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Questions & Answers: Muggeseggel im Interview

Solche Geschichten sind früher nie nüchtern passiert





Als ich in unserer Audioshow TALES FROM THE HARD SIDE einen Song des Debütalbums der Band MUGGESEGGEL präsentierte, kam ich in eine leichte Erklärungsnot, da unser Berliner Großmogul Olaf mal wieder ganz genau nachfragte, und ich nur bedingt und zum Teil auch nicht ganz korrekt Auskunft geben konnte. Da wir ja nicht nur unseren Lesern/Hörern gegenüber einen gewissen Bildungsauftrag haben, sondern auch selbst etwas dazulernen möchten, kamen wir überein, den alemannischen Sprachkurs an die Urheber des Ganzen zu richten. Der Bruttler gab bereitwillig Auskunft, und hier habt Ihr nun das Ergebnis der Befragung.

Hallöchen ins Alemannische! Wie läufts mit Eurer CD? Soweit zufrieden mit den Reaktionen?

Solli Maik und erstmal schöne Grüße ins Schwabenländle! Unsere CD läuft gerade super und die Reaktionen und Rezensionen sind bisher alle Top! Bislang ist niemand zu uns gekommen und hat gesagt.“ Was macht ihr denn da für ein Scheiß?!“ Also, wir sind bis dato mehr als zufrieden.

Nun ist MUGGESEGGEL ja ein recht neuer Rebstock im Weinberg des Grindcore. Am besten, Ihr stellt Euch unseren Lesern mal vor.

Am Schlagzeug sitzt der Saubueb (der bearbeitet die Felle auch bei der Death Metal Band CONVICTORS), an der Gitarre und am Bass zupft der Trübli-Udo (ebenfalls bei CONVICTORS), an der zweiten Gitarre schreddert der lieslige Karle und der liebliche Gesang, der dir durch die Boxen entgegenweht, das bin ich, der Bruttler (auch noch bei der Thrash Metal Band PESSIMIST am Mikro).

Wie seid Ihr eigentlich auf die Idee gekommen, Deathgrind mit alemannischen Texten zu machen? Wieviel muss man trinken, um auf so etwas zu kommen und vor allem was?

Während einer Mittagspause saß ich in meinem Büro, trank Kaffee und aus Langeweile ist mir der Text zu „Go Herbschte go“ eingefallen. Einfach so. Eigentlich schreibe ich ja englische Texte mit historischen Hintergrund für PESSIMIST. Abends in der PESSIMIST - Probe hab ich dann im Spaß zu unserem ehemaligen Bassisten Samuel gesagt, dass ich Lust auf eine alemannische Death Metal oder Grindcore Band hätte. Samuel wiederum erzählte das in der CONVICTORS - Probe dem Lasse bzw. dem Trübli-Udo. Der wiederum rief mich an und fragte mich, ob ich das ernst meine. Ich bejahte dies und wir trafen uns bei ein paar Bierchen und sauergespritzten Schorle, um über unsere Vorstellung einer alemannischen Death Metal/Grindcore Band zu quatschen.

Da sich unsere Vorstellungen deckten, fragte der Trübli-Udo den Saubueb fürs Schlagzeug und ich den liesligen Karle. Also ist die Entstehungsgeschichte von MUGGESEGGEL eher unspektakulär und ziemlich nüchtern sogar. Vielleicht werden wir langsam alt, weil früher sind solche Geschichten nie nüchtern passiert! Hehe!


Nun habe ich, selbst zwar seit über einem Vierteljahrhundert in Beton Wurzelzwerg heimisch und, was zumindest das Schwäbische angeht, ein wenig beschlagen, von Euren Texten nur die Hälfte verstanden. Meine Unwissenheit hat sich in der Deutung des Songtitels „Öbber Vo Neume“ offenbart, was allerdings auch daran lag, dass mein in dieser Sparte vollkommen unbeleckter Chefrettich Olaf aus Berlin so neugierig nachfragen musste. (Danke übrigens, dass Ihr Euch die Sendung angehört habt!) Bringt mal bitte etwas Licht ins Dunkel unserer spinnwebenverhangenen Gehirne!

Entgegen der Meinung in eurer Sendung ist „Neume“ kein Ort. Also wieder völlig unspektakulär. „Neume“ kann man mit irgendwo oder irgendwoher übersetzen. „Öbber vo Neume“ heißt nichts anderes als Jemand von Irgendwo. In dem Song geht’s einfach um Leute die Scheißdreck bauen und nicht dafür geradestehen, oder sich nicht zu erkennen geben. 

