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BLOODBOX – Post Human Disorder (2022)
(7.913) Maik (2,0/10) Noisecore
Der August ist ja immer so ein bisschen der saure-Gurken-Monat. Klar, die Leute sind im Urlaub oder auf Festivals und das Geld fließt wie die Niagarafälle aus dem Portemonnaie. Da riskieren die Plattenfirmen ungern, ihre besten Geschosse rauszuhauen. So kommen dann ab und an auch recht eigenartige Projekte zu veröffentlichungstechnischen Ehren. Der August 2022 scheint außerdem der Monat der Komisch-Mucke zu sein. Oder kommt nur mir das so vor, weil ich so einiges in dieser Sparte vor den Latz geknallt bekommen habe? Eines dieser obskuren Geschichten sind die Neuseeländer BLOODBOX.
Und die Jungs haben echt einen an der Batterie. Gewandet in abgräßliche Outfits mit viel Knochengedöns und dazu passenden Masken zelebrieren sie eine Mucke, den sie selbst als Breakbeat Grindcore bezeichnen. Was immer das auch heißen mag. Denn ich würde diese Sache dann eher als Noisecore bezeichnen. Denn was die drei Kaputtniks hier zelebrieren, ist ein krudes Gemisch aus krachigen Gitarren, hämmernden Drumsounds und elektronischen Spielereien bis hin zu Technobeats, dazu kreischen, brüllen und keifen die drei, wie vom wilden Matz beknabbert. Diverse schräge Samples und Einlagen komplettieren die Chose,und dissonante und krasse Wechsel geben dem musikalischen Chaos den Feinschliff. Dagegen sind NAPALM DEATH Schlagermusik.
Man ist immer mal wieder froh, wenn ein Riff mal etwas länger gespielt wird, wie zu Beginn von „Withered“, bevor wieder das geballte Universum im Reversknall kollabiert. Das ist wirklich nicht jedermanns Sache. Ich kann mir auch kaum Leute vorstellen, die sich sowas auf Dauer einhelfen, ohne daß sich die eine oder andere Synapse verknotet. Klar, live macht das irrsinnige Gehüpfe der drei Maskentrolle sicherlich Spaß, aber so zum Nebenher Hören ist das dann doch etwas anstrengend.
Als Vergleich fallen mir hier gerade mal MINCH ein, falls die noch einer kennt. Besonders „Possession“ hat mich doch ein wenig an die Noisecore-Legende aus Parma/Ohio erinnert. „Post Human Disorder“ ist also nur etwas für die ganz Krassen und Abgedrehten. Schön ist anders. BLOODBOX scheinen es darauf anzulegen, in kürzester Zeit maximal viel Lärm zu produzieren. Und ‚in kürzester Zeit‘ ist auch ein gutes Stichwort. Denn außer „Withered“ und dem abschließenden „Problems“ ist kein Song über zwei Minuten, was die akzeptable Spieldauer einer LP bei Weitem unterschreitet.
Der Witz bei der Band sind die Kostüme. Mit so etwas zieht man ja immer Aufmerksamkeit auf sich. Allerdings bewegen sich BLOODBOX nicht im eingängigen Hardrock-Bereich wie KISS oder LORDI, und auch SLIPKNOT- Fans dürften sich bei der Mucke ab und zu an den Kopf fassen. Hier gibt es einfach Krach der abgefahrenen Art.
Und ehrlich gesagt, finde ich nicht wirklich einen Bezug zu der Lärmkaskade von BLOODBOX. Noch dazu addiert, ist der Fakt, eine VÖ mit nicht einmal 17 Minuten Spieldauer als LP zu bezeichnen, eine zusätzliche Frechheit. Wem aber die wahlweise 10 Dollar oder 5 Pfund nicht zu schade sind für die digitale Scheibe, und der sowieso schon damit gespielt hat, seine Gehörgänge zu veröden, kann sich das gern geben. Als physischen Tonträger gibt es nur die gute alte Kassette.
Anspieltipp: scheißegal
Bewertung: 2,0 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Project 19
02. One With Dirt
03. Tooth For Tooth
04. Turn The Tide
05. Withered
06. Possession
07. Eat Rape Populate
08. The Nightmare Continues
09. Nothing Remains
10. Problems