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AMETHYST – Throw Down The Gauntlet (2024)
(9.093) Maik (8,3/10) Heavy Metal
Label: No Remorse Records
VÖ: 27.09.2024
Stil: Heavy Metal
Idar-Oberstein ist ja durch die Achatschleiferei zum Edelsteinmekka geworden. Damals schlugen die Leute die in Höhlen gefundenen Geoden auf und freuten sich, wenn sie dabei voll ausgebildete Achate fanden. Doch recht oft stießen sie statt auf die erhoffte Beute auf Amethyste. Diese violetten Kristalle erwiesen sich allerdings als zu hart, um an den damaligen Schleifsteinen bearbeitet zu werden, also ließ man die Dinger unbeachtet in den Höhlen liegen.
Zu hart zum Schleifen? Klingt wie ein perfekter Name für eine Metal Band. Das dachten sich nicht nur die bereits 1989 aufgelösten Engländer oder die fünf amerikanischen AMETHYST, die es mal gab, sondern seit 2020 auch eine Band aus unserem Nachbarland Schweiz. Nun stehen AMETHYST mit ihrem Debütalbum in den Startlöchern und werfen den alten Haudegen des NWOBHM nonchalant den Fehdehandschuh vor die Füße.
„Throw Down The Gauntlet“ heißt die Scheibe folgerichtig, und schon das Cover atmet frühachtziger Charme. Das geht schon mit dem Logo los, weitet sich auf die Gestaltung des Covers aus, welches durch seinen Sepia-Touch auch noch wie aus einer alten Plattenkiste herausgezogen wirkt, und setzt sich mit dem Outfit der Musiker fort. Lange Haare, Lederjacken, hautenge Jeans, weiße Schuhe…
Man kann Plattencover auch hören. Doch lauschen wir mal in die Mucke rein, um zu sehen, ob die fünf Eidgenossen das Versprechen auf der Frontseite auch einlösen können. Und ja, sie können.
Total entspannt, unspektakulär und von jeglichen Innovationsallüren so weit entfernt wie ich von der Kürung zum Mister Universum, zocken die Knaben eine Mucke, die sowas von aus der Zeit gefallen scheint, aber irgendwie immer noch begeistern kann. Das zeigt wieder mal, wie zeitlos die von uns goutierte Variante stromgitarrenorientierter Unterhaltungsmusik doch ist.
Schon beim ersten Hördurchgang fühlt man sich zu Hause, als wäre man aufgewacht und die letzten vierzig Jahre Heavy Metal wären nur ein Traum gewesen. Die Debütalben von IRON MAIDEN und ANGEL WITCH fallen einem ein, MAIDEN insbesonders durch den Bass – Sound und die Twin-Guitar-Harmonien. Hört Euch mal „Stand Up And Fight“ an! Doch wenn man genau hinhört, findet man sogar noch ein paar Elemente, die wohl auch schon DEEP PURPLE verhackstückt haben.
Auch der äußerst melodische Gesang von Fredric G. würde auch zu einer siebziger Hard Rock Band passen, denn auch dieser wirkt eher entspannt als aggressiv, aber keinesfalls weichgespült.
Wenn also ein Album den Untertitel ‚Old School As Fuck‘ verdient, dann ist es wohl „Throw Down The Gauntlet“. Auch die Produktion erinnert an die alten Zeiten, nur eben mit mehr Druck, was modernerer Aufnahmetechnik geschuldet sein mag. Natürlich werden wieder Massen von Kritikern herummosern, dass die Mucke von AMETHYST altbacken und verstaubt klingen würde. Was man durchaus auch so sehen kann.
Doch wenn ich an mein Plattenregal gehe, und die altbackene und verstaubte „Iron Maiden“ oder die altbackene und verstaubte „Stained Class“ oder die altbackene und verstaubte „Wheels Of Steel“ oder die… (und endlos so weiter und endlos so fort) rausziehe und auflege, überkommt mich doch ein wohliges Gefühl.
Und derselbe Effekt gelingt auch dem Album von AMETHYST. „Throw Down The Gauntlet“ ist nicht nur eine schöne Zeitreise in die Gründerjahre des Heavy Metal, sondern macht auch total Laune. Schaut Euch unbedingt das verlinkte Video an! Am Anfang kann man die Entstehung des Covers betrachten, und dann fühlt man sich wie auf einem früheren Gig von IRON MAIDEN mit Paul DiAnno.
Anspieltipp: „Stand Up And Fight“ und „Embers on The Loose“
Bewertung: 8,3 von 10 Punkten
TRACKLIST:
01. Embers On The Loose
02. Stand Up And Fight
03. Won’t Do It Again
04. Running Out Of Time
05. Rock Knights
06. Queen Of A Thousand Burning Hearts
07. Take Me Away
08. Serenade (Under The Rising Moon)