Label: Metal Blade Records
VÖ: 10.03.2017
Stil: Death Metal
Oft durfte man bei diversen Bands ein neuen Geburtstag in Form einer Reunion feiern. Im Falle der Schweden EVOCATION darf man sich dieser Tage gar über den dritten Frühling der Band freuen. Denn nachdem sie sich im Jahre 2007, 16 Jahre nach der Gründung, bereits einmal neu zusammenfanden und ihren ersten Longplayer aufnahmen, gab es mit dem Ausstieg der Ur-Mitglieder Janne und Vesa Kenttäkumpa eine weitere unfreiwillige Pause. Gerade der zweitgenannte Gitarrist war einer der Hauptsongwriter und einen solchen Verlust muss eine Band dann erst einmal verkraften. Sogar der Gedanke an Auflösung kam Marko Palmén in dem Sinn. Doch glücklicher Weise war der Funke des inneren Antriebs noch immer zu stark. Welch ein Glück...
... denn hätte er es nicht noch einmal versucht, wäre uns hier ein ganz heißes Eisen vergönnt geblieben. EVOCATION klingen bissiger und thighter denn je. Auch wenn man Vesa für seine vergangenen Taten dankbar bleiben möchte, so darf, nein muss man dem Neuzugang und langem Bandkumpel Simon Exner Respekt zollen. Der neue Mann im Boot übernahm mal eben die offene Position des Songwriters und hauchte der Band wieder frischen Wind ein. Dieser weht ein wenig moderner, düstrer und brutaler, tut den Schweden aber enorm gut. Wo der Vorgänger „Illusions of Grandeur“ an manchen Stellen noch zu seicht und poliert wirkte, wird hier wunderbar roh der Vorschlaghammer geschwungen. Dass der Old School Vibe und somit die Trademarks der Band nicht verloren gehen, dafür sorgt sein Pendant Marko dann wieder.
Und so startet „The Shadow Archetype“ mit einem sehr dunklen Intro, das von einem Drumfill abgelößt wird, welches einen mächtig schweren und fetten Opener einleitet. Sänger Thomas klingt angepisst wie lange nicht. „Condemned To The Grave“ heißt das gute Stück und planiert jeden Zweifel an der (erneuten) Rückkehr der Band in Grund und Boden. Im wahrsten Sinne darf man sagen „Alter Schwede“, was habt ihr mit uns vor?! Man weiß sofort, dass man bis Ende des Albums einen Termin beim Chiropraktiker gebucht haben sollte, um den Hals wieder glätten zu lassen. Das folgende „Modus Operandi“ scheint mit der gedrohten und gefürchteten Vergessenheit abzurechnen und macht ebenso keine Gefangenen. Mit Druck und der perfekten Menge an Melodie gibt es gleich das nächste Highlight. Und nun gibt es eine Lehrstunde in Sachen Elchtod: „Children Of Stone“ ist ein Kniefall vor den 90ern und knarzt großartig. Garniert mit dem genialem Gestampfe und abermals starken Melodiebögen, die an die eigene Geschichte erinnern, halten EVOCATION das Niveau weiterhin unglaublich hoch. Mächtig und erhaben überrollt einen nun „The Coroner“. Wer sich vorab hungrig auf den bereits vorveröffentlichten Titel gestürtzt hatte, wusste schon, was ihn Anno 2017 von dieser großartigen Band erwarten würde. Der Titelsong „The Shadow Archetype“ könnte mit seinen anfänglichen elektronischen Einschüben kurzzeitig für große Augen sorgen, aber keine Angst Freunde, das ist nur ein mutiger Einstieg. Darauf folgt die gewohnte Brachialromatik. Romantisch geht‘s in der Tat mit dem Akkustikstück „Blind obedience“ weiter, das einen wahrhaft schönen und eleganten Luftholmoment bietet. Tief durchgeatmet hat offensichtlich auch Sänger Thomas, der dem Höhrer das wütende, schnelle Stück namens „Survival Of The Sickest“ entgegen brüllt. Nach dem ruhigen Lied davor zündet diese Granate sofort und reißt einen erbahmungslos aus der Trance. Auch „Sulphur And Blood“ kommt mächtig wie ein Panzer daher. Wenn dieser bremst, dann scheinbar nur um zu sehen, ob er ein Ziel vergessen hat und entsprechend nochmals Anlauf holen muss. „Imperium Fall“ ist dann die absolute Huldigung des HM2-Pedal – mehr Schwedentod geht einfach nicht! Gekrönt wird das Ganze noch vom brachialsten Drumming des Albums. Hier tobt sich der für die Aufnahmen eingesprungene Per M. Jensen (Ex-Artillery, Ex-The Haunted) so richtig aus. Der „Dark Day Sunrise“ zeigt zum Finale einmal mehr die neugewonnene Liebe zur Dunkelheit auf. Der Song ist düster und etwas melancholisch. Doch absolut passend zum Namen bricht er gen Ende noch etwas auf und erlaubt ein paar Momente des Lichts.
Was können wir uns froh schätzen, dass Marko nicht die Segel gestrichen hat. Und trotz seiner Großtaten in der Vergangenheit möchte ich auch Vesa gar nicht so schmerzlich vermissen, denn was der Herr Exner hier zum Einstand geleistet hat, ist der pure Wahsinn. Natürlich soll dieses Lob aber auch der ganzen Band gesagt sein. Es ist vielleicht etwas weit aus dem Fenster gelehnt, aber „The Shadow Archetype“ kann wohl zu einem der besten, wenn nicht sogar als das beste Album der Band gesehen werden. Auf jeden Fall reiht es sich ein in die bereits starke Veröffentlichungsliste des noch recht jungen Jahres. 2017, mach weiter so!
Bewertung: 10 von 10 Punkten
Tracklist:
1. Into Ruins
2. Condemned To The Grave
3. Modus Operandi
4. Children Of Stone
5. The Coroner
6. The Shadow Archetype
7. Blind Obedience
8. Survival Of The Sickest
9. Sulphur And Blood
10. Imperium Fall
11. Dark Day Sunrise