SAMSTAG, 18.07.2015

Da der frühe Vogel bekanntlich den Wurm fängt, sind zur Mittagszeit auch am dritten Festival-Tag bereits mehrere Hundertschaften bestens ausgeruht und blendender Laune vor der Bühne um sich von Exumer eine gepflegte Dosis Thrash zum Frühstück abzuholen. Für allzu übereifrige „Vögel“ wie den Verfasser dieser Zeilen gibt’s jedoch eine gute halbe Stunde zuvor noch gar nichts zu sehen. Eventuell liegt’s doch am (gar nicht mal so) Kleingedruckten, das 11:30 als Start vorsieht und nicht 11:00…..Aber egal, ein Tässchen Kaffee hat noch nie geschadet und bald danach legen die Burschen ohnehin los wie die Feuerwehr. Apropos Kaffee und Frühstück: Fronthüne Mem von Stein wirkt zunächst eher so als ob er wahlweise noch gar nichts, oder eventuell gar etwas falsches gefrühstückt hätte, macht er doch einen unglaublich aggressiven, ja fast bösartigen Eindruck. Dieser scheint aber doch nur Teil der Gesangsperformance sein und kommt dabei auch verdammt gut rüber. Denn erst durch Mem‘s lebhafte und gestenreiche Darbietung kommen Granaten wie “Journey To Oblivion“ oder “Fallen Saint“ erst so richtig zur Geltung. Doch nicht nur auf das 1986er-Album “Possessed By Fire“, von dem diese beiden Tracks stammen, wird zurückgegriffen, selbstredend steht auch Material vom 2012er Comeback-Album “Fire And Damnation“ auf der Setlist, wobei sich vor allem der Titeltrack erneut als echte Live-Granate entpuppt. Es kommt nämlich wahrlich nicht alle Tage vor, dass schon beim Opener die Mitsing-Spielchen funktionieren wie in diesem Track. Der „Weckruf“ von Exumer findet daher auch ein bejubeltes Ende und zeigt nicht nur unmittelbar vor der Bühne seine Wirkung. Immer zahlreicher erscheinen die Fans im Verlauf der Spielzeit um sich zum „Thrash-Frühschoppen“ zu gesellen, der von den Herrschaften würdig eröffnet wird.

Früh dabei zu sein ist generell eine gute Idee, denn es folgen Hirax, denen man seit jeher nachsagt eine brillante Live-Band zu sein. Diesem Ruf werden Front-Sympatikus Katon W. De Pena und seine Mitstreiter einmal mehr gerecht, denn das Quartett ackert sich nicht nur auf handwerklich hohem Niveau durch seine Songs, man hat auch den Eindruck als ob der Vierer versucht wäre den einen oder anderen Song zusätzlich in die begrenzte Spielzeit einzubinden und drückt noch ein wenig mehr auf die Tube. Von „überhastet“ oder dergleichen kann aber dennoch keine Rede sein. Sowohl die Riffs von Lance Harrison kommen präzise und auch das Rhythmus-Gespann Mika Vega (Drums) und Steve Harrison (Bass) versteht es bei aller Geschwindigkeit sowohl satt zu grooven wie auch entsprechende „Teppiche“ auszulegen, auf denen sich der permanent grinsende und offenbar auch überaus konditionsstarke Katon austoben kann. Auch die Setlist finden Gefallen beim Auditorium und enthält sowohl Auszüge des letzten Studiodrehers “Immortal Legacy“ (aus dem sich einmal mehr “Hellion Rising“ als wahrer Genickbrecher vor dem Herrn entpuppt) aber auch ältere Kracher wie “El Diablo Negro“ (das von Katon auf böswillig-ironische Weise mimisch umgesetzt wird) kommen gut an und werden vor und auf der Bühne gefeiert. Die Spielzeit vergeht dabei wie im Fluge und so meint man die Band habe eben erst begonnen, als sich das Quartett mit dem Klassiker “Bombs Of Death“ für den Support bedankt und verabschiedet. Weit entfernt von der Bühne hat sich die Formation jedoch keineswegs, so sind Hirax mit zu jenen Musikern zu zählen, denen man im Verlauf des Tages immer wieder über den Weg läuft. Respektvoll im Umgang mit Kollegen und Fans und jederzeit zu Späßen, Fotos und diversen anderen Tätigkeiten bereit, machen sich Hirax auch „nebenbei“ beliebt. So gewinnt man Sympathien!

