KEEP IT TRUE XIX
Spandex, oldschool und gefönte Locken: Unser Bericht
Freitag, 27.04.2016Samstag, 28.04.2016
Samstag 12:00 Uhr, ich betrat die Halle und die Jungs von Metalian waren auf der Bühne schon fleißig am werkeln. Mit ihrer Mischung aus Heavy und Speed Metal lagen die Typen aus Canada goldrichtig, denn so manch einer hatte die Augen noch gar nicht richtig geöffnet und zum wach werden, war das der absolut richtige Sound. Die haben auch richtig abgeräumt und mächtig viel Krach gemacht. Mit Songs wie ,,Metal, Fire&Ice“ und rotzigen Riffs fiedelten die Jungs uns eine bomben Show vor. Unser Redakteur Schrod würde jetzt sagen: ,,Mit jeder Note, wie ein Faustschlag in die Fresse“. Drummer, Tony, war der geilste von allen, der hämmerte im Unterhemd und man hatte das Gefühl, der kam aus dem Bett gerollt und saß gleich am Drumset. Sänger, Ian, war Welten-Klasse, dass der um die Uhrzeit schon alle Oktaven hoch und runter röhren konnte, war schon fast unglaublich. Eine absolute Spitzenband. Ich feiere die Combo immer noch ab.
Dexter Ward ab 13:00 Uhr, habe ich leider nur die Hälfte gesehen, aber dafür kann ich euch sagen, dass Rührei oben am Sportplatz schmeckt so lecker, wie bei Mutti. Zurück zur Band. Unsere Griechischen Schönheiten spielten ihre geilsten Songs wie ,,Ghost Rider“ und ,,Rendezvous with Destiny“ und das Publikum feierte kräftig ab. Unterstützung bekamen sie von ihren Landesgenossen aus dem Publikum, denn die Griechischen Fans zeigen immer mit Stolz ihre Flagge auf dem KIT, wie auch dieses Mal.
Nach einer 15 Minütigen Umbaupause traf ich auf einen guten Freund von mir, Gerald Warnecke (Ex-Running Wild). Wir beschlossen, uns zusammen Savage Master anzuschauen, denn sie spielten um 14:00 Uhr. Wir ergatterten ein Plätzchen in der ersten Reihe und warteten nun gespannt, bis die Newcomer aus Louisville/Kentucky USA die Bühne betraten. Bei einer Band wie Savage Master möge man sich folgendes vorstellen: Eine zierliche, kleine (klein, aber oho) Frau in heißem Lederoutfit mit Ketten umgehängt und im Schlepptau mit lauter kapuzierten Typen in Lederwesten. Genau diese scharfe Mischung kam auf die Bühne und legte kräftig los. Mit kräftig, rauchiger Stimme rotzte Stacey, die Grand Dame des Peitschenschlags, Songs wie ,,Looking for Sacrifice“ durchs Mikro und trat eine regelrechte Mitgröhlwelle los. Aber das sollte noch nicht alles gewesen sein, denn wie man Stacey kennt, gibt’s auch Überraschungsmomente. Bei ,,With Whips and Chains“ aus ihrem neuen, gleichnamigen Album, dürfte einer ihrer Mitstreiter mal eben in die Knie gehen und wurde mit jedem Drumschlag durch Stacey´s Peitsche maltretiert. Aber keine Sorge, ihm geht’s gut und Performance kommt immer gut, auch wenn man der Band anmerkte, dass sie furchtbar nervös waren bezüglich ihres Auftritts. Es ist auch nicht verwunderlich, denn beim Keep it True wollen alle Bands eine gute Show abliefern, wer da versagt, verzeiht sich das nie. Während der Show bemerkten Gerald und ich, dass bei dem Gitarristen (dem ausgepeitschten, armen Teufel) ein Running Wild Tattoo aufblitzte. Nach der Show fingen Savage Master Gerald draußen vor dem Tore ab, um ein Foto zu machen. Der Gitarrist grinste über beide Ohren, dass er einen seiner großen Idole persönlich traf. Ich finde, es ist eine unglaublich schöne Geschichte, denn hier schließt sich der Musikerkreis. So treffen neue auf alte Hasen und ich meinte zu Gerald: ,, Da hat man doch als Musiker alles richtig gemacht, wenn der Nachwuchs einen so verehrt“.
