Label: Century Media Records
VÖ: 23.06.2017
Stil: Melodic Death Metal
Nach ihrer Auflösung Anno 1998 sind Gates of Ishtar nach gut 2 Jahrzehnten wieder musikalisch unterwegs, allerdings „nur“ in Form von Neuauflagen. Dieses Album ist im Original bereits 1996 erschienen, daher stellt diese Version eine Re-Issue mit abgeändertem Cover dar; die originalen Cover entstanden stellenweise ohne vorheriges Wissen der Band und wurden daher neu entworfen. Ursprünglich wollten sich Gates of Ishtar 2015 wieder zusammenfinden um ihr altes Material noch einmal zu spielen, eine exklusive Show auf dem Party.San war bereits geplant, dann verstarb 2016 der Schlagzeuger jedoch überraschend. So ist diese Neuauflage von „A Bloodred Path“, neben den Neuauflagen der beiden weiteren Alben, eine Art Vermächtnis und Gedenken der Band an ihren Weggefährten; zudem kommen die Einnahmen durch diese Re-Issues nach Aussagen der verbliebenen Band-Mitglieder dem Sohn des Schlagzeugers zugute.
Musikalisch erinnern mich Gates of Ishtar an andere Genregrößen der damaligen Zeit, z.B. ergeben sich stilistische Parallelen zu Death und auch späteren Possessed sowie Naglfar um auch andere Stilrichtungen zu beachten.
Der Album startet mit „Inanna“, einem sehr gut umgesetzten instrumentalen Titel. Hier gewinnt man einen guten ersten Eindruck von der Band und der Musik, die einem in den folgenden Titeln des Albums erwartet. Der Zuhörer bekommt so ein erstes Gefühl für die Melodie und die Spielweise von Gates of Ishtar.
„Where the Winds of Darkness Blow“ legt im Anschluss dann richtig los und zieht das Tempo angenehm an. Das wechselt sehr angenehm mit langsameren und melodischeren bzw. rhythmischen Passagen im Laufe des Songs; hier können Gates of Ishtar einen Teil ihrer Vielseitigkeit zeigen. Wer hier immer noch nicht begeistert ist, dem wird auch der Rest des Albums nicht gefallen.
Der dritte Titel „The Silence“ erweckt bei mir starke Assoziationen an Naglfar, gerade am Anfang des Songs, behäbiges Schlagzeug trifft auf sirrende Gitarren. Der Song gestaltet sich dann im weiteren Verlauf abwechselnd mit getragenen Passagen über die auch ab und zu eine Lead-Gitarre gelegt wird.
„Tears“ bietet einen kleinen Ausflug in progressivere Gefilde und erinnern mich, auch wenn es klischéhaft klingt, an solche Kracher wie beispielsweise „Lack of Comprehension“ von Death.
Die restlichen Titel bieten weiterhin ein durchgängig hohes Niveau, es folgt ein Highlight auf das nächste und es wird auch nach dem x-ten Durchgang nicht langweilig, da die Songs eine erstaunliche musikalische Breite besitzen; zuviel um darauf hier einzugehen, da hilft nur hören.
„A Bloodred Path“ beschließt dann als namensgebender Titel den Teil des Albums, der von Gates of Ishtar stammt. Hier wird noch einmal alles aufgefahren, was musikalisch verfügbar ist und Gates of Ishtar zeigen sich von ihrer besten und vielseitigsten Seite; ein musikalisch umgesetztes „Going out with a Bang“, besser kann man es nicht machen, finde ich. Hier trifft Melodic Death Metal auf Black Metal, es reihen sich Brachialität und Melodie aneinander, atmosphärische Keyboards und akustische Gitarren werden gekonnt mit dem restlichen Instrumentarium zu einem genialen Klangteppich verwoben.
Quasi als Bonus schließt dann noch mit „I Wanna Be Somebody“ ein W.A.S.P.-Cover an das restliche Album an.
Der Gesang wirkt erstmal etwas ungewohnt, da er doch eher Black Metal-artig daher kommt, jedoch glaube ich das ein tieferer Gesang mit der restlichen Produktion nicht so gut funktionieren würde. Stellenweise ist die Aussprache etwas undeutlich, dies tut dem Gesamtkonzept keinen Abbruch, ich finde das es eher im Gegenteil zu dieser Atmosphäre beiträgt. Auch der gute und gezielte Einsatz von Delay auf dem Gesang sorgt für eine angenehme Tiefe und schöne Momente in den Songs.
Die Gitarren sind eher höhenlastig gemischt, wodurch sie etwas dünn wirken, allerdings erschlagen sie den Hörer nicht und dieser „Mangel“ an Bass sorgt dafür, dass sich die Gitarren nie gegenseitig behindern und sie ihre Melodien und Harmonien ungestört entfalten können. Auch die später eingesetzte Akustik-Gitarre vermag ihrer Platz im Mix zu finden.
Der Bass vermag den fehlenden Bereich sehr gut auszugleichen und ist dadurch mehr als gut vernehmbar. Er bleibt stets dezent Hintergrund und kann dort seine Wirkung voll entfalten. An sich ist der Bass quasi im wörtlichen Sinne knackig abgemischt, er knarrt und grummelt sehr angenehm und sehr gut definiert.
Auch das Schlagzeug vermag durch die Aufteilung der Instrumente sehr gut zur Geltung zu kommen, die Snare ist schön definiert und kompakt, der Kick spielt direkt unten drunter im Frequenzband und macht eine sehr gute Figur, gerade beim schnellen Spiel. Lediglich die Becken sind etwas hoch und zischen bzw. scheppern mir persönlich etwas zu stark, daher der leichte Abzug. Ich denke mal auf einer großen Anlage dürfte dieses Detail weniger stark ins Auge bzw. Ohr fallen.
Das einzige was man an dieser Wiederveröffentlichung wirklich kritisieren kann ist der, im Vergleich zu heutigen Produktion, doch recht dünne Sound. Dies ist allerdings der damaligen Produktionsart geschuldet, heute würde der Mix bestimmt anders klingen. Dafür hat man allerdings auch eine sehr gute räumliche Trennung der einzelnen Instrumente und deren Bestandteilen; nichts überlagert sich störend und die einzelnen Bestandteile des Sounds haben genug Platz zum atmen und wirken.
Mit dieser Re-Issue haben sich Gates of Ishtar selbst und ihrem verstorbenen Schlagzeuger ein würdiges Denkmal gesetzt. Das Material hat von seiner zeitlosen Eleganz und Brachialität nichts eingebüßt und vermag den Hörer auch noch heute zu begeistern. Man fühlt sich direkt in die Hochzeit des Melodic Death Metal kurz vor der Jahrtausendwende zurückversetzt, im Prinzip fehlt nur noch ein erneuter Auftritt von Death mit Chuck Schuldiner um die Zeitreise perfekt zu machen.
Bewertung: 9,4 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Inanna
02. Where the Winds of Darkness Blow
03. The Silence
04. Tears
05. The Dreaming Glade
06. When Daylight's Gone
07. Into Seasons of Frost
08. A Bloodred Path
09. I Wanna Be Somebody (W.A.S.P. cover)