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MUGGESEGGEL – Muggeseggel (2023)

(8.599) Maik (8,9/10) Death Metal/ Grindcore


Label: Kernkraftritter Records
VÖ: 06.10.2023
Stil: Death Metal / Grindcore






Man sollte sich nicht täuschen lassen vom Bandphoto. Die vier Herren, die hier in Winzertracht im Weinberg a Viertele schlotza, sehen nur so harmlos aus. Denn die Mucke, die MUGGESEGGEL zelebrieren, hat ordentlich musikalische Muckis unter den karierten Hemdchen.

Nun höre ich schon die Frage, wer oder was ist denn ein „Muggeseggel“? Nun, ich bin zwar hier nur a Reigschmäggdr, und dazu noch in Schwabistan, versuche aber dennoch etwas Klarheit in die Sache zu bringen. Denn MUGGESEGGEL haben ihre Texte in Alemannisch verfasst, und da verstehe selbst ich nur die Hälfte.

Also, der Baden- Württemberger sagt zur Fliege Mugge, oder Mugg. (Die Mücken, was man rein von der Logik annehmen könnte, heißen hier Schnaaage…). Der Seggel, Säggl oder Seggl bezeichnet den Hodensack. Ein „Muggeseggel“ wäre demzufolge der Hodensack einer Fliege. Nun werden Klugescheißer einwerfen, Fliegen hätten gar keine Hodensäcke. Auch hier wieder richtig. Es geht hier einfach um eine Grössen – oder Mengenangabe. Eine folkloristische Metapher eben. A „Muggeseggel“ ist also ein kleines Stück, ein bisschen, ein wenig usw.. Beispiel: „Kaaasch mor de Bassgitaar no a Muggeseggel woider uffdrähe?“. So weit verstanden?

Nun scheinen mundartliche Texte und ein eher bukolisches Outfit auf eher betuliches Musikschaffen hinzudeuten. Doch sobald die CD beginnt, weiß man, wo der Bartel den Most holt. (Oder den Moscht, der hier aber Obstwein ist…das verwirrende Labyrinth süddeutscher Dialekte…). Denn MUGGESEGGEL zelebrieren ein ziemlich heftiges Gemisch aus Grindcore und Death Metal. Letzteres kann auch mal etwas technischer rüberkommen, oder sogar richtige Melodien hervorbringen.

Und wer jetzt grummeliges Grindgebrate der Marke stumpf-ist-Trumpf erwartet, sieht sich eher einer perfekten Abrissmaschine gegenüber. Drummer Saubueb und Bassmann Trübli-Udo sind ja auch bei der Death Metal- Formation CONVICTORS am Schraddeln, was schon mal für Druck sorgt. Die Riffs sorgen für maximale Abwechslung, obwohl die Bande eigentlich am Stück Gas gibt und Sangesbub Bruttler schreit, gröhlt, grunzt derart brutal durch die Weinberge, dass die Trauben heuer von ganz alleine in die Kiepe springen. Und das Ganze mit mathematischer Präzision eingesägte Schnitzelwerk wird noch von einer glasklaren, druckvollen Produktion gekrönt. Da landen am Ende nicht nur die Trauben, sondern ein Großteil der Reben, ein Traktor und ein, zwei Weinbauern in der Kelter.

Auch das Artwork ist vom Feinsten, der ukrainische Künstler Daemorph hat hier mal wieder ein detailreiches Werk abgeliefert. Das Sujet verwirrt etwas. Was für Viecher leben eigentlich in südbadischen Weinbergen? Kreuzungen aus Tiefseefischen und Stachelbeeren mit Riesenwuchs?

Die Texte werden Nicht- Alemannen sicher nur schwer verstehen, auch wenn sie im Booklet abgedruckt sind. Einiges ergibt sich aus dem Kontext. Das Wort „Ranzepfiffe“ kannte ich bisher auch noch nicht als Synonym für das, was unser Olaf kriegt, wenn er auf Festivals mal wieder Kartoffelpuffer schnabuliert. (das hängt mir jetzt ewig nach-Olaf)

Wer eine fabulöse Mischung aus deftigem Grindcore und teils recht komplexem brutalen Death Metal goutiert, sollte sein Horchgewürge mal a MUGGESEGGEL näher an MUGGESEGGEL heranfahren. Die Band bietet hier einen Vollabriss, der keine Sekunde vom Gaspedal runtergeht, dennoch aber präzise die Synapsen onduliert. Darauf eine „Schorle Wiß- Sur“!

Anspieltipp: „Muggeseggel“ und „Öbber Vo Neume“


Bewertung: 8,9 von 10 Punkten


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