Zur Spezies der Sympathie-Träger zählt auch Exciter-Gitarrist John Ricci, der sich als ebenso umgänglicher wie freundlicher Zeitgenosse entpuppt und zudem immer wieder mal mit Katon anzutreffen ist. Es wirkt eigenwillig in diesem Zusammenhang davon zu sprechen, dass sich John, Dan Beehler und Bassist Alan Johnson lange Zeit gemieden haben und die Fans bis vor wenigen Monaten ein Comeback in besagter Besetzung für absolut unmöglich gehalten hätten. Doch das Trio hat schlussendlich doch wieder zueinander gefunden und zeigt sich hochmotiviert als mit “Strand Up & Fight“ der Startschuss für die kommende Stunde erfolgt. Die Darbietung basiert logischerweise auf einem „Best Of“-Programm und wird entsprechend goutiert, logisch schließlich gibt ausschließlich bekannte, jahrelang live-erprobte Hämmer zu hören. Unverändert geblieben ist auch der eigenwillige Anblick der Bühne vom Auditorium aus, da man den ins Mikro röhrenden Drummer Dan nicht wirklich zu sehen bekommt und ihm daher auch nicht beim Singen zusehen kann. Doch Dan singt livehaftig und wie! Der gute Mann scheint immer noch über das Lungenvolumen eines Dinosauriers zu verfügen und zusätzlich kommt sein Vortrag nicht nur gewaltig, sondern dabei auch perfekt auf die Kollegen abgestimmt aus den Boxen. Wenn man die Reaktionen auf einen Klassiker wie “Heavy Metal Maniac“ als Maßstab nimmt, weiß man definitiv worauf die Fans lange Jahre gewartet haben! Da stört auch der anhaltende Regen nicht, der sich zunächst in feinen, bald jedoch in immer dichter werdenden Tropfen über Balingen ergießt. Ob man uns auch den Wunsch nach einem neuen Studio-Album in dieser Formation erfüllt, bleibt zwar vorerst noch abzuwarten, auf der Bühne beweisen EXCITER aber auf jeden Fall, dass die Band in alter Form zurück ist!

Ob Astrid Lindgren eine Ahnung davon hatte, wie viele ihrer Landsleute lange Jahre danach dafür geschätzt werden, dass sie dem Zitat: „Hier kommen die Schweden mit Krach und Radau“ genüge tragen? Keine Ahnung, in Balingen jedenfalls schwört man darauf und deswegen sind auch Morgana Lefay immer wieder gerne gesehen Gäste beim „Bang Your Head!!!“-Festival. Auf den Brettern merkt man zu keiner Sekunde, dass die Band momentan nur noch hobbymäßig betrieben wird und mit einer Tournee so bald nicht zu rechnen ist. Doch schon mit dem fulminanten Einstieg “To Isengard“ stellen die Herrschaften unter Beweis, dass ihre Songs keinerlei Alterserscheinungen zeigen und die Musiker selbst mit Spaß ihr Arbeit verrichten. Power Metal-Schnittchen wie “Master Of The Masquerade“ oder das aus unzähligen Hälsen mitgegröhlte “Maleficium“ kommen - unabhängig von Tageszeit und Witterung, wie hier und heute zu bemerken ist, denn Petrus lässt kurz nach Showbeginn wieder die Sonne scheinen - einfach immer perfekt zur Wirkung. Da stören selbst Kleinigkeiten wie ein wenig Konfusion in den Bewegungsabläufen der Musiker nebeneinander, der Tatsache, dass sich Charles mit dem Mikroständer auf Grund von dessen Gewicht („das ist der größte und schwerste Mikroständer, den ich je gesehen habe. Der ist etwas für Riese, aber nicht für Hobbits wie mich!“) nicht anfreunden kann und diesen zur Seite stellt, sowie eine leichte Verwirrung bei der Einleitung von “Angels Deceit“ nicht weiter, das sogar ein zweites Mal begonnen werden muss. Doch das ist alles kein Thema, vor der Bühne tobt die Fanmeute von Anfang an und lässt sich bei prächtigen Soundverhältnisse einmal mehr ein Lektion in Sachen deftiger Power Metal-Kost erteilen, die in Form von “Symphony Of The Damned“ eine edles Ende erfährt. Bleibt nur noch zu hoffen, dass der „Hobby-Status“ eventuell doch wieder ein wenig angehoben wird und irgendwann doch noch ein neues Album eingespielt wird….

