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FACTORY OF ART – Back to Life (2024)

(8.977) Maik (10/10) Prog Heavy Metal


Label: DIY
VÖ: 07.06.2024
Stil: Prog Heavy Metal






Zweiundzwanzig Jahre nach dem letzten Output zauberten FACTORY OF ART einen neuen Langspieler zusammen, und wer nach so langer Zeit einen Neuaufguss aus dem alten Kaffeefilter erwartet hat, dem werden vor Erstaunen die Glotzböppel aus den Augenhöhlen rollen, denn was die Leipziger hier abgeliefert haben, degradiert jeden Designerkaffee zur Mitropaplörre.

Denn das Gemisch aus energiegeladenem Power Heavy Metal und verspieltem, detailverliebten Prog Metals, welches die Kunstfabrik hier herstellt, wird dem Bandnamen mehr als gerecht. Denn zwischen Power-Scylla und Prog-Charybdis schadlos hindurchzusegeln, braucht es musikalische Odysseus-Fähigkeiten.

Die Band um Bandgründer Ronald Losch (b) war zwar um einiges länger zu diesem Album unterwegs als der mythische griechische Held, schlagen aber mit ähnlichem Eindruck am Ziel auf.

Ähnlich episch wie eine griechische Sage beginnt das Album. Der Opener „Abysses“ startet mit einem gesprochenen Intro und filigranem Gitarrensolo, bevor hartes Riffing und untermalender Keyboardklang griffig und treibend einsetzen. Hier wird sofort auf beiden Gleisen, packendem Metal und progressiver Vielschichtigkeit, der Kurs gesetzt.

Mit einem Siebeneinhalbminüter ein Album zu beginnen, ist ein gewagter Schritt, doch machen FACTORY OF ART hier schon mal klar, dass es ihnen nicht an Ideen mangelt, diese Zeit auch interessant auszufüllen.

Regelrecht wuchtig präsentiert sich das nun folgende „Burning Wings“, bei dem Sänger Petri auch mal etwas bösartiger ins Mikro röhrt. Bei diesem Song steht der Power Metal Aspekt mehr im Vordergrund. Doch keine Angst, Ihr Proggies. Ihr kommt auch zum Schuß. Ich finde diesen Wechsel von dem an klassische Musik angelehnten Zwischenspiel und dem mordsheavy Riff, welches diesem folgt, einfach episch.

Mit choralem Gesang startet „Blessing In Disguise“, ein leicht angedoomtes Stück, welches auch wieder stärker mit proggy woggy Keyboardgeplänkel einherkommt.  Ein eher ruhiger Song, dem aber dennoch eine gewisse Power innewohnt.

Nun kommt wieder ein langer Riemen, denn mit fast siebendreiviertel Minuten steht „Silent Room“ in den Startlöchern. FACTORY OF ART beweisen hier, dass sie auch episch/hymnisch können. Und zwischendrin immer wieder harte, packende Riffs, die den Hörer in audiophile Wechselbäder stoßen. Der Ideenreichtum lässt auch hier keine Eintönigkeit aufkommen, und man entdeckt ständig neue Facetten. Irre! Scheinbar kaum zusammenpassende Sachen werden rotzfrech hintereinandergepackt, und es erscheint logisch.

Ich könnte jetzt noch weiter jeden einzelnen Song auseinandernehmen und beschreiben, doch beschleicht mich das unbestimmte Gefühl, das Worte der Musik auf „Back To Life“ gar nicht wirklich gerecht werden können. In über zwei Dekaden sammelt sich scheinbar etliches in der Ideenkiste an, und aus diesem reichhaltigen Fundus schöpfen die Leipziger ausgiebig und verarbeiten auf dieser Scheibe mehr Ideen als manche Bands in ihrer ganzen Karriere zusammenkriegen.

Auch das Coverartwork ist stimmig. Passend zum Titel „Back To Life“ den man auch als Parallele zum Neuanfang der Band verstehen kann, präsentiert sich ein stillgelegtes Bahngleis, auf welchem verrottende Knochen, Raben und ein Grabstein zu sehen sind, vor einem düstergrauen Himmel. Doch da bricht ein Lichtstrahl durch die finstere Wolkenwand und einer der dürren, abgestorben geglaubten Bäume treibt plötzlich Blüten.

Das passt nicht nur zum Albumtitel, sondern auch zur Musik, die sowohl kraftvoll und mutig klingt, aber auch düstere, melancholische Stimmungen offenbart. Nun bin ich ja nicht so bewandert in der Prog – Szene, und kann hier kaum Vergleichsmöglichkeiten angeben. Doch die Tatsache, daß es FACTORY OF ART geschafft haben, mich alten Krachmaten in ihren Bann zu ziehen, sollte für sich sprechen. Naturgemäß haben bei mir zunächst eher die powermäßigen Songs gezündet, wie „Burning Wings“, „Face Behind The Mask“ oder „Decadence“, doch mit weiteren Hördurchgängen erschloss sich mir auch der Rest des Albums. Ich kann hier nur für mich sprechen, aber „Back To Life“ scheint das Prog Metal- Ereignis des Jahres zu werden.

Das Album hat die Band in Eigenregie herausgebracht, doch würde es mich nicht wundern, wenn sich demnächst die Labels wie die Geier auf FACTORY OF ART stürzen werden. Und sicher beißen sich AFM Records in den Arsch, die Band damals nach der Debüt-CD nicht im Rooster behalten zu haben.

Anspieltipp: „Burning Wings“ und „Face Behind The Mask“


Bewertung 10 von 10 Punkten


TRACKLIST

01. Abysses
02. Burning Wings
03. Blessing In Disguise
04. Silent Room
05. Walking To The Place I Love
06. Face Behind The Mask
07. Decadence
08. The Truth
09. Behind The Lights
10. Back To The Life


MAIK

(mit vollster Zustimmung von Olaf)


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