Label: Season Of Mist
VÖ: 25. August 2017
Stil: Atmospheric Black Metal
Galt Der Weg einer Freiheit damals zu Zeiten ihres Debuts noch bei Genrekennern als Geheimtipp konnten Sie sich nach acht Jahren und mittlerweile vier sehr starken Langrillen als einer der wichtigsten Vertreter im deutschsprachigen Black Metal mausern. Was habe ich damals das selbstbetitelte Debut weggeatmet – immer und immer wieder lief es auf und ab in meinem Player. Dementsprechend freute ich mich auf den mir nun vorliegenden Output Finsterre, welcher textlich auf Hermann Hesse’s „Der Steppenwolf“ basiert.
Nach einem spoken Intro (von Marlen Haushofers Roman „Die Wand“) beginnt der erste Track „Aufbruch“ - recht ruhig und für die Würzburger eher untypisch knallt dann aber nach kurzer Zeit das gewohnte Blast-Gewitter über den Hörer herein. Was einem dann auffällt ist, dass man im neuesten Output im Gegensatz zu dem traditionellen melodischen Black Metal früherer Werke hier eher dem Post Black Metal fröhnt, welcher durch Harmoniewände und ausgedehnte Soundpassagen eine fesselnde Atmosphäre aufzubauen versteht. Nicht umsonst liegen die Spiellängen der einzelnen Songs bei jeweils über zehn Minuten (auf die beiden „Skepsis“ Titel komme ich nachher noch mal zurück).
Der nun folgende „Ein letzter Tanz“ setzt dem vorherigen sogar noch eine Schippe drauf. Beginnt dieser vielleicht etwas unspektakulär und plänkelt anfangs (vielleicht auch etwas zu lang) vor sich hin, baut dieser dann eine spannende Atmosphäre auf und gipfelt dann in einem grande Finale, bei dem mir sogar grad jetzt beim Schreiben noch Gänsehautfeeling aufkommen lässt. Mein absolutes Highlight von Finsterre.
Ich war am Anfang etwas enttäuscht als ich „Skepsis Pt I“ durchhörte denn ich bin eigentlich kein wirklicher Fan von Instrumentals weil es nur selten welche gibt, die mich überzeugen können. Als dann plötzlich „Skepsis Pt II“ ertönte fügte sich das Puzzle plötzlich zusammen und ich erkannte, dass es sich bei der bewussten Trennung dieser Tracks (obwohl diese eigentlich als ganzes zu sehen sind) um eine cleveren Schachzug handelt. Hier überlässt es die Band dem Hörer selbst ob er sich den Titel als Ganzes anhört oder ob er beispielsweise die aufbauende Spannung des Instrumentals überspringt und gleich beim Kern des Gesamtstücks einsteigt.
Der abschließende Titeltrack „Finisterre“ schließt diesen überragenden Output ehrwürdig ab und schreckt zum Ende hin auch nicht davor zurück mit dezenten Streichereinsätzen noch mal einen geilen Oha-Effekt in mir aufkommen zu lassen.
Mit Finsterre ist Der Weg einer Freiheit ein echter Geniestreich gelungen denn hier erlebt der Hörer eine Achterbahnfahrt an wütender Raserei gepaart mit gefühlvollen Momenten. Jeder der vier Titel (Skepsis Pt I und Pt II zähle ich als einen Track) hat seine Deseinsberechtigung und fesselt mich auf seine eigene besondere Weise. Es wird immer Leute geben, die der Entwicklung dieser Truppe Trendanbiederei andichten und sich wünschen, dass man sich wieder back to the roots bewegt. Musik ist halt immer Geschmackssache und ich persönlich finde die Entwicklung, welchen Der Weg einer Freiheit durchlebt hat als einen mutigen aber richtigen Schritt.
Bewertung: 9,0 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Aufbruch
02. Ein letzter Tanz
03. Skepsis Pt. I
04. Skepsis Pt. II
05. Finisterre