Gespannt warten die Fans danach auf die US-Legende Omen, die von Keep It True-Chef Oliver Weinsheimer angesagt wird. Die Herrschaften aus Dallas, Texas eröffnen ihr Set mit “Die By The Blade“ und legen mit “Death Rider“ schnell und verdammt hart nach. Die Erwartungshaltung des Publikums wächst dadurch weiterhin, schließlich will es nicht anderes als ein cooles, amtliches „Old School-Brett“ vor den Latz geknallt bekommen. Und genauso das gibt es auch! Wer Songs wie “Ruby Eyes (Of The Serpent)“ oder “Warning Of Danger“ im Talon hat, braucht sich vor einem Publikum wie diesem erst gar nicht weiter zu bemühen, sondern hätte an sich schon gewonnen. Doch Kenny Powell, Steve Wittig, Andy Haas und Kevin Goocher legen sich mit erkennbarer Begeisterung dermaßen ins Zeug, dass man von einer „Gala-Vorstellung“ sprechen kann. Nicht nur die Intonation der Nummern stimmt, auch die Interaktion mit dem Publikum passt. Unter anderem lässt uns Kevin grinsend wissen, dass die Band die Sonne aus dem heißen Texas mitgebracht hätte. Danke, ganz nett, wär‘ aber gar nicht notwendig gewesen….Doch Wetter hin oder her, die Sause erweist sich trotz sengender Hitze an diesem Tag als echtes Volksfest. Einzig das etwas eigenwillige Outfit von Kevin, dessen Oberarme von einer Art Ritterrüstung bedeckt sind, deren Elemente man wohl durchaus auch bei einer Regenrinne ihren Zweck erfüllen würden, wirkt eher deplatziert. Ansonsten alles bestens, auch wenn man bei allem Verständnis für die alten Hits durchaus auch auf das noch heuer (oder etwa doch nicht?) erscheinende neue Album hinweisen hätte können.

Auch wenn man den knackigen Hard Rock von Y & T durchaus schon mal dazu verwenden kann, sich davon „erwärmen“ zu lassen, an diesem Samstag-Abend ist das nicht zwingend nötig. Die Band hingegen sehr wohl, alleine deshalb, weil nämlich den Herrschaften die Ehre zuteilwird in einem sehr Metal-lastigen Billing ist einen rockigen Farbtupfer zu setzen. Das gelingt auch ganz famos, wobei allen voran einmal mehr das die blues-infiltrierte Spiel von Dave Meniketti herausragt. Der stets gut gelaunte und ebensolche Songs zum besten gebende Sympath schafft es einmal mehr von Anfang für ausschließlich beste Stimmung zu sorgen. Seine Mannschaft erweist sich als ebenso prima eingestellt und lässt zu keiner Sekunde Zweifel an ihrem Vollprofi-Status aufkommen. Es folgt die Darbietung einer feinen Hit-Collection, die unter anderem “Black Tiger“, “Open Fire“ und “I Believe In You“ enthält. Dave ist ebenso in prächtiger Feierstimmung wie das Publikum und so präsentiert er das programmatische “Summertime Girls“ als „dunkelste“ Nummer des Tages und nicht nur dieser Track wird bis in die hintersten Reihen mitgesungen und mitgesummt. Kurz: So muss das sein! Party pur, die zudem von den wunderbaren Background-Gesängen des Quartetts und den erlesen Soli des Chefs belebt wird. Thank You, Y & T!

