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The new Breed: DEPRAVATION im Gespräch

Energie und Herzblut




Die hessischen Depravation konnten mit dem Album "IV Letvm", auf Lifeforce Records, einen dritten Langspieler vorweisen. Ihr wildes und eigensinniges Gemisch aus rasenden Black/Death Metal, einer Spur ruppigen Crustcore und einem Hauch von innovativer Wucht, verzückte uns doch reichlich. Da man bisher noch nicht allzuviel von dieses interessanten Gießener Kombo lesen konnte, nutzten wir hier gleich die Chance, Sänger Jonas mit den Fragen unserer The New Breed Rubrik auf den Zahn zu fühlen. Viel Spazz damit.


Eine sehr neue Situation



Bitte stellt Euch kurz vor. Wie kam es dazu, dass ihr euch entschlossen habt eine Band zu gründen? Wie habt ihr euch gefunden?

Hey, ich bin Jonas und singe bei Depravation. 2011 habe ich die Band zusammen mit unseren beiden damaligen Gitarristen gegründet, wovon Einer noch aktiver Teil der Band ist. Nach einigen Wechseln an Bass und Schlagzeug spielen wir seit 2017 als 4-piece. Wir kannten uns zum Teil schon vorher aus anderen musikalischen Projekten und aus der Giessener Musikszene.

Auf was habt ihr Wert gelegt, als ihr Musiker für eure Band gesucht habt? War es schwierig diese zu finden? Gab es Dinge, die ihr dabei über die musikalischen Qualitäten gestellt habt?

Es war eigentlich recht einfach zusammenzufinden, da wir Gründungsmitglieder uns alle schon mehr oder weniger kannten und befreundet waren. Auch die „neuen“ Mitglieder kannte man schon aus der lokalen Szene. Von daher war die Auswahl immer recht einfach. Da wir die Leute auch schon vorher kannten, wusste man, wer menschlich passt und wer nicht. Ich denke wir haben da ein gutes Bandgefüge, da wir Dinge sehr offen kommunizieren können. Ist ja auch nicht in jeder Band so.

Worauf lag der Fokus als ihr begonnen habt an dem Album zu arbeiten? Worin unterscheidet es sich zu früheren Aufnahmen? Nennt uns 3 Dinge die euer neues Album zu etwas Besonderen machen.

„IV:LETVM“ war in der Tat eine sehr neue Situation, da unser Gitarrist im Mai 2020 nach Leipzig gezogen ist. Von daher war uns klar, dass wir das Songwriting zum Großteil online über die Bühne bringen müssen. Wir waren deshalb auch seit Anfang der Pandemie ziemlich diszipliniert was Onlineproben anging. Dazu haben wir uns wöchentlich in einer Videokonferenz getroffen, Ideen zu Songs ausgetauscht und diese dann aufgenommen und in der kommenden Woche wieder diskutiert.

Das war für uns sehr ungewöhnlich, da wir es gewohnt waren im Proberaum zu schreiben. Der Feinschliff der meisten Songs passierte dann auch tatsächlich meistens noch bei gemeinsamen Probewochenenden alle 2 Monate. Daraus sind am Ende 11 Songs entstanden, von denen es 9 aufs Album geschafft haben.

Was wolltet ihr mit der Wahl eures Bandnamens ausdrücken, standen auch andere Namen zur Auswahl? Was hat euch dabei bestärkt, Bücher oder besondere Filme?

Der Name war schnell gefunden und wir hatten auch nicht viele andere Kandidaten in der engeren Auswahl. Wir fanden den Aspekt der Verschlechterung/Minderung/Entartung passend zur Musik und haben uns für Depravation entschieden. Auch wenn nach wie vor viele Leute Schwierigkeiten mit der korrekten Schreibweise haben…

Sind euch Vorbilder wichtig? Haben bestimmte Musiker & Bands euch in irgendeiner Weise beeinflusst, wenn ja welche wären das? Wenn es diese musikalischen Ziehväter bei euch nicht gibt, was ist es dann?

Na klar - keine Musik ohne musikalische Vorbilder. Wer etwas anderes behauptet, lügt. Unsere Musikgeschmäcker haben natürlich eine gewisse Schnittmenge, aber unterscheiden sich trotzdem ziemlich stark. Daher gibt es keine Band(s) die Definitive Vorbilder sind oder so - es ist eher so, dass es mal Parts in Songs gibt, die nach Band xyz klingen. Das ist dann aber natürlich reiner Zufall… 

Erzählt uns auf was legt ihr beim Songwriting besonderen Wert? Wie entstehen eure Songs, wer von euch ist dabei insbesondere beteiligt?

Bis 2017 war unser damaliger Gitarrist Jens derjenige, der die meisten Ideen mitbrachte. Das hat sich mit seinem Weggang dann natürlich geändert und das Songwriting hat sich mehr auf alle andern verteilt. Allerdings liegt der Fokus nach wie vor auf Riffs, von denen ausgehend wir unsere Songs schreiben. Die Songs bauen wir also um Riffs herum und schauen dann wie die Drums dazu sinnvoll passen. Der Gesang kommt in der Regel erst ganz zum Schluss, wenn der Song instrumental steht. Vorher singe ich im Proberaum höchstens Obituary-mäßige Fantasiegeräusche um zu schauen was gesanglich zu den Parts passen könnte.

