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UNHERZ (2014)

"Sturm und Drang"

Zugegeben, als ich Olaf sagen hörte „Jette, ich hab eine CD für dich zum reviewen. Unherz“, hab ich innerlich die Hände überm Kopf zusammengeschlagen, mich auf akkustische Tiefschläge eingestellt und mich fast schon darauf gefreut niedrige Punkte zu vergeben. Die Band ist trotz ihres inzwischen vierjährigem Bestehen komplett an mir vorbeigegangen, was sicher zum großen Teil an der, wie ich finde, nicht ganz geglückten Namensgebung des Quartetts liegt.

Das vierte Studioalbum „Sturm und Drang“, das am 27.06. erscheint, wurde mir also aufgedrückt, wofür ich nach Durchhören letztendlich doch sehr dankbar war.

Intros kann ich meistens nichts abgewinnen, aber dieses ist die perfekte Einstimmung auf die erste Singleauskopplung „Der für Dich“, die mit sattem und metallischem Sound das ganze Album perfekt widerspiegelt wie sich später herausstellt. Die „Pogobraut“ sollte es selbst dem größten Bewegungslegastheniker schwermachen, still zu halten. Klar hat auch diese Band das Bedürfnis „Ein Lied für unsere Feinde“ zu schreiben. Ja, hat man von diversen Deutschrock-Bands alles schon vielfach gehört. Aber diese charmante Umsetzung von Unherz hebt sich gesanglich und musikalisch definitiv von denen der anderen ab. Trotz des gezügelten Tempos und von Kitsch angehauchtem Text, glänzt der Song „Der erste Schritt“ auch mit Stärke und Männlichkeit. Dass Sänger Felix mit die beste Stimme der Deutschrock-Szene hat, beweist er bei genau dieser Ballade. Der einzige Griff ins Klo des Albums ist „Wir sind hier“, er tanzt bezüglich Kreativität wirklich aus der Reihe, aber gut die Kerle brauchen ja schließlich auch unter massivem Alkoholeinfluss was simples zum mitgrölen bei Live-Auftritten, mehr bietet dieser Song leider nicht. Weiter geglänzt wird aber schon mit einem sehr guten und bösem Text bei „Drei Kreuze“ und man denkt sich wirklich „Ok, den will ich nicht als Feind haben.“ Also auch hier alles richtig gemacht. Aber dass sie auch Spaß rüberbringen können, hört man bei „Viva Rock´n Roll“. Ein weiteres Highlight bietet das Schlusslicht „Minerva“. Bluesartige Klänge, die sich klebrig und süß wie Kaugummi ziehen, von denen man trotz des in die Länge gezogenen Schlusses nicht genug bekommt. Dazu wieder die großartige Stimme, von der man sich doch gerne als Frau abends Geschichten vorlesen lassen würde.

Als Bonus werden noch zwei Live-Versionen ihrer Hits draufgepackt, was die Fans sicher freuen wird, dem Gesamtkonzept des eigentlichen Albums allerdings nicht so gut steht.

Mit Sturm und Drang ist seit längerem mal wieder ein Album aufgetaucht welches mich mitreißt und mit fast allen Songs ins Schwarze trifft. Auch diverse Gitarrensoli des Albums zeugen von musikalischem Können. Unherz haben es geschafft eine ganz besondere Atmosphäre mit ihren 11 neuen Songs zu schaffen, die Ernshaftigkeit, Spaß, Härte und Bösartigkeit auf einem Album zu einem runden Ganzen zusammenbringt.

Bewertung: 9 von 10 Punkten

Tracklist:
01. Intro
02. Der für Dich
03. Zeugen der Zeit
04. Pogobraut
05. Ein Lied für unsere Feinde
06. Der erste Schritt
07. Wir sind hier
08. Drei Kreuze
09. Viva Rock´n Roll
10. Krieger des Lebens
11. Minerva
12. Schmerz neu definiert (live) Digipack Bonustrack
13. Seite an Seite (live) Digipack Bonustrack


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