Eine spontane Idee von Joey Tafolla im Vorfeld des Festivals führt zu einer sehr speziellen und zudem relativ kurzfristig anberaumten Show in der Halle. Wie man von Joey weiß, hat er schon mehrfach seinem Idol Randy Rhoads in Form von Cover-Shows gehuldigt und von daher ist es auch seine Intention unter dem Titel Randy Rhoads Tribute diverse Songs, die jedoch allesamt mit dem verstorbenen Gitarrenhelden in Verbindung stehen, zu spielen. Mit von dieser Part(y)ie zu Beginn des Programms in der Halle am dritten Festival-Tag sind die Jag Panzer- Rhythmusfraktion Rikard Stjernquist und Aric Avina sowie Joey als „Dirigent“, der mit seiner Sechssaitigen zwar den Chef gibt, sich jedoch mit viel Respekt den Kompositionen hingibt und auch bei den Soli die Nähe zu den Original-Versionen beibehält . Obendrein scheint Joey auch die Bewegungsabläufe und Posen von Randy studiert zu haben und orientiert sich auch diesbezüglich an seinem Vorbild. Angeblich soll zwar bis kurz vor der Show nicht klar gewesen sein, welcher Sänger sich zu dem Unternehmen gesellen würde, doch die bereits einige Zeit zuvor zu vernehmenden Proben (aus der zu diesem Zeitpunkt noch gesperrten Halle) lassen keinen Zweifel daran aufkommen, dass auch Jag Panzer-Fronter Harry Conklin mit dabei sein würde. Den Einstieg ins Geschehen mit “I Don’t Know“ liefert jedoch der erst kurz zuvor mit OMEN auf der Hauptbühne rockende Kevin Goocher, der seine Sache gut macht. Harry singt dann “Flyin‘ High Again“ und “Steal Away (The Night)“ , ehe man in eine von den inzwischen zahlreich erschienenen Zusehern lauthals mitgesungene, recht hart intonierte Version von „Paranoid“ einsteigt. Zwar gibt es diverse Lästermäuler, die den Sinn in den Sabbath-Tracks nicht verstehen wollen, der Großteil der Zuschauer jedoch zeigt sich davon beeindruckt und geht begeistert mit. Als Portrait-Sänger Per mit schickem Overrdrive-Shirt die Bühne betritt gewinnt er zunächst einmal Sympathien. Wenig später aber auch Ansehen, denn mit “Mr. Crowley“ erzeugt er eine zentimeterdicke Gänsehaut durch seine Performance. Sehr fein! Nach einem nicht minder lautstark umjubelten “Iron Man“ gibt der Schwede das Mikro wieder an Harry, der “Believer“ zum besten gibt. Zwar fällt auf, dass Per irgendwie hingebungsvoller (und zudem unterhaltsamer, da er mit typischen Ozzy-Bewegungen über die Bühne hampelt) agiert, was die Gesangsperformance von Harry selbst betrifft, gibt es aber auch nichts zu meckern. Das gilt generell für die Umsetzung des Projekts insgesamt, wobei man auch die soundtechnische Leistung hervorheben muss, denn Joey’s Gitarre klingt einfach himmlisch! Randy wäre stolz auf Dich!

Währenddessen ist die Stimmung vor der großen Bühne kurz vor ihrem Höhepunkt, was wieder einmal den - mit Verlaub – „Altmeistern“ Pretty Maids zuzuschreiben ist. Angeführt von einem bestens disponierten Ronnie Atkins und seinem nicht minder motiviert wie kompetent in die Saiten langenden Sidekick Ken Hammer intonieren die „Mädels" aus dem fernen Dänemark ein klassisches „Best-Of“-Programm mit dem man an sich schon gewonnen hätte. Doch es ist einmal mehr die Spielfreude und Animationskunst der Herrschaften die ihren Auftritt zu einem „bombigen“ macht. Egal, ob man den Fans mit unkaputtbaren Klassikern a la “Lethal Heroes“ oder “Yellow Rain“ (das zwar auf Grund des noch hellen Tages ohne gelbes Licht auskommen muss, aber dennoch bestens ankommt) die Ehre erweist, oder auf aktuelles Material wie “Mother Of All Lies“ (das sich inzwischen zu einem Opener der Spitzenklasse etabliert hat) zurückgreift, die Stimmung ist blendend und so gedeiht der Auftritt zu einem Triumphzug, den das Dänen-Kommando mit den wenig überraschenden, aber dennoch immer wieder gerne gehörten, unsterblichen “Back To Back“ und “Future World“ unter lautstarken Beifallsbekundungen beendet. Beide Daumen hoch – denn wie an Hand des lautstarken Jubels zu vernehmen ist, fühlt sich das Publikum bestens unterhalten, genauer gesagt dermaßen gut wie am gesamten Wochenende noch nicht.

