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CRAVING – Call Of The Sirens (2023)
(8.358) Maik (9,0/10) Pagan Black/Death Metal
Label: Massacre Records
VÖ: 04.05.2023
Stil: Pagan Black/Death Metal
Wenn ein „Mich Packt Die Wut“ benannter Song mit ruhigem Akustikgitarrengeplänkel beginnt, ist man erst einmal irritiert. Doch schon nach wenigen Takten bricht das Riffgewitter los und ein markerschütternder „Iaaaaarrrggghhhh“- Schrei zeigt mir, dass ich im richtigen Film sitze.
Die Rede ist von CRAVING, deren letztes Album 2016 in diesen unheiligen Hallen mit 9,5 Punkten geadelt wurde. Ganze sieben Jahre haben sich die Deutschen Zeit gelassen, dieser Scheibe einen würdigen Nachfolger zu bescheren, und ich muss sagen, hier steppt der Elch, hier tänzelt das Rhinozeros, hier brennt dem Papst die Mütze. Denn CRAVING machen keine Gefangenen, was brachiales Geholze angeht, dies allerdings exakt auf den Punkt gebügelt, und keinesfalls auf Dauerfeuer geschaltet.
Ein Mix aus Melodic Death Metal und harschem Black Metal mit einer gehörigen Schippe dezenter Folk Music, die jedoch keinerlei sänftigenden Einfluss auf die permanente Adrenalin-Betankung nimmt. Zu hören bei „Death March“. Da fühlt man sich zunächst bei einem gemütlichen Lagerfeuer und plötzlich stürmt eine Bande Berserker über den Campground und wirbelt alles durcheinander. Das ist kein „Death March“, dass ist eine Death Stampede. Zwischendrin kann man sich noch mal ans Lagerfeuer setzen, doch bald kommen die Barbaren wieder, etwas langsamer diesmal, weil sie Euer ganzes Bier ausgesoffen haben.
„Maiden Of The Sun“ wird in Russisch gesungen. Und ehe hier jemand rumnölt, Sänger Ivan Chertov ist gebürtiger Russe. Und wer jemandem vorwirft, dass er in seiner Muttersprache singt, kann mir gern die Schuhe aufpumpen. Dies nur am Rande. Klasse finde ich auch, wie die Band auch die eher getragenen paganmäßigen Chöre mit einer ordentlichen Portion Druck intoniert, sodass selbst trotz der doch ab und an aufflammenden besinnlichen Passagen der Eindruck dauernder Raserei erweckt wird.
Und die Chöre, beispielsweise bei „Blood Ov Franconia“ schreien eigentlich nur noch danach, bei Livegigs mitgegrölt zu werden. Und ein Song wie „Prayer For The Rain“ könnte auch auf den „Nordland“ Alben von BATHORY stehen. CRAVING können also auch ruhiger, wenngleich auch hier das Schlagzeug im Hintergrund dafür sorgt, dass der Ruhepuls nicht unter 120 sinkt. Denn das folgende „Star By Star“ fordert wieder die Maximalleistung des Organismus. Ihr seid hier nicht zum Ausruhen, Ihr Knollos!
Zum Abschluss hat die Band noch zwei Coverversionen auf der Agenda Das wäre einmal „El Diablo“ der zypriotischen Sängerin ELENA TSAGRINOU. Wer dieses Event etwas aufmerksamer verfolgt als ich (und ich schaue das seit gefühlt 40 Jahren nicht), weiß, dass die Dame 2021 mit diesem Song beim ESC gestartet war. Und wer jetzt glaubt, hier wird einfach der Song etwas anmetalisiert nachgespielt, der kann sich anschnallen, denn CRAVING verpassen dem Song ein paar ordentliche Kanten und schrecken auch vor rasendem Death/Black Metal- Attacken nicht zurück.
Der zweite Coversong stammt ursprünglich von der ukrainischen Folk- Band GO_A, und war ebenfalls ein Beitrag beim 2021er ESC. Craving verpassen dem Song ebenfalls eine ordentliche Death/Black- Breitseite, und ich möchte wetten, dass den Komponisten dieses Liedes der Borschtsch aus der Fressluke fällt, wenn die das hören.
Ein sehr intensives wie auch vielschichtiges Werk, welches durchweg auf sehr hohem Niveau einherkommt und aus diesem Grunde auch kaum einem Song die Chance gibt, sich hitmäßig in den Vordergrund zu schieben. Jeder Song ist gleichartig abwechslungsreich arrangiert, wobei der eine mal eher in die epische Pagan- Richtung geht, andere wieder stärker in den Melodic Death Metal Sektor streben, während manche einen starken Black Metal- Touch haben, wie der Titelsong, dessen Anfangsriff ich mir einbilde so ähnlich schon mal bei DARKTHRONE gehört zu haben.
Anspieltipp: „Mich Packt Die Wut“ und „Star By Star“
Bewertung: 9,0 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Mich Packt Die Wut
02. Call Of The Sirens
03. Death March
04. Maiden Of The Sun (Дева Солнца)
05. Blood Ov Franconia
06. Gods Don’t Negotiate
07. Prayer For The Rain
08. Star By Star
09. El Diablo (ELENA TSAGRINOU - Cover)
10. Shum (GO_A- Cover)