen wohl in den Sparten Hard Rock und Progressiv Rock, arbeiten aber genug Elemente aus dem Heavy, Epic und Power Metal ein, um heavy genug rüberzukommen. Auch leichte Anklänge an den Pagan Metal kann man verzeichnen.
Das klingt nun alles etwas wie eine krude Mischung, funktioniert aber erstaunlich gut. Obwohl die ganze Scheibe, einschließlich der Covergestaltung, unglaublich auf Retro getrimmt ist, wirkt das Ergebnis doch unglaublich frisch und packend. Das Drumsolo nimmt etwas den Fluss aus der Platte, stört aber nicht vollends. Vor allem, wenn danach ein mitreißendes Stück wie „Light Of A Black Sun, Pt.1“ erklingt, welches flockige Pagan Metal- Tanzatmosphäre versprüht, allerdings im musikalischen Retro-Gewand.
Warum man den Titel zweigeteilt hat, weiß ich nicht, denn Part 1 geht nahtlos in Part 2 über. Der zeigt auf, dass Epik Metal und Blastbeats sich nicht unbedingt ausschließen müssen. Hier zeigt sich auch wieder die Sangeskunst des Frontmannes.
LORD GOBLIN haben mit ihrem Album eine interessante Mischung aus Hard Rock, Progressive Rock, Heavy/Power/Epic Metal geschaffen, die trotz des unüberhörbaren Blicks in die Vergangenheit frisch und unverbraucht aus den Boxen klüngelt. Mir gefällt das Werk außerordentlich gut, die Verbindung alter und neuer Elemente der stromgitarrenbasierten Musiziertechnik ist mitreißend und abwechslungsreich.
Anspieltipp: „Northern Skyline“ und „Light Of A Black Sun, Pt.1“
Bewertung: 8,6 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Northern Skyline
02. The Wanderer
03. The Oracle
04. Freedom Rider
05. Thunderous Smite
06. Light Of A Black Sun, Pt. 1
07. Light Of A Black Sun, Pt. 2