Auch am letzten Festival-Tag musste eine Band „Arschkarte“ ziehen, konkret betroffen sind die Herrschaften von Warrant. Zeitgleich mit den Pretty Maids auf die Bretter der Halle zu müssen ist nämlich mit Sicherheit keine angenehme Angelegenheit, doch Jörg Juraschek und seine Truppe nehmen es mit Fassung und bedanken sich artig dafür, ihren im letzten Jahr verletzungsbedingt versäumten Gig nachholen zu dürfen. Auch an Spielfreude mangelt es der Formation keineswegs und so bekommt die zwar bei weitem nicht volle, aber zumindest von eingeschworenen Fans bevölkerte Halle ein feines Programm geboten. Dieses besteht aus diversen Klassikern aus den 80er Jahren, aber auch das aktuelle Comeback-Werk “Metal Bridge“ wird entsprechend vorgestellt. Der klassische Metal-Sound in traditioneller Machart kommt druckvoll und sauber aus den Boxen, während Jörg als Sänger und Bassist gute Figur abgibt und zudem versucht die Meute immer wieder zum Mitmachen zu animieren. Das gelingt durchaus, wobei es jedoch auch sein könnte, dass die Zuseher einfach nur Angst haben, dass der in einigen Tracks den Background-Sänger gebende „Henker“ auf der Bühne einen schlechten Tag hat…..Doch die hat er nicht und die Meute braucht sich auch keineswegs Sorgen zu machen, schließlich unterstützt sie die Band tatkräftig. Kein Wunder also, dass selbst bei aktuellen Songs Nummern wie “Come And Get it“ das Mitsingen gut funktioniert und Warrant nach einer soliden Vorstellung durchaus erfolgreich die Bretter wieder verlassen.

Nach fast drei Tagen musikalischer „Party“ ist mit Dream Theater nun jene Band auf der Hauptbühne zu sehen, von der man annehmen musste, dass eben jener Faktor flach fallen würde. Dass ihre ausufernden Prog-Epen dem feierwütigen Publikum jedoch sehr wohl munden, ist bereits nach einem soliden Start mit dem „Oldie“ “Afterlife“ zu erkennen. Auch soundtechnisch gibt es von Anfang an nicht das geringste zu meckern, dermaßen feine nuanciert klingt keine andere Formation an diesem Wochenende. Dennoch scheint schon nach “Metropolis Pt.1: The Miracle And The Sleeper“ die Stimmung eher abzuflauen, weshalb sich die Reihen an „vorderster Front” gehörig lichten. Für jene Gourmets, die sich der Band hingebungsvoll widmen können und es dabei belassen eher andächtig zu lauschen, wird ausnahmslos exquisiter Stoff vorgetragen (u.a. folgen noch “The Spirit Carries On“ sowie “Bridges In The Sky“), eine nicht gerade geringen Anzahl an Fans , denen nach „Party“ gelüstet, zieht sich jedoch eher aus dem „Pit“ zurück, wodurch die Stimmung abfällt und es bei Dream Theater vergleichsweise still bleibt. Das ist insofern nachvollziehbar, da die Musik der Herrschaften ohnehin nicht für derlei Veranstaltungen geschaffen wurde, liegt aber wohl auch daran, dass es sehr wohl auch bereits erste Ermüdungsanzeichen am dritten Festival-Tag gibt und man sich seine letzten Kräfte für den Headliner aufspart. Jede Wette, dass der Auftritt der Herren ein wohl auch im Nachhinein noch länger diskutiertes, weil polarisierendes Thema bleibt. Nicht zuletzt deshalb, weil aus James LaBrie - bei allem Respekt für seine Gesangsperformance – in diesem irdischen Dasein wohl kein Entertainer mehr werden wird…..

