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Death Metal aus deutschen Landen entwickelt sich mehr und mehr zu einer Macht, was ins besonders das Jahr 2022 gezeigt hat. Dabei sind es nicht nur altbekannte Schergen, die da ordentliche Walzen lostreten, sondern es kommt immer mehr nach, und auch im von Labeln bisher kaum beachteten Underground schmieden einige coole Truppen ordentliche Panzerplatten. Einige schon seit etlichen Jahren. Eine dieser Bands ist NEW WORLD DEPRESSION, die mit „Interment Of Sins“ heuer schon die sechste Langrille auf die Death Metal- Gemeinde loslassen. Grund genug, der Combo mal ein paar Fragen an die Backe zu heften.

Maik: Ihr seid zwar schon eine ganze Weile als Band unterwegs. Dennoch denke ich, daß Euch der eine oder andere bisher noch nicht kennengelernt hat. Stellt Euch doch einfach mal vor!

Sascha: Hallo Maik, ich bin Sascha, Basser und Gründungsmitglied und mit Hütte (Gesang) die letzten Mohikaner in der Band (lach). Dann wären da noch Ritchie (seit 2010 in der Band), Julian (seit 2018 in der Band) an den Gitarren und Sig unser Drummer, er stieß 2014 zu NWD.

18 Jahre Bandgeschichte kurz zusammenzufassen ist nahezu unmöglich. Aber ich versuche es einfach mal, wir geistern seit 2005 in verschiedenen Besetzungen durch die Underground-Szene von Deutschland und den anliegenden Ländern. Der Kern unserer Musik war immer Death Metal. In den Anfangstagen haben wir allerdings vieles ausprobiert. Mal hatten wir eine ordentliche Death´n´Roll Kante, dann einen NYHC Einschlag und auch eine Schippe AMON AMARTH fand sich in unserem Sound.

Mit dem aktuellen Line Up, das seit 2018 konstant zusammen ist, haben wir dann den Sound gefunden, der bei uns am Besten funktioniert. Old School Death Metal mit melodischem Einschlag à la BOLT THROWER. Seitdem geht der Bekanntheitsgrad der Band ziemlich aufwärts und wir ernten die Früchte der jahrelangen Arbeit.

Maik:  Mittlerweile Sechs Alben und zwei EPs in schöner Regelmäßigkeit, warum hat bisher kein namhaftes Label angebissen? Oder wolltet Ihr das gar nicht?

Wenn wir unsere Aufnahmen Revue kapitulieren lassen, müssen wir ehrlicherweise zugeben, dass wir aus zum Teil starkem Songmaterial zu wenig herausgeholt haben. Wir haben unsere damaligen Tonträger immer wieder in DIY-Manier mit Kumpels oder Bekannten aufgenommen und somit musste man beim Klang Abstriche machen. Gute Demo Qualität ja, aber eine fette Produktion ist anders. Somit waren wir bei Labels auch nicht unbedingt irre gefragt. Hier fand im Anschluss an das Jahr 2018 mit neuer Besetzung ein Umdenken statt.

Für unser Album „Descent“ buchten wir 2020 das LIQUID AETHER STUDIO und begaben uns somit erstmals in professionelle Hände. Mit FUCKING KILL RECORDS biss nun auch eine Underground-Kultschmiede als Label an. Auch wenn Chris von FKR das ganze als „Ein-Mann-Show“ betreibt, sind wir mit dem Support mehr als zufrieden und wollen aktuell auch gar nicht zu einem „namhaften" Label. Es sei denn, Metal Blade wollen uns (lach)…


Maik: Erzählt doch mal was über die neue Scheibe! Wolltet Ihr irgendwas anders machen als bei den Vorgängern?

Wir haben den mit „Descent“ eingeschlagenen Weg weiterverfolgt und wollen uns dabei nicht kopieren, sondern eine Weiterentwicklung zeigen. Dies zeigt sich insbesondere in den melodischen Parts. Bitte nicht falsch verstehen, wir sind jetzt nicht plötzlich im Fahrwasser von IN FLAMES, aber wir denken BOLT THROWER schimmern doch immer mehr durch, was uns durch die ersten Reviews auch bestätigt wird. Wir haben auch wieder versucht, einen guten Mix aus Tempo, Groove und Härte mit aufs Album zu packen.

