FLEISCHSCHIRM – SchirmHerrschaft (2024)
(9.224) Maik (8,8/10) Death/Thrash Metal
Label: Running Wild Prod.
VÖ: 16.11.2024
Stil: Death/Thrash Metal
Das aus Österreich gern mal morbid kranker Scheiß kommen kann, haben vor über dreißig Jahren schon Combos wie PUNGENT STENCH, DISASTROUS MURMUR oder die schon fast vergessenen VISCERAL EVISCERATION bewiesen. Das das noch lange nicht vorbei ist, sehen wir heute.
Normalerweise verortet man solchen Kram ja nach Wien, doch im Falle dieser Band liegt man damit falsch. FLEISCHSCHIRM kommen nämlich aus der Ecke Lustenau/Dornbirn. Beide Ortschaften waren mir bisher nur durch diverse SciFi- Cons ein Begriff, bei denen unser Star Wars Kostümclub aufgeschlagen war. Doch scheibbar wird auch am Fuße der Alpen ordentlich auf die Kacke gehauen. Oder besser gesagt, auf’s Fleisch. Wie man auf einen Namen wie FLEISCHSCHIRM kommt (Doppel - ‚sch‘ als zusätzlicher Schock für nichtdeutschsprachige Leute), weiß ich nicht, was sich die Knaben darunter vorstellen, wird auf dem Coverartwork teilweise klar.
Die „SchirmHerrschaft“ (so heißt die Scheiblette nämlich) wird auch gleich mit „Blutgruppe B“ eingeleitet, der lyrisch schon mal die äußersten Geschmacksränder austestet. Die Mucke brät aber ordentlich. Die Düsternis und Wucht des Death Metal mit dem aggressiven Vortrieb des Thrashs gepaart ergibt eine schön fette Mischung, die den Scheitel samt Kopfhaut auf links dreht.
Dabei lassen die Kunden vom Bodensee auch schonmal ein Melodiechen zu, zum Schunkeln wird es aber dennoch keinen Anlass geben. Dazu knarzen die Riffs viel zu knackig durch die Bretterbude. Auch gesanglich wird beiden angezapften Subgenres Tribut gezollt. Man trifft also gleichermaßen auf düster brummeliges Brüllgeröhr und thrashig kratziges Shouting. Kontrastprogramm: „Leidenschaft“ bedient die Grunzmöhrenfraktion, während „Nukular“ mehr die Thrashpalette bedient. In „Königreich Der Qualen“ kommt sogar mal ein regelrechter Tom-Araya-Gedächtnispart vor.
Die Lyrics sind in deutscher Sprache, weshalb ich anfangs etwas skeptisch war, ob mich das überzeugt. Aber einerseits versteht man das Gebrüll sowieso nur, wenn man genau hinhört, oder gar nicht, andererseits überzeugen die Vorarlberger mit fetter Mucke, die keine Ablenkung zulässt. Das brät einfach ordentliche Steaks, aus denen man sich gern einen Schirm flechten kann.
Dazu kommt der ganze Krach auch noch mit einer brutal feisten Produktion daher, die dem Ganzen noch mal mächtig gewaltig einen draufsetzt. Da tanzt die Fontanelle Polka. Wer auf eine fette Mischung aus Death und Thrash abfährt, sollte sich schleunigst ein Häppchen aus dem FLEISCHSCHIRM genehmigen.
Anspieltipp: „Blutgruppe B“ und „Dein Untergang“