Im Gegensatz zur eher schüchternen und wenig ausdrucksstarken Performance von James LaBrie erweist sich Nick Melissourgos als überaus gereifter Frontmann, wie man den Suicidal Angels generell attestieren muss eine verdammt starke Vorstellung zu liefern. Die Burschen wirken nämlich nicht nur bestens gelaunt, sondern auch deutlich motivierter als auf der letzten Tournee. Spielfreude und Hingabe waren zwar ohnehin noch nie ein Thema, offenbar ist es aber die ehrenvolle Aufgabe hier und heute mitmischen zu dürfen, dass sich das Hellenen-Quartett dermaßen ins Zeug legt und bestrebt ist die Tracks mit Volldampf (und zumindest zum Teil in „überhöhter Geschwindigkeit“) zu präsentieren. Mit Erfolg, denn die nach brachialem Thrash Metal hungrige Meute wird im Verlauf des Sets stetig größer und frisst den Griechen förmlich aus der Hand. Brachial-Granaten wie “Seed Of Evil“ oder “Reborn In Violence“ verfehlen ihre Wirkung daher auch nicht und verursachen im vorderen Teil des Publikums so manche „Detonation“. Sprich, wildes Bangen und Moshen ist angesagt und das die gesamte Spielzeit über. Nicht zuletzt, weil die Band auch bei der Zusammenstellung der Setlist ein glückliches Händchen beweist. Intensiver als mit “Moshing Crew“ kann man eine Thrash-Show nämlich nur schwer beenden. Als programmatisch erweist sich dabei aber nicht bloß der Titel, der gesamte Refrain kann quasi erfolgreich umgesetzt werden: „Determination needed to pass it through - Jumping in the pit with the moshing crew“. Ein mächtiges Thrash-Brett zwischendurch!

Nicht minder intensiv geht es in der Halle auch weiter, jedoch noch eine gehörige Schippe brutaler. Mit Asphyx entert nämlich eine wahre Death Metal-Institution die Bretter, die nicht nur über eine treuen Fan-Gemeinschaft verfügt, sondern zudem auch von Traditionalisten ob ihrer Ehrwürdigkeit respektiert wird. Nachvollziehbar, schließlich hat die Band das Genre entscheidend mitgeprägt und zudem mit Martin van Drunen einen unverwüstlicher Frontmann von Format und Attitüde, dem man als „Vorstandsvorsitzenden“ seine Intention einfach abnimmt. Zwar steht der Start unter keinem guten Stern, denn ein Gitarren-Verstärker scheint keine Lust auf Death Metal zu haben und verabschiedet sich „lautlos“ wodurch einige Minuten Spielzeit flöten geben, doch die Niederländer wissen mit einer zusätzlichen Dosis Brutalität dennoch als Sieger aus der „Schlacht“ hervorzugehen. Van Drunen weist darauf hin, dass diese Band „es nicht nötig hat, sich hinter Masken zu verstecken und daher weder geschminkt ist, noch etwaige andere Hilfsmittel braucht, sondern Death Metal für Leute macht, die Death Metal auch verstehen“. Ein Mann, ein Wort. Es folgt “Deathhammer“, das stellvertretend für diverse weitere Kracher aus dem Programm (unter anderem gibt es noch “Wasteland Of Terror“ sowie “The Rack“ zu hören) in gnadenlos brachialer Manier auf das Publikum niedergeht. Eine Machtdemonstration in Sachen brutaler Klänge!

Es gibt momentan wohl nur ganz wenige Bands die ohne jegliches Gemecker als Headliner auf die Bretter dieses Festivals dürfen. Eine davon sind definitiv Accept und die erledigen ihre Sache zum krönenden Abschluss einmal mehr mit Bravour. Das Messegelände steht schon beim eröffnenden “Stampede“ förmlich Kopf, auch wenn das auf Grund des Gedränges inzwischen gar nicht mehr so einfach sein dürfte. Auch das folgende „Stalingrad“ erweist sich als „Burner“ und wenn die Band zum ersten Mal Klassiker wie “London Leatherboys“ oder “Restless And Wild“ schmettert, gibt es kein Halten mehr. Es spricht wohl für sich, wenn man sich derlei Songs die Band schon zu diesem Zeitpunkt „erlauben“ kann, ebenso steht fest, dass diese Band nicht nur einen abermaligen Frühling erlebt, sondern sich generell in absoluter Top-Form befindet. Sänger Mark Tornillo hat sich längst perfekt eingelebt und weiß mittlerweile selbst älteren Tracks seine Note aufzudrängen, hat aber seine besten Momente dennoch bei den neuen Nummern. Allen voran in der Huldigung “Dying Breed“, in der er zusätzlich den Animator gibt. Auffällig ist auch, dass er inzwischen mit dem Duo Wolf Hoffmann / Peter Balters auch in Sachen Show perfekt harmoniert. Neuzugang Uwe Lulis hingegen agiert im Hintergrund, liefert aber ebenso wie der neue Drummer Christopher Williams eine tadellose Vorstellung. Zum Thema „Headliner-Status“ passt perfekt, dass “Princess Of The Dawn“ in der zweiten Hälfe der „regulären“ Spielzeit den umjubelten Höhepunkt darstellt, wobei auch die Gesangsdarbietung des Publikums eine imposante ist. Ob da nicht die ganze Stadt was davon hat? Anzunehmen, denn vor den Eingängen haben sich kurz vor Ende des Festivals einige Hundertschaften an Zaungästen eingefunden, die wohl auch die Refrains mitgröhlen. Die Band hätte sich zu diesem Zeitpunkt durchaus ein kurzes Päuschen gönnen dürfen, man hätte es geräuschtechnisch nicht gemerkt. Für eine Pause sehen die Herrschaften auf den Brettern aber auch nach dem Ende des Sets mit “Fast As A Shark“ keinen Bedarf und lassen sich nicht lange bitten um das Finale mit den Klassikern “Metal Heart“ und “Balls to the Wall“ sowie dem dazwischen nahezu ohne Stimmungsabfall intonierten „Frischling“ “Teutonic Terror“ zu bestreiten. Ganz ehrlich, viel besser kann man eine Headliner-Show nicht ausfallen, weshalb man jenen vereinzelten, notorischen Nörglern, die sich im Vorfeld darüber mokierten, dass Accept nun schon das dritte Mal binnen weniger Jahre in Balingen gastieren, als Zeuge dieser Show nur lauthals entgegenbrüllen kann: Und das ist auch GUT so! Amen.