Maik: Nun kommt Euer neues Album „Interment of Sins“ ja auch wieder über Fucking Kill Records als Vinyl heraus. Darum die Frage, seid Ihr selbst Vinylfreaks und wird damit ein kleiner Traum wahr?

Auch „Descent“ kam ja schon über FKR als Vinyl raus und ja damit erfüllt sich für uns ein Traum. Wir hören den Großteil unserer Musik allesamt auf Vinyl, das Gefühl, den eigenen Tonträger als „echtes“ Produkt rotieren zu lassen und das eigene Cover Artwork zu bewundern, ist unbezahlbar.

Maik: So, kommen wir mal zur Musik selbst. Ihr scheint Euch ja eher im Midtempo zuhause zu fühlen. Wie läuft das Songwriting bei Euch, habt ihr lange an dem Album geschraubt? Hat beim Erstellen der Songs einer die Kapitänsbinde um oder fließt bei Euch eher alles ineinander?

Wir sind im Midtempo einfach am stärksten und fühlen uns da entsprechend am wohlsten, wir fügen natürlich auch immer wieder schnellere Parts/Songs mit ein.

Die Songs auf „Interment Of Sins“ sind Kinder der Pandemie-Zeit, gezeichnet von Kontaktbeschränkungen und fehlenden Proben. Unsere Gitarristen Julian und Ritchie haben die Songs größtenteils zu Hause komponiert und aufgenommen. Dann wurde das Material zur Sichtung an uns übrige Mitglieder verteilt. Sig und Hütte haben dann ihre Parts in Heimarbeit hinzugefügt. Ich war leider nicht mit den technischen Möglichkeiten des Homerecordings vertraut und konnte so nur ein paar Texte beisteuern, der Bass kam erst dazu als wir die Ideen final im Proberaum umsetzen konnten und durften. Julian hat sich mit Pro Tools bei den Vorarbeiten die meiste Zeit genommen, wenn man jemanden als Kapitän des Albums nennen darf, dann ihn.

Schlussendlich ist der NWD Sound aber immer das Resultat der Gemeinschaft, der finale Stempel kommt klassisch im Proberaum drauf, man kann zuhause noch so viel komponieren, die Wahrheit liegt bekanntlich auf dem Platz. Erst wenn man es live spielt, merkt man, ob ein Song gut rüberkommt oder nicht.

Maik: Nun ist mir aufgefallen, dass Eure Spielart des Death Metal eher an britische Bands erinnert, auch eben solch eher unbekanntere wie IMPALER oder DESECRATOR. Werdet Ihr eigentlich oft mit BOLT THROWER verglichen? Gehen Euch solche Vergleiche auf den Sack, oder findet Ihr sowas gut? Welche Bands lasst Ihr sonst noch als Haupteinflüsse gelten?

Ja, wir werden oft oder immer öfter mit BOLT THROWER verglichen und das ist auch gut so. Neben OBITUARY und ASPHYX ist das Flaggschiff aus Coventry der größte Einfluss. Uns ist aber wichtig, dass die Leute uns nicht als bloße Kopie sehen, aber ich glaube, da haben wir unsere eigene Note/Stil gefunden.

Maik: Mir ist auch aufgefallen, dass das Album einen ziemlich fetten Sound besitzt, wer hat dafür die Finger auf den Reglern gehabt?

Wir haben im Sommer 2022 die Soundlodge Studios von Jörg Uken geentert und den Sound, Mix und Master alles in seine Hände gegeben. Jeder, der im Metal unterwegs ist, dürfte Jörg und seine Arbeit kennen. Wir sind mit großen Erwartungen ins Studio gegangen und sie wurden mehr als übertroffen. An dieser Stelle (und falls du das liest) Danke Jörg!

Maik: Welche Songs vom neuen Album gefallen Euch eigentlich selbst am meisten?

Man zieht doch keines seiner Kinder den anderen vor! Ernsthaft, die Meinungen innerhalb der Band gehen da auch auseinander, wenn jeder für sich eine persönliche Top 5 zusammenstellt, gibt es beim Ranking quasi 5 Meinungen. „Undying Strains“ wird unsere letzte Single zum Album Release, diesen Song feiern wir tatsächlich alle ab. Der geht richtig gut nach vorne, hat trotzdem Groove und der Chorus bleibt gut hängen.

