Label: Eigenvertrieb
VÖ: 01.03.2017
Stil: Death Metal
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Hurra! Schon wieder eine hausinterne Band, die natürlich von mir als Chef persönlich unter die Lupe genommen wird und wer mich kennt weiß, dass ich gerade bei musizierenden Zephyr’s Odem Kollegen besonders genau hinhöre. Diesmal erwischt es unseren Siggi, der nach einer nunmehr 11jährigen Schaffenspause mit seiner Combo Torturized und dem dazugehörigen Rundling „Omnivore“ einen gewaltigen Paukenschlag hinlegt.
Es ist kaum zu glauben, dass die in Magdeburg beheimateten Deather dieses voluminöse Technik-Monster komplett in Eigenregie eingespielt, veröffentlicht und finanziert haben, denn ein Dave Otero, der auch für die letzten Cattle Decapitation Alben verantwortlich war, arbeitet definitiv nicht umsonst, doch hier ist jeder Cent mehr als gut investiert. Die Jungs haben einen Sound, der sowas von fett aus den Boxen schwappt, dass doch fast meine rechts drehenden Joghurt Kulturen die Richtung wechselten. Wenn man als unbedarfter Novize an diese Scheibe rangeht weiß man definitiv: Diese Band kommt aus Amiland. Mööööp, das war der Zonk, denn…achja…ich erwähnte ja schon die Herkunft aus der anhaltinischen Landeshauptstadt.
Musikalisch betreten Torturized den Pfad des technisch höchst anspruchsvollen Todesstahls, welcher die Nähe zu Genregrößen wie Suffocation, Dying Fetus oder den oben erwähnten Hardcore Veganern aus San Diego nicht zu scheuen braucht, dennoch aber einen großen Kritikpunkt bei mir offenbart: Warum versucht Frontmann Lu gerade gesanglich einem Travis Ryan nachzueifern und diesen zuweilen gar dreist zu kopieren? Unnötig, denn Lu hat ein mehr als eigenständiges Organ, welches trotz immensen Grunzfaktors gut, klar und akzentuiert zur Geltung kommt und nicht unbedingt die Cleanvocals benötigt. Aber das ist nur ein winziges Haar in der ansonsten gut angedickten Suppe, auf der unser Siggi zusammen mit seinem Partner Tom einen mehr als flinken Darm zupft und zuweilen Riffs in die Welt ballert, die einem schmerzlich den letzten Bandscheibenvorfall in Erinnerung rufen. Ich bin ja eigentlich einer Derjenigen, die gerne darüber fabulieren, dass trotz immenser Härte und Technik gerade die langsamen Parts…blabla…doch im Falle von „Omnivore“ passt eigentlich alles und die Chemie zwischen ausgeklügelter Geschwindigkeit und auflockernden Moshparts halten sich prima die Waage (bestes Beispiel „Abulic fold“) und machen den 11 Tracker zu einem echten Gewinn in der knüppelharten Musiklandschaft.
Torturized sollten eigentlich mit diesem großartigen Scheibchen ein gewichtiges Wörtchen bei den anstehenden Festivalbuchungen mitzureden haben, sofern die jeweiligen Verantwortlichen ein geschultes Ohr für die technische Brillanz und das musikalische Können des Magdeburger Fünfers mitbringen. Ich jedenfalls bin von „Omnivore“ restlos begeistert und erwarte trotz dieses generösen Angriffs auf sämtliche Sinne als nächstes endlich die Reunion der Torturized-Vorgängerband, die unter dem herrlichen Bandnamen Angenehm Halbsteif die ersten musikalischen Gehversuche starteten…aber das ist eine andere Geschichte.
Bewertung: 9,0 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Abhorrent intemperance
02. Dehumanization
03. Flourished in agony
04. Obsessive-Compulsive disorder
05. Chasma
06. Convergence
07. Uncrowned king
08. Putrescence
09. Pale relict
10. Abulic fold
11. Omnivore
TORTURIZED - Omnivore (2017)
(3.441) - Olaf (9,0)