Weiter ging es ab 15:00 Uhr mit einem Power Metal Giganten - Iron Cross. Seit 1979 schwingen sie nun schon die musikalische Keule und Songs wie ,,Mistress of the Dark“ kamen natürlich beim Publikum gut an. Mit schweren Riffs haben sie kurzerhand die 80er in die Tauberfrankenhalle gebracht und ein Typ neben mir meinte noch so: ,,Das ich das nochmal erlebe, Iron Cross live“ und sang alle Texte mit einer Hingabe mit, einfach Wahnsinn. [mh]
Meine Fresse, Artch waren für mich die Überraschung des diesjährigen KIT! Ich kannte die Band zugegebener Maßen noch nicht (abermals Schande über mein Haupt, Marky) und bin total angetan von ihren Songs und ihrem Aufritt beim diesjährigen KIT. Das ist richtig geiler Power Metal der US-amerikanischen Prägung, obwohl die fünf Jungs aus Norwegen kommen. Auffallend gut gefällt mir dabei Sänger Eiríkur Hauksson, der mich in seinen kräftigen Passagen durchaus an David DeFeis von Virgin Steele erinnerte. Der Auftritt war kurzweilig, unterhaltsam und verzückte die anwesenden Metalheads mit so geilen Nummern wie “Metal life“ und „Another return to church hill“. Hoffentlich bleibt die Band weiter aktiv und versucht sich an neuem Songmaterial. Ich wäre sehr gespannt darauf!
Nach seinem fulminanten Auftritt mit Anacrusis in 2010 auf dem KIT, gab sich der Mastermind dieses Jahr selbst mal die Ehre mit seiner Soloband auf dem KIT aufzutreten. Die Leute dankten es ihm auch dieses Mal mit begeistertem Applaus. Es ist unglaublich, welch Dynamik Kenn Nardi mit seiner Musik und vor allem mit seiner sehr variablen Stimme erzeugen kann. Man wurde förmlich mitgerissen von diesen postapokalyptischen, nihilistischen Sounds. Verständlicherweise, und auch glücklicherweise, entstammte der Großteil der dargebotenen Songs aus seiner Schaffensphase mit Anacrusis, wobei der Höhepunkt der Show sicherlich die Coverversion „I love the world“ von New Model Army war. Eine willkommene Abwechslung zu den sonst sehr puristischen Metal Sounds der anderen Bands.
Praying Mantis waren am heutigen Tage, die softeste Band. Erwartungsgemäß kam ihr AOR-like Sound of early British Heavy Metal live kräftiger rüber und gefiel somit auch sehr gut den Metalheads, wie auch mir. Immerhin feierten die fünf Engländer heute auch das 35-jährige Jubiläum ihres Debüts „Time tells no lies“, wovon sie ganze 7 Songs spielten, inkl. des Bonus Tracks „Praying Mantis“. Es gab sogar mit „Lovers to the grave“ noch eine Ballade zu hören, was einen tatsächlich in die 80 Jahre zurück katapultiere!
Mit den 80ern ging es anschließend auch weiter, denn nun verzauberten uns Heir Apparent mit ihrem 30igsten Jubiläum ihres Kultalbums „Graceful Inheritance“, dass Sie annähernd komplett spielten. Was sofort genussvoll in meinen Gehörgang drang, war der neue Sänger Will Shaw. Was dieser Mann da vom Stapel ließ war absolute Weltklasse. Mit einer Oktavenrange zum Niederknien, gab er Songs wie „The Servant“ und „Tear down the walls“ einen neuen Glanz, die so absolut bombastisch klangen. Neben den Songs der Debütscheibe, gab es noch weitere Hits wie „We, the people“ oder „Decorated“ vom Nachfolge Album „One small voice“ zu hören. Als dann zum Schluss endlich noch „Keeper of the reign“ und „Another candle“ kamen, stand die Halle wieder Kopf und sang lauthals mit. Was für eine Hammershow, mit einem Ausnahme Sänger, nach der es nur noch eine Steigerung geben konnte…
Ich weiß nicht, ob ihr euch vorstellen könnt, wie aufgeregt ich war? Es sollte nun die letzte Band des Festivals folgen und der Hauptheadliner des diesjährigen KIT Festivals. Fates Warning zelebrierten zum 30sten Jubiläum ihres Kult-Klassikers „Awaken the guardian“, der für mich besten Metal-Platte aller Zeiten, einen Aufritt in der Originalbesetzung von 1986, um diese Platte in voller Länge zu spielen. Die Veranstalter des KIT, Oliver und Tarek, hatten keine Mühen und Kosten gescheut, diese einmalige Gelegenheit in die Tauberfrankenhalle, in Lauda-Königshofen zu lotsen, um dort dieses Mega-Event stattfinden lassen. Den Grundstein zu dieser Show wurde in 2011 gelegt, als Mr. Arch und Mr. Matheos auf dem KIT 2011 ihre gemeinsame Soloscheibe live präsentierten. So galt es nach, dem immer noch Liveauftritt-scheuen, John Arch, nur noch Frank Aresti (git.), Joe DiBase (bass) und Steve Zimmerman (drums) zu reaktivieren. Dass dies gelungen ist, dafür gilt den beiden Veranstalter, und auch den Bandmitgliedern selbst, mein ewiger Dank und ich werde mich mein Leben lang an diesen einzigartigen Abend zurück erinnern.