Bevor es zum Gnadenstoß mit Destruction in die Halle geht, lässt es sich Veranstalter Horst Franz selbstredend nicht nehmen sich bei allen Beteiligten gebührend zu bedanken. Während das einmal mehr gigantische Feuerwerk den schwäbischen Nachthimmel erhellt, gibt er auch noch die „Pensionierung“, oder besser gesagt den Rückzug aus dem Festival-Geschehen seiner Mutter Erika bekannt. Das Publikum weiß auch ihre Dienste nach all den Jahren zu schätzen und lässt sich nicht lange bitten um die Danksagung mit lautstarken „Erika“-Sprechchören zu quittieren. Und wie es sich gehört, wird zum Schluss noch auf die 21. Ausgabe des Festival im nächsten Jahr hingewiesen - erneut als dreitätiges Event. Auch wenn ein gnadenlos heißer, musikalisch überaus ertragreicher Tag sein Ende findet und binnen weniger Minuten die alljährliche „Völkerwanderung“ vom Gelände raus einsetzt, haben einige Hundertschaften immer noch die Kraftreserven um sich von den erwähnten deutschen Thrash-Helden eine letzten Genickschuss versetzen zu lassen. Der rohe Sound des Trios erweist sich dafür als optimal und schon der grandiose Einstieg mit “CurseThe Gods“ macht deutlich, dass sich Schmier, Mike und Vaaver keineswegs als „After-Show-Act“ sehen, sondern von Anfang an Gas geben. Und zwar so sehr, dass man meint die Herren müssten das Publikum erst einmal „anheizen“. Die noch verweilenden, unentwegten Metal-Heads feiern die bei zwar nicht zwingend optimalen Sound-Verhältnissen (der dominante Bass wirkt in den ersten Songs regelrecht „erdrückend“) durch ein gediegenes Best Of-Programm führende Band bis zum Ende hin entsprechend ab. Cool zu sehen, dass auch diverse Kollegen - allen voran die offenbar zur Gattung der „Party-Animals“ zählenden Hirax - es sich nicht nehmen lassen zum Abschluss noch einmal die Birnen zu Abriss-Kommandos wie “Nailed To The Cross“, “Mad Butcher“ oder “Eternal Ban“ zu schwingen, ehe auch sie sich irgendwann einmal ausgelaugt und hundemüde, aber dennoch glückselig zur Ruhe zu begeben.

Als Fazit bleibt festzuhalten, dass sich die Reise auf die schwäbische Alb einmal mehr voll und ganz gelohnt hat und man dem Veranstalter-Team nur gratulieren kann, schließlich ist die zwanzigste Ausgabe des Festivals zu einem echten Fest geworden, dass einem Jubiläum mehr als nur würdig ist!

Wir sehen uns 2016, wenn es wieder heißt „Bang Your Head!!!“

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