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SÓLSTAFIR – Hin helga kvöl (2024)
(9.197) Olaf (10/10) Post Metal
Label: Season of Mist
VÖ: 08.11.2024
Stil: Post Metal
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Ach ja, die gute Helga... Auf unzähligen Festivals hört man ihren Namen quer über die Zeltplätze hallen, und nun widmen die Isländer von Sólstafir ihr auch noch ein ganzes Album! Dabei verweist der Titel „Hin helga kvöl“ eigentlich eher auf „die heilige Qual“ und nicht auf irgendwelche lärmenden Festivalbesucher. Und wenn es eine Band gibt, die uns über Jahre hinweg mit gequälter, rauer Schönheit verzaubert hat, dann sind es die unberechenbaren Nordmänner von Sólstafir.
Eine Reise durch die Geschichte
Sólstafir gründeten sich in den nebligen Weiten Islands und haben sich über die Jahre von einer harschen Black Metal-Band zu Meistern der atmosphärischen Rockmusik entwickelt. Bereits mit Í Blóði og Anda legten sie den Grundstein für ihren einzigartigen Sound, doch erst mit Alben wie Köld und Svartir Sandar verankerten sie sich in den Herzen vieler Hörer weltweit.
Spätestens mit Ótta und Berdreyminn war klar: Hier handelt es sich nicht um eine Eintagsfliege, sondern um eine Ausnahmeband, die es schafft, schwarze Melancholie und raue Schönheit auf meisterhafte Weise zu vereinen. Widmen wir uns nun dem neuen Meisterwerk und normalerweise mag ich eigentlich keine Reviews, wo man auf alle Songs eingeht, doch bei dem riesigen Fundus von Solstafir und dem ausufernden Abwechslungsreichtum, der hier einmal mehr auftritt, ist ein solches Vorgehen unabdingbar. Also…here we go.
Der musikalische Weg durch Hin helga kvöl – Song für Song
Der Opener „Hun andar“ überrascht mit einem Groove, der Sólstafir erstaunlich gutsteht. Die Atmosphäre? Intensiv und hypnotisch, auf eine Art und Weise, die anderen Bands des Genres zum Verhängnis werden könnte, wenn sie versuchen würden, etwas Vergleichbares zu schreiben. Aber nicht Sólstafir – die packen uns sofort und lassen uns nicht mehr los.
Der Titeltrack katapultiert uns dann direkt zurück in die rauen Anfänge der Band. Hier trifft rohe Energie auf einen Hauch von Black Metal, ein kraftvoller Sound, der an die Ursuppe isländischer Extreme erinnert. Drummer Hallgrímur scheint alles zu geben, und der Hörer fragt sich unwillkürlich, wie lange er dieses Tempo durchhält, ist er diese Geschwindigkeit doch eher weniger gewohnt.
Mit „Blakkrakki“ folgt ein Song, der die Essenzen der beiden vorherigen Tracks zusammenmischt. Zugegeben, das Stück fällt ein klein wenig ab, doch schwach ist es keinesfalls – Sólstafir bleiben spannend, atmosphärisch und hypnotisch.
Dann kommt „Sulumessa“, ein Höhepunkt der gefühlvollen, melancholischen Seite der Band. Dieser Track ist fragil und verletzlich und ein fester Kandidat für künftige Liveshows, die bald anstehen und auf die ich mich schon jetzt freue, wie ein dickes Kind in einer Badewanne voll Nutella.
„Vor as“ hebt sich besonders durch einen weiblichen Gastgesang hervor, der an 70er Jahre Klassiker erinnert und dem Song einen besonderen Charme verleiht – es kribbelt direkt in den Beinen, ein unverhoffter Tanzschritt könnte fast folgen.
„Freygatan“ beginnt mit einem wunderschönen Piano-Part und demonstriert erneut, wie großartig Aðalbjörn Tryggvason als Sänger ist. Die von Sæþór Maríus Sæþórsson eingebrachten, leicht Western-inspirierten Gitarren-Parts machen das Stück zu einem weiteren Glanzpunkt des Albums.
„Gryla“ bringt dann rockige Midtempo-Vibes. Ungewöhnlich für Sólstafir, aber es funktioniert. Der Song ist direkt, eingängig und ein Kandidat für zukünftige Live-Auftritte – inklusive der bekannten, kalten Melancholie, die im Mittelteil aufblüht.
Mit „Nu mun ljosi devja“ kehren wir dann nochmals in blackmetallische Gefilde zurück, als Erinnerung an die Wurzeln von Sólstafir, bevor „Kuml“ die Bühne betritt. Und was für ein Abgang! Für mich persönlich nicht nur der beste Song des Albums, sondern vielleicht sogar der beste Song, den Sólstafir je geschrieben haben. Orchestrale Passagen, Chöre, ein Hauch von verzweifelter Kälte und ein atmosphärisches Saxophon. Die Musik ist so dicht, dass man fast meint, die Jahrzehnte alter Hippie-Zöpfe zu spüren, die sich in der Musik verfangen haben. Dass Aðalbjörn hier selbst stumm bleibt, fällt erst später auf – ein epischer Abschluss für ein einzigartiges Werk!
Album des Jahres?
Sólstafir beweisen mit Hin helga kvöl einmal mehr, dass sie zurecht in einer Liga für sich spielen. Jedes Detail ist perfekt abgestimmt, von der Produktion über das Artwork bis hin zu den tiefgehenden Songs, die eine emotionale Wucht haben, die ihresgleichen sucht. Wer dieses Meisterwerk langweilig findet, dem ist nicht mehr zu helfen – ein Genuss von Anfang bis Ende und vielleicht sogar das Album des Jahres.