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SOLBRUD – IIII (2024)
(8.781) Schaacki (10/10) Atmospheric Black Metal
Label: Vendetta Records
VÖ: 02.02.2024
Stil: Atmospheric Black Metal
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Dass Dänemark in Sachen Metal einiges aufzubieten haben, dürfte allein dank Urgestein Mercyful Fate / King Diamond kein Geheimnis sein. Auch im extremeren Sektor stechen immer wieder großartige Bands hervor, viele gehen aber in der Masse ebenso unter. Doch über gewisse Namen stolpert man immer wieder, auch im Bereich des Black Metals. Neben Ole Pedersens aktuell sehr angesagten Afsky konnte sich eben auch dessen früheres Betätigungsfeld Solbrud fest etablieren. Doch abgesehen von einem eindrucksvollen Mitschnitt von einem Auftritt in einem alten Wasserturm wurde es etwas still um die Truppe aus Kopenhagen. Wenn ich nun aber sehe, mit welchen einem Monument sie sich nach sieben Jahren Abstand zum letzten Studioalbum zurückmelden, wird mir einiges klar.
Der Titel „IIII“ mutet simpel an, doch was in diesem Werk steckt, hat es in sich. Einmal steht die Zahl für die verbliebenen Brüder Tobias und Troels Pedersen und ihre beiden Mitstreiter David Hernan und Adrian Utzon Dietz. Jeder von ihnen schrieb die Musik für eine Plattenseite dieses vierten (Doppel-)Albums, welches sich um die vier Elemente Erde, Feuer, Wasser und Luft dreht. Zusammengefasst gibt es also vier Ankerpunkte: vier Musiker, vier Plattenseiten, viertes Album und vier Elemente. Mehr Konzept geht einfach nicht. Dass dabei eine wahnwitzige Menge musikalischen Outputs zusammenkommt, ist nur logisch, dass dies Zeit brauchte, um in Form gebracht zu werden, ebenso.
Herausgekommen ist dabei ein Opus Magnum mit einer Gesamtlänge von über eineinhalb Stunden. Da wird nicht nur einmal die Songlänge von zehn Minuten überschritten. Eine solche Masse an Eindrücken auf- und wahrzunehmen und zu verstehen, grenzt schon fast an Wahnsinn. Doch verfalle ich diesem nur zu gern. Solbrud haben mit „IIII“ mehr getan, als nur ein Album zu schreiben. Sie haben eine kleine Welt erschaffen.
Doch wie soll ich nun zusammenfassen, was hier alles geschieht? Und wo soll ich anfangen? Versuchen wir es bei der grundsätzlichen genrespezifischen Ausrichtung und die nennt sich natürlich Black Metal – und zwar in einer atmosphärischen Art und Weise, wie ich es lang nicht mehr vernommen habe. Ein guter, von mir gern in diesem Subgenre herangezogener Vergleichspartner wäre wohl „Black Cascade“ von Wolves In The Throne Room. Doch wo die Wölfe in letzter Zeit ihren Songs immer weniger Zeit zur Entfaltung geschenkt haben, tun Solbrud gut daran, sich von ihrem Kurs nicht abbringen zu lassen. Also nehmen ihre Stücke eben epochale Ausmaße an und doch bleiben sie dabei druckvoll und sind geprägt von Melancholie, Wut und weiteren Emotionen. Die Drums prasseln und hämmern und treiben den Hörer immer tiefer in den unendlichen Dickicht. Die Riffsalven der Gitarren kennen einfach keine Pausen und verlieren nie die Ideen. Im Gegenteil: Wenn du denkst, nun wurden alle Register gezogen, überrascht die Band erneut. Mal greift man zurück in die Mottenkiste der 70er und packt ein oldschooliges Solo aus, dann wieder sorgen Akustikgitarren für weitere Nuancen. Und wenn man es am wenigsten erwartet, wird nochmal der Knüppel aus dem Hut gezogen und ein wahres Gewitter bricht über den Hörer herein.
Ich könnte wohl ewig weiter tippen, so viel steckt hier drin. Verrückt, eben fehlte mir noch der Anfang, nun finde ich das Ende nicht. Und irgendwie beschreibt dieser Satz „IIII“ ganz gut. Denn die Geschichte dieses Albums wirkt beim Hören ebenfalls endlos. Und – und das ist vielleicht das größte Lob, das man einem solchen Kunstwerk aussprechen kann – ich will auch gar nicht, dass es endet.
Aber irgendwann verklingt auch hier einmal der letzte Ton. Und auch wenn es natürlich ein Leichtes wäre, einfach noch einen Song erneut anzuhören, so darf dann nach diesem Abenteuer erst einmal Stille herrschen, wenn auch nur kurz. So viel Input muss erst einmal verdaut und verarbeitet werden. Ich empfehle auf jeden Fall einem jeden, der die Ausdauer besitzt, über einen solchen Zeitraum gezielt Musik zu hören, diesen Trip einmal nachzuempfinden. Wer es gewohnt ist, Musik eher nebenher laufen zu lassen, wird von „IIII“ sicher auch nett unterhalten werden, doch wer sich darauf einlässt, dieses Werk in seiner Gänze wahrzunehmen, dem wird ein musikalisches Erlebnis zu Teil, das man nur schwer in Worte fassen kann.
Und da ich nun wohl doch genug Worte gefunden habe, um das Album mit dem nummerischen Titel „IIII“ zu beschreiben, drücke ich meine Begeisterung letztlich auch in Zahlen aus, oberhalb der Bewertungsskala– ob ich das nun überhaupt darf oder nicht: 11 von 10 Punkten.
Anmerkung Olaf (Chefredakteur): Ich nehme meine 9,5 Punkte dazu und im Durchschnitt ist es dann die 10, ok? ;-)
Anspieltipps: „Ædelråd“ und „Aske“