Wie zu erwarten gefror mein Blut beim Ertönen des Intros zu „The sorceress“. Dann stand die Band plötzlich auf der Bühne und ich hörte Gott singen. Die Halle war sofort am Beben und wie eine tonale Lavamasse, sang die ganze Halle jede einzelne Textzeile Wort für Wort mit. Es folgte „Valley of the dolls“, danach eine kleiner instrumentaler Zwischenakt vom Band, der später nochmal kam, und „Fata morgana“. Erst danach schaffte es mein Kumpel Andy mich das erste Mal so richtig wach zu rütteln, weil ich bisher wie benommen war und Textzeile für Textzeile mitsang und dazu wie wild Luftgitarre und Luft-Drumfills spielte. Erst jetzt und leider gerade zum Mega-Song „Guardian“ realisierte ich dann doch den recht schlechten Sound des Konzerts. Jim Mattheos Gitarre war viel zu laut, John Arch´s Gesang konnte man gerade mal so erahnen, bzw. wurde dieser eh fast immer übertönt, durch die laut mitsingende Meute. Leider war dadurch auch mein meditativer Zustand dahin. Es war zwar immer noch das Hammerkonzert schlechthin, aber ich konnte mich nun, wegen des schlechten Sounds, nicht wegbeamen lassen. So entfaltete „Prelude to ruin“ leider nicht so seine Durchschlagskraft, wie auch nicht „Giant´s lore (Heart of winter)“. Absolut cool war dem gegenüber wieder das kurze Instrumental „Time long past“, welches von Joe DiBase an der Akustikgitarre begleitet wurde, während Jim Matheos und Frank Aresti ihre Gitarrensolos darüber zelebrierten. „Exodus“ entfaltete dann doch wieder mehr seine meditative Wirkung und ich lag wieder mit anderen Metalheads in den Armen, um wieder lauthals mitzusingen.
Dann war erst mal Schluss und unter tosendem Applaus, kamen die Jungs wieder zurück auf die Bühne, um wie erwartet, noch weitere Songs aus der John Arch Ära zu spielen. Es folgten noch „The apparition“, ein erneuter Gänsehaut Hammer, sowie „Damnation“, „Night on bröcken“ und als letzten Song „Epitaph“. Für das was die anderen Bands zuvor an Zeit überzogen hatten, waren Fates Warning nun schon zu früh fertig. Wenn es, neben dem schlechten Sound, noch was zu bemängeln gab, dann vielleicht noch drei fehlende Songs aus der John Arch Ära, die da wären: „Traveler in time“, „Orphan gypsy“ und vor allem „Kyrie eleison“! Trotzdem war ich hochzufrieden, diesem einzigartigen Event beigewohnt zu haben, wovon ich noch sehr lange zehren werde! Einzigartiges Event ist vielleicht doch etwas hochgegriffen, weil Fates Warning die komplette „Awaken the guardian“-Show beim Prog-Power Festival, am 9. oder 10. September 2016, in Atlanta/USA, noch einmal darbieten werden. Mehr als ein Grund dort hin zu pilgern!!! [mr]
Fazit:
Das Keep it True ist Kult und muss Kult bleiben, so sieht das nicht nur meine Wenigkeit und mein ZO Kollege Marky, sondern auch die eingefleischte Fangemeinde, die jedes Jahr aus aller Herren Länder herbei strömt, um an diesem fetten Event teil zu nehmen. Wen wunderts eigentlich, denn es spielen Bands, die man so schnell nicht wieder erleben wird. Zu den Abräumern des diesjährigen Keep it True zählten Bands wie Rock Goddess, SDI, Metalian, Tokyo Blade, Artch, aber vor allem Fates Warning, mit deren Show sich das KIT nach Aussagen meines Kollegen Marky, ein Denkmal geschaffen hat.
Doch trotz aller Lobhymnen über das diesjährige KIT, müssen auch Kritikpunkte angeschnitten werden, wie die Soundproblematik, die ab und an zu wünschen übrig ließ und die Verlagerung der Verkaufsstände vor die Türe, die unglücklicherweise den schnellen Gang in die Halle blockierten. Aber Schluss mit der Meckerei, das diesjährige Keep it True war wieder unvergesslich und nicht zu vergessen sollte natürlich, das Treffen mit vielen alten und neuen Freunden. Vielen Dank an dieser Stelle an Fans und Bands und mit Vorfreude auf das nächste Jahr - Hail&Kill, Euer Zephyr´s Odem Team.
Freitag, 27.04.2016Samstag, 28.04.2016