SAOR – Amidst the Ruins (2025)
(9.355) Olaf (10/10) Black Folk Metal
Label: Season of Mist
VÖ: 07.02.2025
Stil: Black Folk Metal
Aus den Nebeln der Highlands erhebt sich SAOR erneut, um mit "Amidst the Ruins" ein weiteres Meisterwerk zu präsentieren. Andy Marshall, seines Zeichens musikalischer Brückenbauer zwischen den rauen Klängen des Black Metals und der majestätischen Folklore Schottlands, entführt uns auf eine epische Reise durch Zeit und Raum. Schon auf der 70.000 Tons of Metal im letzten Jahr konnte ich mich live davon überzeugen, dass seine Musik nicht nur im Studio funktioniert, sondern auch auf der Bühne eine fast schon spirituelle Erfahrung ist.
Schottland ist eines der atemberaubendsten Länder dieser Erde, doch verwunderlicherweise gibt es kaum extreme Metal-Bands, die sich mit der musikalischen Umsetzung dieser einzigartigen Landschaft und Geschichte beschäftigen. Zum Glück gibt es SAOR, denn wenn Andy Marshall die Tin Whistle erklingen lässt und die Pipes in schwarzes Riffgewitter übergehen, gibt es keinen Zweifel mehr daran, dass sich Tradition und Moderne hier zu einer Einheit verbinden, die ihresgleichen sucht.
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Seit der Gründung 2013 hat SAOR eine beeindruckende Diskographie geschaffen, die von "Roots" bis "Origins" reicht. "Amidst the Ruins" steht in dieser Linie nicht nur als würdiger Nachfolger, sondern setzt noch einmal neue Maßstäbe. Die fünf überlangen Stücke des Albums verschwenden keine Sekunde; im Gegenteil, man wünscht sich, dass Songs wie "Echoes of an Ancient Land" niemals enden. Die Mischung aus epischen Melodien, rasenden Blastbeats und folkloristischen Elementen erzeugt ein Kopfkino der Extraklasse. Schließt man die Augen, findet man sich plötzlich in den nebelverhangenen Highlands wieder oder an der zerklüfteten Küste der Isle of Skye, während der Wind alte Legenden über die Wellen trägt.Ich jedenfalls hatte während des gesamten Albums Gänsehaut am gesamten Körper.
"Amidst the Ruins" ist nicht nur eine musikalische Reise durch die Geschichte Schottlands, sondern auch eine Reflexion über den Kontrast zwischen glorreicher Vergangenheit und moderner Entfremdung. Die Melodien durchdringen die Mauern alter Burgen und hallen durch verlassene Pfade, als wären sie eine Hommage an die gefallenen Krieger und vergessenen Seelen. So entfaltet sich mit jedem Song eine Geschichte voller Mystik, Tragik und Erhabenheit, die den Zuhörer vollends in ihren Bann zieht.
Ein herausragendes Beispiel für Marshalls Genie ist "The Sylvan Embrace". Hier verschmelzen verträumte Akustikgitarren mit donnernden Drums, während der Gesang zwischen Verzweiflung und Erhabenheit schwankt. "Rebirth" schließt das Album mit einer Mischung aus Erhabenheit und melancholischer Wehmut ab und macht deutlich: Dies ist keine Musik für den Hintergrund, sondern für die volle Hingabe. Die Live-Auftritte von SAOR verstärken diese Wirkung noch einmal, wenn das Publikum Teil eines fast schon rituellen Erlebnisses wird, das die Grenzen zwischen den Zeitaltern verschwimmen lässt.
Was die Kombination zweier Klangwelten angeht, können maximal noch Sear Bliss und Skyforger mit SAOR mithalten. Der Rest dieser sogenannten Folk-BM-Bands kann sich direkt in einem finsteren Wald eingraben. SAOR bleibt die Speerspitze dieses Genres, und mit "Amidst the Ruins" beweist Andy Marshall erneut, dass er als einer der wenigen in der Lage ist, die Magie seiner Heimat in Musik zu verwandeln.
Nach diesem Album bleibt mir nur noch eines zu tun: Den nächsten Flug nach Inverness buchen und mich in die Highlands begeben. Und ja, Herr Pfennig, schon wieder die Höchstnote – aber was soll man bei einem perfekten Album sonst machen?
Bewertung: 10 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Amidst the Ruins
02. Echoes of the ancient Land
03. Glen of Sorrow
04. The Sylvan Embrace
05. Rebirth