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SODOMISERY – Mazzaroth (2023)
(8.513) Patrick (10/10) Death/Black Metal
Label: Testimony Records
VÖ: 08.09.2023
Stil: Death / Black Metal
Was habe ich das Debütalbum „The Great Demise“ der Schweden SODOMISERY vor gut drei Jahren abgefeiert. Bot die Band doch einen irgendwie typisch schwedischen Mix aus Death- und Black Metal, der aber doch in gewissen Punkten relativ eigenständig rüberkam und somit überraschenderweise mal nicht völlig im Fahrwasser, diverser Genreklassiker stand.
Vor kurzem wurde dann der Nachfolger „Mazzaroth“ angekündigt und ein Blick aufs wunderschöne, aber für diese Art Musik eher ungewöhnliche Cover, bzw. auf die Änderung des Bandlogos vom allseits beliebten Wurzelklumpen in ein für Jedermann leserliches Objekt, lies bei mir erstmal die schlimmsten Vorahnungen und Zweifel entstehen. Glücklicherweise wurden diese ganzen üblen Vermutungen und Befürchtungen bereits während des ersten Hördurchgangs völlig über Bord geworfen. Ja, SODOMISERY haben einen enormen Entwicklungssprung durchlebt, klingen anno 2023 nicht mehr ganz so räudig wie das noch vor drei Jahren der Fall war, aber frei nach dem Motto „Stillstand ist der Tod“ wird „Mazzaroth“ durch die Zuhilfenahme einiger neuer Stilelemente im Sound der schwedischen Band, auf eine ganz andere, eine viel größere Ebene gehoben, bei der ich bereits während des ersten Hördurchlaufes aus dem Staunen und Genießen nicht mehr herauskam.
Keine Angst, das Grundgerüst der neun tiefschwarzen Kompositionen ist immer noch eine typisch schwedische Mischung aus Death- und Black Metal, bei denen die permanent omnipräsenten Melodien als ständige Begleiter, dem geneigten Hörer auf dieser knapp 36 Minuten andauernden Reise nicht von der Seite weichen und sich direkt und ohne Umwege in die grauen Hirnwindungen manifestieren.
Schon nach zwei Sekunden des Openers „Coming Home“ springt einem die erste Neuerung im Sound der Band förmlich ins Gesicht, denn die Jungs haben offensichtlich das Keyboard für sich entdeckt. Wer jetzt, berechtigterweise Angst vor Kitsch und Kleister hat, den kann ich sofort beruhigen. Hier erhebt sich vielmehr eine völlig grandiose symphonische Komponente, welche perfekt in den Sound eingewoben ist, sich so dermaßen gut ins Klangbild integriert und somit zu keiner Zeit aufdringlich oder gar als störend empfunden wird, ganz im Gegenteil, die Tastenklänge erzeugen eine derart dichte und gewaltige Atmosphäre, die auch das oben angesprochene und ungewöhnliche Coverartwork völlig zur Geltung bringt. Zudem rückt die gebotene Mucke durch die Hinzunahme dieses meisterhaft inszenierten Dosenorchesters ein ganzes Stückchen mehr in Richtung Black Metal, erzeugt damit einen mustergültigen Backflash in die Mitte der goldenen 90ger und das gefällt zumindest meiner Wenigkeit ausgesprochen gut. Wenig später durchpflügen auch noch Klargesänge dieses schwarze Opus, doch auch hier geht man absolut kein Risiko ein, denn diese schwer effektiv eingesetzte Neuerung ist einfach ebenfalls perfekt in den schwarzen Sound eingebettet. Wow. Ein bisschen anders als erwartet, aber auf einem schwindelerregend hohen Niveau dargeboten und wahrhaft großartig!
In dieser Melange aus bretthartem Metal und symphonischen Untertönen geht die Reise durch die dunkle Welt von SODOMISERY weiter, ohne dabei auch nur den geringsten Qualitätsverlust zu verzeichnen. Grandiose Gitarrensoli wie in „Delusion“, fein eingestreute Akustikpassagen und die Fähigkeit, in diesem Genre echte Hits zu schreiben, welche z.T. auch noch über irre eindringliche Refrains verfügen, ist wirklich beneidens- und beachtenswert. Songs wie das ultramelodische „A Storm Without A Wind“, das treibende, mit melancholischen Tönen versehene „Demon In Heaven“ oder der fabelhaft prächtige Titelsong „Mazzaroth“ sind gigantische Hymnen an die Dunkelheit, schlicht und einfach nicht von dieser Welt und lassen mich völlig in der Musik der vier Schweden untergehen. Die Produktion der Scheibe ist über jeden Zweifel erhaben und verdammt nochmal, jeder einzelne Song ist ein Volltreffer ins Herz meiner tiefschwarzen Seele.
Ich habe mir eigentlich vorgenommen, mit Höchstwertungen nicht mehr so inflationär um mich zu werfen und diese nur noch in wirklichen Ausnahmemomenten zu vergeben, aber so sehr ich auch suchen mag, „Mazzaroth“ ist nichts anderes als genau DAS. Ein abartig intensives und fantastisch atmosphärisches Ausnahmealbum einer grandiosen Ausnahmeband und da sich die Scheibe seit Tagen weigert, den Plattenteller zu verlassen, bleibt mir ja gar nichts anderes übrig, als „Mazzaroth“ in den musikalischen Hochadel zu heben. Nach jedem Durchlauf sitze ich mit purer Begeisterung vor meinem Dreher. Solch ein meisterliches Album hätte ich definitiv nicht erwartet.
Das ist ganz großes Kino. Danke für diese Sternstunde der dunklen Musik. Mögen SODOMISERY die nötige Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdient hätten. Ich wünsche es ihnen aus tiefstem Herzen.
Anspieltipps: “Demon In Heaven” und “Mazzaroth” und eigentlich das „ganze verdammt Album“!
Bewertung: 10 von 10 Punkten
TRACKLIST:
01. Coming Home
02. Psychogenic
03. Delusion
04. A Storm Without A Wind
05. Master Your Mind
06. Mazzaroth
07. Rebuilding
08. Demon In Heaven
09. Ephemeral Requiem