T-V

THE UNIVERSE BY EAR – The Universe by Ear (2017)

(3.597) - Stefan (10/10) - Psychedelic Progressive Rock

Label: Czar of Crickets/ Czar of Revelations
VÖ: 24.03.2017
Stil: Psychedelic Progressive Rock

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The Universe by Ear sind drei höchst fähige Musiker, die sich zusammengefunden haben, um in Sphären der Rockmusik vorzudringen, in denen noch kein Mensch vorher war. So oder so ähnlich findet sich das Credo auf ihrer Homepage. Um dem Rest der Welt von ihrem Unterfangen Kund zu tun, wurden die musikalischen Errungenschaften auf einem Tonträger gebannt und in neun mehr oder weniger handliche Einheiten geteilt. Musikalisch geht die Reise des in Basel ansässigen Trios in stark psychedelisch angehauchten Progrock.

Der Opener „Seven Pounds" steht stellvertretend für diesen Ansatz, denn nach einer durch ein fettes Bluesriff unterlegten Strophe kommt ein kurzer Chorus, eine Wiederholung des Erwähnten und dann… ab in das Klangchaos. Dies beim ersten Hören ungeplant erscheinende Klanggefüge hat allerdings Struktur und beweist die Klasse der Musiker. Durch den Bass geführt, soliert die Gitarre in Tönen verschiedenster Schräglage, gibt das Schlagzeug zunächst zurückhaltend, dann immer die Schlagzahl und die Lautstärke steigernd, seinen Senf dazu. Die beiden anderen Instrumente ziehen in diesem Crescendo mit. Sehr beeindruckend, wie mit nur drei Instrumenten solch ein Alarm geschlagen werden kann. Das ganze endet in einem fetten Akkord, der wieder in die bekannte Strophe und dem Chorus.

Das folgende „Repeat until Muscle Failure" gestaltet sich als schnelle, leichtfüßige Nummer, die auch gut Ende der Sechziger von einschlägigen Bands der Zeit und des Genres hätte aufgenommen werden können.

Ein erstaunlicher Track ist „Slam your Head against the Wall (carefully)", denn textlich war's das auch schon. Wie schön, dass alle drei Musiker auch Vocals geben, so kann man den Text in lange Töne aufteilen, die einen Klangteppich erstellen, bei dem jede neue Silbe einen neuen Ton und im Zusammenhang eine neue Klangfarbe erzeugt. Die Gitarre treibt mit leicht funkigen Akkorden, Bass und Schlagzeug ergänzen das Gesamtbild. Der Song bekommt eine unglaubliche Eigendynamik, so dass es nicht möglich ist, sich der Magie zu entziehen, die klingt, als wäre der Song einfach so zufällig daher gejammt worden. Das beweist, wie organisch durchdacht sich das Songwriting gestaltet.

Deadendtown" beginnt sehr bluesig, ganz genau wie es sich anfühlt, wenn man in einer Stadt lebt, in der es für einen nicht weiter geht. Gegen Ende wird der Song durch einen schönen Chorus bereichert, der vielleicht der vielleicht in seiner Leichtigkeit den Gegenpart zum melancholischen Anfang darstellt.

Idaho" verstärkt durch ein langes, aber sehr schlichtes Gitarrenintro diesen Eindruck von Einsamkeit und Verlassenheit. Bevor der Song durch einen Taktwechsel in einen überwiegend 6/8-Takt übergeht und an Dynamik gewinnt.

Genug der Zähigkeit. Mit „Make it look like an Accident" wird es lauter und höllisch groovig. Generell bestätigt sich der vom Blues geprägte Eindruck. Die Titelzeile wird immer wieder neu in Töne verpackt.

Langsamer und mysteriöser, aber nicht weniger grooving präsentiert sich „High on the Hynek Scale". Um ein Gitarrenriff mit Echoeffekt entwickeln sich immer wieder neue, wilde Breaks. Taktwechsel von 4/4 auf 5/4 wirken nie überkünstelt. Der Track gelingt aufgrund des durchdachten Einsatzes instrumentaler und songschreiberischer Mittel und ist somit absolut kein Treffen der Dritten Art.

Deutlich mehr Raum beansprucht „Ocean/Clouds" mit seinen fast zehn Minuten Länge. Von schnell nach laut nach langsam nach psychedelisch. Alles ist dabei; ein ganzes klangliches Universum eben.

Das abschließende „Dead again" ist eine kurze Reprise des Chorus aus „Deadendtown".

Was bleibt zu bilanzieren? „The Universe by Ear" ist ein sehr amtliches Debutalbum, auf dem die drei Musiker alles geben, das ihre offenöhrlich große Erfahrung ihnen zur Verfügung stellt. Wenn Taktwechsel zu künstlich erscheinen, übernimmt ein Spiel mit Dynamik die Führung, das die Band meisterlich beherrscht. Der Gesang variiert zwischen schlicht unisono und choraler Mehrstimmigkeit. Die Instrumentalarbeit kann bei einer solchen Kleinstbesetzung nur brilliant sein, wenn sie sich nicht eben wegen der Minimalbesetzung selbst an den Pranger stellen will. Wie erwähnt ist sie das. Die Band erschafft obendrein noch eine grandiose Atmosphäre und überspannt damit einen Zeitraum von locker vierzig Jahren Rockmusik.

Bewertung: 10 von 10 Punkten

Tracklist:
01. Seven Pounds
02. Repeat until Muscle Failure
03. Slam your Head against the Wall (carefully)
04. Deadendtown
05. Idaho
06. Make it look like an Accident
07. High on the Hynek Scale
08. Ocean/Clouds
09. Dead again

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