Label: Nuclear Blast
VÖ: 11.09.2015
Stil: Thrash Metal
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Ein SLAYER – Review zu schreiben ist Fluch und Segen zugleich! Man möchte nach diesem Rittersschlag dankbar am Boden kniend 11 von 10 Punkten verteilen, auf der anderen Seite aber auch gern nachdenklich die Stirn runzeln, konzentriert das Kinn in die Hand legen und überall das sagenumwobene Haar in der Suppe finden.
In der Hartwurstszene wird keine Veröffentlichung so sehr erwartet, hitzig diskutiert und laut debattiert wie die der Totschläger aus Los Angeles. Ähnliche Verhaltensweisen gibt es vielleicht noch bei METALLICA oder AC/DC. Da ist aber sowieso alles ganz anders. Auch nach fast 30 Jahren „Reign in Blood“ wird von allen noch immer sehnsüchtig der würdige Nachfolger des Meilensteins der vertonten Gewalt erwartet. Ob DieHard – Fan oder Durchgangskonsument. Egal. Jeder will und muss seinen Senf dazugeben, dabei sein und sich eine und oder auch keine Meinung bilden. Wie auch diesmal. Die momentane Bandkonstellation macht es natürlich auch nicht einfacher. Nach dem tragischen Tod von Jeff Hannemann philosophiert jeder über den Einfluss von EXODUS – Mastermind Gary Holt, die Songwriterqualitäten von Kerry King werden in Frage gestellt und das ständige Lombardo / Bostaph – Rumgelaber nervt langsam (äääh…nöö…Olaf) und nimmt kein Ende. Da machen es die drei Songs, die seit geraumer Zeit im Netz rumschwirren, natürlich nicht einfacher. Aber mal Hand aufs Herz. Würden King & Co einen wirklich „ würdigen Nachfolger “ hinlegen, würden wir es doch gar nicht mehr registrieren. Alle würden es wieder zerreden, es als billige Kopie abstempeln oder sonst welch schlaue Argumente posaunen. Eigentlich haben SLAYER somit gar keine reelle Chance.
Zum Glück schären sich aber die Herrschaften einen Dreck darum. Und somit kommen wir nun endlich zu „Repentless“, dem zwölften Album der Band.
Wie bereits erwähnt konnte man sich schon im Vorfeld im WWW mit „Atrocity Vendor “ , „Implode “ und „When The Stillness Comes“ ein dezentes Bild davon machen wo anno 2015 die Reise hingeht. Ob die Veröffentlichungen ein cleverer Schachzug war, wage ich zu bezweifeln. Dadurch wurden wieder sinnlos die Gemüter in Wallung gebracht.
Egal, auch nach 6 Jahren CD – Abstinenz zelebrieren SLAYER Boshaftigkeit in Reihenkultur. Schon das finstere Intro nebst Titelsong beschert uns den ersten Fiesling des Albums. Hier rauscht gleich ein Hochgeschwindigkeits D – Zug durch die Boxen.
Zum nächsten Höhepunkt zählt sicherlich der schon bekannte „When The Stillness Comes“. Könnte locker auf „South of Heaven“ Platz nehmen. Ein zäher Brocken der schwerfällig dahinwalzt. Tom Araya singt, schreit und flüstert in gewohnter Manier, aber frischer denn jäh. Auch wenn dies sein momentanes verwohnte Erscheinungsbild nicht unbedingt vermuten lässt. Mit „Implode “ wird dann wieder die flotte Thrash – Keule geschwungen. Das typische Soligefidel wird hier perfekt von G. Holt adoptiert. Auch wenn er sonst nicht am Entstehungsprozess beteiligt war, passt alles ins übliche SLAYER – Bild. Dann folgt das Hannemann – Überbleibsel „ Piano Wire “, welches seine unverkennbare charakteristische Handschrift trägt. Hier wird deutlich welchen Einfluss er immer auf das Komposing der Band hatte. Die Zukunft wird zeigen wie sehr Holt diese Lücke zu schließen vermag. Mit „You Against You“ und “Pride In Prejudice“ folgen zum Abschluss noch zwei fette Gitarrenschwergewichte. Hier beweist der schwertätowierte Muskelprotz King das er, trotz aller Kritik der Allgemeinheit, noch immer im Stande ist das Flagschiff auf Kurs zu halten und er ein würdiger Riff - Commander ist. Auch seine beklemmenden Lyrics scheinen wieder einmal aus einem Horrorroman namens „Slayer“ entliehen zu sein, welchen sein Namensvetter Stephan King verfasst hat. Und um auch mal auf das Druming von Paul Bostaph zu sprechen zu kommen. Der Taktgeber macht hier einen durchaus passablen Job. Songdienlich, rabiat und auch mit eigener Note. Die ständigen Vergleiche mit seinem Vorgänger wischt er dezent weg und beweist dass er nicht nur aus einer Laune heraus mittlerweile, wenn auch mit Unterbrechungen, insgesamt 13 Jahre die Felle für SLAYER verdrischt. Basta !
Auch klangtechnisch ist man wie immer erhaben und steht über den Dingen. Haus – und Hofproduzent Terry Date drehte wieder an den richtigen Knöpfen und bastelte erneut einen druckvollen und transparenten Sound.
Auch wenn zwei, drei Songs nicht den gewohnten Standard halten, ist „ Repentless „ ein zeitgemäßes, frisches und brutales Album. Diese kleinen Schlenker sind wir aber von SLAYER gewohnt. Außerdem muss es ja auch irgendwie was zu meckern geben.
Anspieltipps : „Repentless“ , „Implode “, „ You Against You “
Bewertung: 8,9 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Delusions Of Saviour
02. Repentless
03. Take Control
04. Vices
05. Cast The First Stone
06. When The Stillness Comes
07. Chasing Death
08. Implode
09. Piano Wire
10. Atrocity Vendor
11. You Against You
12. Pride In Prejudice
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