Nun sind das ja nicht die einzigen linguistischen Stolpersteine in Euren Lyrics. Was „Ranzepfiffe“ ist, weiß Olaf spätestens dann, wenn er sich auf einem Festival mal wieder fragwürdige Kartoffelpuffer (auch als UFO, unidentified frying objects, bekannt, einverleibt.). Die „Rätschgosche“ kann ich mir auch noch zusammenreimen, und ein „Schorle Wiß-Sur“ ist mir getränketechnisch auch nicht unbekannt. Aber bei „Bodesuri“ mußte ich passen, und bei der „Alti Hex Vo Binze“ bin ich mir auch nicht sicher. Schwätzet doch ma a bissle über die Tekschte!

Ein Bodesuri ist bei uns ein Kind, kann aber auch ein kleinwüchsiger Mensch sein, oder ein Kind, das fast ausschließlich auf dem Boden sitzt. Oder etwas Kleines was sich schnell auf dem Boden hin und her bewegt. Das ist tatsächlich von Region zu Region unterschiedlich. Bei uns im Markgräflerland wird damit ein kleines Kind, dass fast ausschließlich auf dem Boden sitzt und spielt, assoziiert.

Es gibt bei uns die Sage von der „Alten Hexe von Binzen“ (Alti Hex vo Binze), die ihr Unwesen in der Nähe der alten Röttler Burg nahe Lörrach getrieben haben soll. Bei uns in der Region gibt es Kinderreime über diese Hexe, mit denen die älteren Semester aufgewachsen sind und früher jedes Kind auswendig aufsagen konnte. Wir haben uns erlaubt, unsere eigene Interpretation über die Hexe von Binzen zu Papier zu bringen. Hehe!


Ist eigentlich geplant, MUGGESEGGEL als reguläre Band weiterzuführen, weitere Platten aufzunehmen und Konzerte zu spielen? Oder ist das so als zeitweiliges Projekt gedacht, damit es nicht in Konflikt mit CONVICTORS- Terminen kommt?

Wir passen da schon auf dass wir nicht in terminliche Konflikte mit CONVICTORS oder PESSIMIST geraten. Jedoch sind MUGGESEGGEL eine eigenständige Band und kein Projekt. Das ist uns sehr wichtig. Obwohl unser Album erst am 06.Oktober das Licht der Welt erblickte, sind wir auch schon am Songwriting für die nächste Platte dran. Wie du siehst, läuft es bei uns gerade. Außerdem sind wir um jedes Konzert, das wir mit MUGGESEGGEL spielen dürfen, froh! 

Wie entstehen Eure Songs? Gemeinschaftliches Songwriting oder kommen die Ideen aus einer Hand? Jammt Ihr lieber im Proberaum herum und schaut, was dabei herauskommt oder schiebt Ihr Sounddateien durchs Internet?

Ich schreibe die Texte meist im Voraus. Der Trübli-Udo und der lieslige Karle sammeln zu Hause Riffs und bringen sie anschließend mit in die Probe. Dann wird ausprobiert und Ideen gesammelt und wieder verworfen, wenn es für nicht gut empfunden wird. Wenn ein Text dann nicht auf eine Songstruktur passen sollte, wird er umgeschrieben oder gleich im Proberaum neugeschrieben. Klassisches Songwriting, so wie es früher auch gemacht wurde. Jeder gibt im Proberaum seinen Senf dazu.

Habt Ihr eigentlich irgendwelche musikalische Vorbilder, oder besondere Einflüsse, die sich auf das Songwriting ausgewirkt haben? Mit welchen Bands würdet Ihr gern mal die Bühne teilen?

Wir würden mit fast jeder Band aus dem Metal oder Grind Bereich die Bühne teilen. Wir wollen das machen, was uns am meisten Spaß macht, das ist Live spielen. Ich glaube, einzelne Bands aufzuzählen würde den Rahmen sprengen.

Der Trübli-Udo und ich sind sehr 80er Thrash Metal und Old-School Death Metal beeinflußt, der Saubueb und der lieslige Karle hören auch mal modernere Musik aus diesem Bereich, auch Brutal- und Slam Death Metal. Ich denke, die Mischung der Hörgewohnheiten machts schlussendlich. NAPALM DEATH ist zum Beispiel ein gemeinsamer Nenner, auf den wir Vier uns einigen können. Da würde ich auch gerne mal Vorband sein, wenn ich so ehrlich sein darf.


Etwas verwirrend fand ich das Coverartwork. Mal davon abgesehen, dass es exzellent gemalt ist, frage ich mich doch, was für Viecher in Euren Weinbergen nesten. Oder ist das Gesöff, was man bei Euch keltert, dergestalt, dass man dann nach Genuss sowas sieht? Wie lief das, habt Ihr dem Künstler freie Hand gelassen, was das Sujet anging, oder hattet Ihr da strikte Vorgaben aufgestellt?

