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EVERYTHING DIES – Survivalist (2024)
(9.181) Maik (8,0/10) Black Metal
Label: Independent
VÖ: 04.10.2024
Stil: Black Metal
Ich vergleiche ja das Mysterium Rockmusik gern mal mit einem sich immer weiter verzweigenden Baum. Und aus dem mittlerweile schon etwas dicker gewordenen Ast namens Black Metal haben sich auch schon diverse Zweige entwickelt. Einer dieser Ableger nennt sich DSBM, also Depressive Suicide Black Metal. Und wie es ausscheut, hat auch dieser Zweig schon in verschiedene Richtungen ausgeknospt.
Eine dieser Zweige bietet einen eher ruhig angelegten Black Metal, der sich schon teilweise eher mit Elementen des Dark Wave oder Gothic Rock austobt. In dieser Richtung agiert auch das Projekt EVERYTHING DIES eines gewissen Nargathrond. Dieser hat mit dem Album „Survivalist“ nun sein Debüt- Album veröffentlicht.
Nun scheinen sich Bandname- alles stirbt – und LP-Titel – Überlebenskünstler- gegenseitig auszuschließen. Doch tun sie das wirklich? Wohl will uns der Künstler zum Nachdenken anregen. Ein Blick auf die Lyrics zeigt uns Gedanken, die auf Traurigkeit, Niedergeschlagenheit und Leere hindeuten. Gedanken, die den Sinn des Lebens hinterfragen, den Sinn des Weiterlebens vor allem. Die Kunst, diese Tiefpunkte der Seele zu überwinden, ist scheinbar die wahre Überlebenskunst.
Wahrscheinlich interpretiere ich mal wieder viel zu viel hinein, vielleicht, weil ich selbst schon in derartigen desolaten Gemütszuständen verstrickt war. Doch verlassen wir den lyischen Hintergrund und widmen uns dem musikalischen Aspekt. Denn der Black Metal von EVERYTHING DIES besticht trotz ruhiger Gesamtstimmung durch schwarzmetallisches Riffing, welches fast schmerzhaft an den Synapsen zerrt. Gerade die Tatsache, dass hier auf eine allzu verwaschene, auf evil getrimmte Produktion verzichtet, und eher auf klaren Sound gesetzt wurde, sorgt für eine besondere Atmosphäre.
Dem ordnet sich auch das HIM- Cover „The Funeral Of Hearts“ unter, welches EVERYTHING DIES perfekt mit eigener Note umgesetzt hat.
Denn trotz aller Melancholie wirkt die Musik dadurch kraftvoll und zeigt den Drang, sich trotz widriger Umstände behaupten zu wollen. EVERYTHING DIES stellt also insgesamt den eigenen Bandnamen zwar nicht in Frage, regt aber zum Nachdenken an. Natürlich stirbt alles irgendwann, und man könnte daran verzweifeln. Aber vorher lebt es, und das sollte man nutzen. Dennoch endet das Album mit – passenderweise – „The End“, welcher eventuell aufkommender Zuversicht noch einen kleinen Dämpfer versetzt.
„Survivalist“ präsentiert sich als eher getragenes Black Metal Album, welches mehr auf Atmosphäre setzt denn auf bösartigen Krach. Wer die mittlere Phase von Bands wie ROTTING CHRIST oder heute nahezu unbekannte Bands wie FESTER mag und auch der eher depressiven Sparte des Schwarzmetalls frönt, sollte hier mal reinhören.
Anspieltipp: „Deadend“ und „Forest Loneliness“