Maik: Thematisch scheint es bei Euch größtenteils um Dystopien und Weltuntergangsthemen zu gehen. Was das angeht, dürften euch angesichts des Weltgeschehens nie die Themen ausgehen. Im Grunde passt das ja wie Arsch auf Eimer zu Eurem Bandnamen. Seht Ihr die Zukunft generell eher düster und hoffnungslos, oder habt Ihr Euch nur des Kontextes zum Death Metal wegen dieser Thematik zugewandt?

Der dystopische Ansatz stammt tatsächlich zumeist aus meiner Feder. Das war wohl schon 2005 in mir, als ich den Bandnamen in den Raum geworfen habe. Das klingt vielleicht etwas überspitzt, aber wir sehen ja mittlerweile täglich, dass wir quasi eine biblische Plage für diesen Planeten sind. Kriege, Dürren, fehlender Zugang zu sauberem Trinkwasser, Unwetter, Krankheiten und so viele erschütternde Dinge säumen unseren Weg. Ich bin selber auch eher Teil des Problems als das ich eine Lösung hätte, aber durch meine Texte kann ich diese Dinge für mich gut verarbeiten. Denn so richtig viel Hoffnung für das Kapitel Menschheit habe ich leider nicht.

Maik: Kommen wir mal zum Thema Coverart: Auf den Covers von „Plague“ und „Retaliation“ ist ja derselbe Anzugtyp zu finden - das neue Cover ist dagegen farblich recht schlicht dreifarbig gehalten, mit diesem geflügelten Dämon als Zentralfigur. Was wolltet Ihr damit ausdrücken?

Bei „Plague“ und „Retaliation“ greifen wir das Thema der vorherigen Frage auf. Die Menschheit symbolisiert die Figur des Anzugträgers und als Metapher für die Geißel des Kapitalismus. Auf dem Cover zu „Plague“ noch mit einer gewissen Selbstherrlichkeit trotz des Chaos‘ dargestellt, so ist er bei „Retaliation“ (Abrechnung) am Ende seiner Kraft und steht vor den Trümmern seiner Existenz.

Bei den neueren Werken geht es um den gleichen Kontext. Bei „Descent“ (Abstieg) zeigt das Cover Artwork quasi den Weg/das Tor zur Hölle, auf dem wir uns befinden. Ohne das dies zu klischeehaft zu sehen ist. Daran knüpft „Interment Of Sins“ an. Das Begräbnis der Sünden. Der Dämon thront über den Überresten der menschlichen Zivilisation. Zahllose Seelen suchen nach Vergebung. Die Darstellung ist abstrakt, doch die Idee wird fortgeschrieben.

Maik: Nun seid Ihr sicher auch heiß darauf, die neue Platte mit Liveauftritten bekannt zu machen. Nun haben mir schon etliche Bands signalisiert, dass es mittlerweile mehr Arbeit macht, an Gigs heranzukommen als ne Platte rauszubringen. Wie sieht es für Euch dabei aus? Gibt es noch relevante Clubs bei Euch, wo Ihr zum Tanze aufspielen könnt? Gibt es schon Interesse von Festivals etc?

Auf dem Level, auf dem wir agieren, war es immer schon mit Arbeit verbunden, an Shows zu kommen. Wir sind seit vielen Jahren in einer glücklichen Situation, dass wir sehr gut vernetzt sind und immer wieder Shows bekommen. Die Tür für Festivals ist tatsächlich schwierig aufzustoßen. Aber wir haben tatsächlich eine erste Anfrage für 2024 und hoffen noch auf ein zweites Open Air, bei dem wir uns kleinere Chancen ausrechnen. Mal sehen, ob das alles wie erhofft klappt.

Für 2023 sind aber auch einige Shows gesetzt. Vom 13.4. – 15.4. spielen wir einen Weekender im Süden der Republik (Augsburg, Villingen-Schwenningen und Hofheim am Taunus). Mit diesen 3 Shows zelebrieren wir unser Album Release und haben dann auch das Album “Interment of Sins" erstmals physikalisch im Gepäck. Am 6.5. haben wir ein Heimspiel in Emsdetten bei unserem jährlichen selbstorganisierten „The Storm is Coming“. Hier sind Szene-Größen wie KNIFE und SCALPTURE am Start.