Die Idee stammt vom Trübli-Udo. Seine Idee war ein Tiefseeanglerfisch mit einer Weintraube als Köder, anstatt eines Leuchtorgans. Das Coverartwork hat in der Hinsicht eine tiefere Bedeutung, da wir ja aus einer Weinregion kommen und Wein eine wichtige Rolle spielt. Man könnte also sagen, dass der Wein anziehend und gleichsam auch sehr gefährlich sein kann. Wenn man zu nahe und zu lange dem Wein ausgesetzt ist, verschlingt er einen, da er stets omnipräsent ist. Stichwort Alkoholismus etc. 

Das ist ja richtig tiefsinnig und hat auch einen gewissen Erziehungscharakter. Danke für die Erklärung. Nun gibt es MUGGESEGGEL ja erst seit 2022. Hattet Ihr in der Zeit schon mal Gelegenheit, live zu spielen? Gibt es Lokalitäten in Eurer Ecke, wo eine Krachkapelle zum lustigen Kopfschütteln aufspielen kann?

Harald, ein Freund von mir, veranstaltet das sehr schöne und kultige Skullcrusher Fest Freiburg. Ich hatte ihn gefragt ob wir spielen dürfen und da mir Harald wohl vertraut, sagte er mir zu. So hatten wir unseren ersten Gig am 13.05. auf dem Skullcrusher Fest ohne dass der Veranstalter je einen Ton von uns gehört hatte. Sehr mutig! Wir haben dann als Rausschmeißer gespielt und hatten selbst ja auch keine Erwartungen. Jedoch war der Schuppen bis zum Brechen voll und alle hatten ihren Spaß. (lag wahrscheinlich auch am fortgeschrittenen Alkoholpegel einzelner Individuen. Hehe!)  Das war wirklich der absolute Wahnsinn! Seither hatten wir eine Handvoll Gigs und hoffen auf viele weitere. Allerdings denke ich, dass wir mit unserer speziellen Musik bei den Veranstaltern etwas mehr Überzeugungsarbeit leisten müssen, da Dialekt in den meisten Fällen, erfahrungsgemäß, erstmal abschreckt. Ich hoffe das ändert sich noch. 

Wie lief das eigentlich mit dem Deal mit Kernkraftritter Records? Hatte der Umstand, dass zwei Bandmember auch bei CONVICTORS zugange sind, darauf Einfluss? Und wie seid Ihr bisher zufrieden mit der Arbeit der Plattenfirma?

Das hatte wahrscheinlich großen Einfluss. Ich glaube der Trübli-Udo hat den Kay von KKR so lange genervt, bis dieser zugesagt hat, unser Album zu veröffentlichen. Die Arbeit mit Kay ist völlig stressfrei und direkt. So wie ich es mag.

Man merkt das Kay ein Musikfreak ist und für den Underground lebt. Was mich am meisten freut ist, dass über KKR unser Album auch als limitierte Splatter Vinyl erscheint und man sie ab sofort im KKR Shop bestellen kann. Da geht ein Traum für uns in Erfüllung.  

Ihr habt ja das Thema Wein recht explizit in den Vordergrund gestellt. Nun ist das Markgräflerland ja immer, wenn man dem Wetterbericht glaubt, die Ecke mit dem schönsten Wetter. Da gedeihen sicher gediegene Tropfen. Was sind denn Eure favorisierten Rebsorten? Ist Euch Wein lieber als Bier?

Man nennt das Markgräflerland ja nicht auch umsonst die Toskana Deutschlands. Tatsächlich ist das Markgräflerland eines der letzte großen Gutedel Anbaugebiete und den trinkt man hier kalt als Schorle mit Mineralwasser aus dem Vierteleglas.

Am liebsten Wein und Bier. Mal ein Schorle, dann wieder ein paar Bier, dann wieder Schorle, wieder Bier, Schorle, Bier, etc. Du verstehst das Dilemma… Haha!


Zu guter Letzt habt Ihr die Möglichkeit, noch ein paar persönliche Worte an unsere Leser zu richten, Neujahrsansprachen, Predigten, Heiligsprechungen oder was Euch eben so einfällt.

Erstmal dir, Maik, herzlichen Dank für das Interesse! An die Leser: Dankschön gsait! Ich hoff, ihr häns e weng spannig gfunde un s’wichtigschte isch: S´Viertele immer us gschliffeni Gläser trinke und jo chei süeße Sprudel ine müschle! Des mache numme Dubel, Dotteli, Dilldapps und Dochel!

Danke fürs lesen! Ich hoffe, es hat euch ein wenig die Zeit vertrieben und Lust auf ein MUGGESEGGEL - Konzert gemacht.





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