Daran anknüpfend, was sind die Themen, die euch in lyrischer Hinsicht beschäftigen, woraus zieht ihr dabei eure Ideen? Gibt es Texter und Autoren, die euch dabei besonders imponieren?

Im aktuellen Album habe ich mich von verschiedenen Dingen beeinflussen lassen. Wer aufmerksam liest, wird bestimmt etwas Werner Herzog herauslesen können, aber ich hole mir auch gerne Ideen in Filmen oder Artikeln zu bestimmten Phänomenen - im aktuellen Album zum Beispiel „Vampire Burial“ in dem es um Beerdigungsriten aus dem Mittelalter geht. Oder „Certain Death“, der von Herzog‘s „In den Tiefen des Infernos“ Ideengeber war.

Wo fand euer erste und auch beste Auftritt statt? Bevorzugt ihr eher Club oder Festivalauftritte? Welche wären das? Und wieso eigentlich?

Unser erster Auftritt fand in der Baracke in Münster statt - der beste Auftritt ist schwer zu sagen. Da haben wir bestimmt alle unterschiedliche Vorstellungen. Grundsätzlich sind die Auftritte im Schlachthof in Wiesbaden immer sehr gut - aber auch die Auftritte im AK44 in Giessen sind immer intensiv. Wir funktionieren als Band denke ich sowohl auf größeren Bühnen mit professioneller Orga, als auch bei Floorshows in abgeranzten DIY-Venues sehr gut. Da macht es für uns, die Mischung - wir mögen beides und finden die Abwechslung gut.

Gibt es Bands, mit denen ihr gern mal auf Tour gehen würdet? Und falls euch ein Veranstalter mal buchen möchte, was müsste er dafür auf die hohe Kante legen?

Auch da haben wir alle unsere eigenen Vorstellungen, denke ich. Ich persönlich würde mich sehr über eine Tour mit Wiegedood oder Amenra freuen. In der Vergangenheit waren wir mit befreundeten Bands unterwegs, was auch immer viel Spaß gemacht hat. Dieses Jahr sind wir dann alleine im Mai auf Tour.

Wenn ihr uns buchen wollt, schreibt uns einfach. Wir sind nach wie vor viel zu billig, auch wenn wir uns jedes Jahr vornehmen mehr Gage zu nehmen, betreiben wir den ganzen Aufwand für lachhaft wenig Geld. Depravation bleiben Live-Preis-Leistungssieger 2023!

Was ist das Besondere an eurer Metalszene, in Eurer Heimatstadt? Welche Clubs oder Bands gibt es bei Euch, die man sich unbedingt merken sollte?

Die Szene in Giessen ist sehr überschaubar, jeder kennt jeden und die Übergänge zwischen den Genres sind fließend. Das hat man zum Beispiel auch letztes Jahr gesehen, als es ein Soli-Festival für Giessener Kneipen gab (Subculture Clash) - hier haben nur Gießener Bands gespielt, von Punk über Hardcore zu Classic Rock und Metal - das MuK war komplett voll und die Stimmung super, da es wie ein großes Klassentreffen war. Am liebsten spielen wir in Gießen im AK44 - einem selbstverwalteten autonomen Zentrum. Das AK hat eine lange Geschichte in der DIY-Szene und ist ein guter Anfangspunkt, wenn man selbst aktiv werden will. Wenn es um genreübergreifendes Namedropping aus der Gießener Szene geht, würden uns spontan folgende Bands einfallen: Pestpocken, Blizzen, Lynx, Reflexor, Oracle of Worms, Torch It, Harm Shelter, Scuff Marks und das ist wahrscheinlich nur die Hälfte.

Nach bzw. mit dem aktuellen Release, was sind eure Pläne?

Im Mai gehen wir mit der neuen Platte auf Tour. Die Tour buchen wir selbst und haben aktuell noch 2-3 freie Dates. Also wenn uns jemand helfen kann, kontaktiert uns gerne. Unsere letzte Tour, die für April 2020 zusammen mit Ancst gebucht war, fiel dank Corona komplett ins Wasser - daher sind wir jetzt heiß aufs touren. Danach werden wir weiter Shows spielen und neue Songs schreiben. Auch hier gilt: wenn ihr uns mit Liveshows helfen könnt, meldet euch bei uns.

Zum Abschluss, ihr könnt ein paar letzte Worte an unsere Leser richten.

Vielen Dank für das Interview. Hört euch unsrer neue Platte „IV:LETVM“ an, hört euch unsere alten Sachen an, kommt auf unsere Tour und zu unseren Konzerten. Unterstützt DIY-Bands und DIY-Venues. 


TIMO

Interviewpartner: Jonas (Gesang)



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