Label: Art of Propaganda
VÖ: 11.09.2020
Stil: Black Metal
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Die Österreicher THEOTOXIN melden sich nach nur zwei Jahren mit ihrem neusten Output „Fragment: Erhabenheit“ zurück. Dies ist wahrlich kein langer Zeitraum und doch hört man dem Quintett schnell ein paar Veränderungen an. Auch wenn das Songwriting erneut fast ausschließlich aus der Feder von Drummer Florian Musil stammt, so ist eine gewisse neue Grundausrichtung offensichtlich: Hatte der Vorgänger „Consilivm“ noch deutliche Death Metal Anleihen, so bewegt sich die Band 2020 klar auf schwarzen Wegen. Mit Sicherheit spielt der Wechsel am Mikrofon hier eine Rolle, denn Neuzugang Kurt „Ragnar“ Enzi (BIFRÖST, SCHATTENFALL) spricht eine deutlich kältere und kratzigere Sprache. Vielleicht war dies nun keine Voraussetzung für das Songmaterial, doch verbinden sich Musik und Gesang so perfekt zu einem herrlichen Sud der Finsternis.
Ok, dunkel war auch schon „Consilivm“, so viel weiß ich auch ohne mich allzu detailliert mit dem Album von 2018 auszukennen, doch schon mit dem Opener „Golden Tomb“ wird der eingangs erwähnte Pfad gen Black Metal offenbart. Um es vorweg zu nehmen: diese Entwicklung gefällt mir sehr. Die Melange klingt enorm homogen. Dass diese 2016 gegründete Band sich nach nur vier Jahren jetzt ein wenig neu ausrichtet, kann ich nur befürworten. Sicher brechen sie nicht völlig mit ihren Anfängen, doch die etwas umgestellten Weichen, machen sie wahrscheinlich nicht nur für mich, der ihre Zukunft eindeutig hier sieht, interessanter.
Das folgende „Obscure Divinations“ beweist außerdem wunderbar, dass THEOTOXIN sich keineswegs von stampfenden Momenten verabschieden müssen. Es ist schwarz wie norwegische Nächte und lässt doch Raum für Groove. Genregrenzen zu überschreiten ist vielleicht nicht immer ein Muss, doch, wenn es wie hier vollzogen wird, auf jeden Fall ein Genuss. Ein weiteres Beispiel dafür ist auch „Philosopher“ – der (kürzeste) Song der Platte schleppt sich, ballert und – was mich besonders freut – rockt und rollt herrlich. Mit dieser starken Basis im Black Metal und den Ausflügen in andere Richtungen können THEOTOXIN noch sehr weit kommen – aber ich wiederhole mich.
Und trotzdem muss ich noch einmal betonen, dass gerade die Gitarrenarbeit davon profitiert. Wo auf den früheren Scheiben die totale Entfaltung durch Breaks und dergleichen behindert wurde, können die Klampfen nun völlig aufblühen. Das sorgt für eine fesselnde Atmosphäre und zusätzlichen Unterhaltungswert. Man könnte vielleicht, wenn man denn unbedingt will, zur Kritik bringen, dass das sprichwörtliche Rad hier nun nicht völlig neu erfunden wird und ob „Fragment: Erhabenheit“ nun zu einem Klassiker des Black Metal wird, muss die Zukunft erst noch zeigen, doch ich halte die Scheibe für ein wirklich starkes Werk und für einen sehr wichtigen Punkt in der Geschichte von THEOTOXIN.
Das Einzige, was mir vielleicht noch fehlt, um das Album mit einer noch höheren Note zu dekorieren, ist DER eine Übersong, von dem ich nicht genug bekommen kann. Doch ich glaube fest daran, dass THEOTOXIN auch diesen bald noch abliefern werden.
Bewertung: 9 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Golden Tomb
02. Obscure Divinations
03. Prayer
04. Through Hundreds of Years
05. Philosopher
06. Two Ancient Spirits
07. Sanatory Silence