Der Sommer liegt aktuell noch brach, aber da auch alle noch in den Urlaub fahren, ist dieses Jahr auch nur noch wenig frei. Ab September geht’s dann weiter mit Shows in der Eifel, Düsseldorf, Münster, Nordhorn usw… Es passiert also noch ein bisschen was. Ein Blick auf unsere Präsenzen in den sozialen Netzwerken lohnt hier.


Maik:  Bei so vielen Releases wird es sicher schwer, Songs für Konzerte auszuwählen. Der Fokus wird bei Euch sicher Songs von „Interment Of Sins“ liegen, aber es gibt doch sicher ältere Songs, die ihr immer wieder gern zockt, und auf die Ihr live nicht verzichten könnt/wollt/dürft.

Für die anstehenden Shows haben wir ein Set zusammengestellt, das tatsächlich nur aus Songs der letzten beiden Alben besteht, mit Schwerpunkt auf „Interment of Sins“. Aber wir haben mit „Drop That War“ (zu finden auf „Retaliation“ und Spotify) immer noch einen Klassiker in der Hinterhand, der stilistisch etwas anders klingt als das neuere Material, aber einfach unfassbar cool zu zocken ist.
Nach den April-Shows wissen wir, welche Songs vom neuen Werk Live gut funktionieren, dann werden wir vielleicht für die nachfolgenden Shows nochmal das ein oder andere ausprobieren.

Maik: Nun sind die traditionellen Death Metal- Spielarten in den letzten Jahren ja wieder mehr in den Fokus geraten, und gerade hier in Deutschland gibt es da jede Menge genialer Horden. Welche Bands sind Euch da besonders aufgefallen? 

Die Möglichkeit nutzen wir doch direkt, um ein paar befreundete Bands ins Rampenlicht zu setzen. Bitte hört euch unbedingt die neuen Outputs der nachfolgenden Kapellen an: WILT, ZOMBIE RIOT, TRIAL OF DEATH, FLESHWORKS (neues Album kommt 2023 noch) NO SHELTER und MANØVER an. Noch ohne neues Album, aber auch hörenswert, AEON OF DISEASE, CRYPTS und alle, die ich vergessen habe.

Maik:  „Interment Of Sins“ wird es digital geben, auch CD, LPs und sogar Tapes sind geplant. Gibt es sonst noch Merchandising, welches Ihr unter die Leute bringen möchtet? Und inwieweit sind die älteren Alben von Euch noch erhältlich. (Diese Werbung wird ihnen präsentiert von…)

Neben den klassischen Tonträgern haben wir Shirts, Patches und Jutebeutel für die kommenden Plattenbörsen (ihr wisst, was ich meine…) mit dabei. Alle Artikel findet ihr zeitnah wieder in unserem Bandcamp Shop oder ihr greift die Sachen bei unseren Live-Shows ab, was natürlich viel mehr Spaß macht. Ausgefallene Sachen gibt’s da aktuell nicht. Unsere Alben „Descent“ und „Retaliation“ sind weiterhin auf CD erhältlich. Von der „Descent“ haben wir für die kommenden Shows auch die letzten 20 LPs vom Label erhaschen können, hier arbeiten wir aber tatsächlich auf Grund der anhaltenden Nachfrage an einer 4. Pressung.


Maik: Okidoki. Ich glaube, nun hammers. Falls Du noch irgendwelche Festreden, Ansprachen oder Botschaften zu vermitteln hast- hier ist der Platz dafür.

Wir möchten einfach einmal DANKE sagen. Zum einen euch von Zephyr‘s Odem für diese Interview Möglichkeit, zum anderen aber auch den vielen Supportern da draußen die dafür gesorgt haben, dass „Interment Of Sins“ auf LP im GATEFOLD in den ersten beiden Varianten (sun-rised marbled & schwarz) quasi ausverkauft ist! Das ist in den oft auch finanziell schwierigen Zeiten wahrlich nicht selbstverständlich. DANKE EUCH ALLEN!

Denen die bei den LPs bisher leer ausgegangen sind, sei gesagt, wir arbeiten mit dem Label an Nachschub.


MAIK

Gesprächspartner: Sascha



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