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HAMMERFALL – Hammer Of dawn (2022)
(7.642) Maik (8,0/10) Power Metal
Label: Napalm Records
VÖ: 25.02.2022
Stil: Power Metal
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Muss ich eine Band wie HAMMERFALL noch großartig vorstellen? Ich denke, eher nicht. Denn selbst Verweigerern des schwedischen Powermetal-Schiffs dürfte zumindest der Name geläufig sein, und sei es auch nur im Bereich der persönlichen Hassliste.
Nun sind die Knaben ja damals auf den Plan getreten, als der klassische Heavy Metal ziemlich am Hungertuche genagt hat, welches ihm die etablierte Musikjournaille gnädig vor die Füße geworfen hat, weshalb es der Band zumindest hoch anzurechnen ist, mit zu denen zu gehören, die dieser Mucke wieder etwas Aufwind verliehen hatten.
Nun gut, auch ich gehöre zu den Unholden, die mit HAMMERFALL nicht so richtig warm geworden sind. Gelegentliche Testhörversuche endeten immer mit dem Fazit „Ganz nett, aber…“. Und nachdem ich mich nun jahrzehntelang um eine direkte Konfrontation mit den Schweden herumgeschwindelt hatte, meinte unser ZO-Diktator nun, mir als Erziehungsmaßnahme das neue Werk aufs Auge drücken zu müssen/dürfen/sollen…
Und ihr könnt mir jetzt fortschreitende Frühvergreisung und beginnende Verposerung vorwerfen, ich finde den Lappen hier gar nicht mal schlecht. Klar, wenn man seit über einem Vierteljahrhundert auf die Metal-Kacke haut, wird jeder Hammer zum Präzisionswerkzeug, und den schwingen die alten Schweden gekonnt genug, dass es selbst Ignoranten wie mir dämmert. Das scheinen HAMMERFALL geplant zu haben, als sie ihrem zwölften Machwerk den Titel „Hammer Of Dawn“ verpassten.
Der Hörer findet hier natürlich die genretypischen Reminiszenzen von HELLOWEEN bis MANOWAR, und gerade wie letztere wird auch textlich wieder auf die Zwölf gekloppt. Allerdings hat die Band auch in der eigenen Diskographie genug zitierwürdiges Material, und mischen aus all dem eine recht coole Mucke. Die HAMMERFALLokraten orientieren sich dabei wieder mehr an den Roots, was vor allem soundtechnisch zum Tragen kommt, wirkt es doch, als hätte man die Vocals mit einer Spur Hall unterlegt.
Natürlich ist das Album eine totale Nummer-Sicher- Geschichte, und bedient vor allem die eigene Fangemeinde. Und das schließt eben auch einige Plätscherpassagen mit ein, die vorhersehbar und etwas blutarm wirken, wie eben im Song „Reveries“. Dasselbe bemerke ich beim Chorus von „To Old To Die Young“, der durch die Gesangslinie „Carry On, Carry On“ dann doch sehr stark an Joey DeMaios Testosteronbomber erinnert, wenngleich der Song an sich einen schön treibenden Rhythmus hat.
Klasse finde ich den Titelsong, mit dem HAMMERFALL wohl auch live für Begeisterung sorgen werden, wenn man sie denn mal wieder lässt, und auch das einleitende „Brotherhood“ zieht ordentliche Schneisen. Gefallen hat bei mir auch „Venerate Me“ gefunden, bei welchem die Band sich Unterstützung von Ikone KING DIAMOND ins Boot geholt hat, wie die Info verlautbart. Das schiebt den Song stilistisch auch in die Nähe von Bands wie IN SOLITUDE oder PORTRAIT, was bei mir immer gut kommt, hähä. Mit dem Ding als erste Videoauskopplung zeigt die Combo auch ziemlichen Weitblick. Die Kuschelrockeinlage „Not Today“ bietet dann dagegen die obligatorische Schlüpferstürmerballade, die man nicht unbedingt braucht. Zumindest ich nicht.
Alles in allem bietet „Hammer Of Dawn“ gutklassigen Power Metal der eingängigen Art, der seine großen Momente hat, im Ganzen doch aber eher den Mainstream bedient. Ein paar recht fette Riffs werden auch ins Gelände gezimmert, und aus jeder Note des Albums sprüht das Gespür der Schweden für griffige Melodien.
Das ergibt letztlich ein eingängiges, doch eben auch – besonders was die Gesangslinien angeht- glattgebügeltes Album, welches in einigen Riffs Ecken und Kanten aufzeigt, diese jedoch gekonnt entgratet. Ich muß also schon zugeben, daß HAMMERFALL ein recht gutes Poweralbum geglückt ist, welches zwar definitiv keinen Meilenstein im Metalolymp darstellt, aber in der eigenen Diskographie ganz gut dasteht. Naja, die Ankündigung im Promoanschreiben, dass es sich hierbei wohl „um die beste Metalveröffentlichung des Jahres 2022“ handeln soll, erscheint mir, besonders angesichts der Tatsache, dass wir gerade mal erst Februar haben, dennoch recht gewagt.
Anspieltipp: „Hammer Of Dawn“ und „Venerate Me“
TRACKLIST
01. Brotherhood
02. Hammer Of Dawn
03. No Son Of Odin
04. Venerate Me
05. Reveries
06. Too Old To Die Young
07. Not Today
08. Live Free Or Die
09. State Of The W.I.L.D.
10. No Mercy