OBSOLETE – Animate // Isolate (2021)
(7.026) Patrick (8,5/10) Death / Thrash
Label: Unspeakable Axe Records
VÖ: 19.04.2021
Stil: Death / Thrash
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Das Schöne am Reviews schreiben ist ja die Tatsache, dass man permanent die Chance bekommt Neues zu entdecken. Manchmal muss man dabei die selbst auferlegten Genregrenzen sprengen und die meist eingefahrenen Wege des persönlichen Geschmackes zugunsten einer möglichst offenen Objektivität verlassen. Das kann sowohl Fluch als auch Segen sein, denn am Ende ist eben nicht alles Gold was glänzt. Andererseits trifft man aber auch sehr oft auf relativ unbekannte Bands, von denen man noch nie etwas gehört hat und findet letztendlich darin ein grell funkelndes und glänzendes Juwel.
Letzteres geschah mir in jüngster Vergangenheit mit dem Debütalbum „Animate // Isolate“ des amerikanischen Abrisskommandos OBSOLETE. Geboten wird technisch höchst anspruchsvoller Death / Thrash der sich aber bei allem musikalischem Können niemals im Chaos oder in puren Frickelorgien ergeht. Vielmehr definiert sich der Sound über eine dermaßen ausgeprägte Spielfreude und eine ungezügelte und unfassbar rohe Aggressivität.
Dass die Jungs aus Minneapolis dabei absolute Meister an ihren Instrumenten sind, merkt man bereits bei den ersten Tönen des Openers „Still“. Ohne Schnickschnack geht die Reise los. Die Ganze Platte wird dominiert von irrwitzigem „Stop and Go Riffing“, leicht eingestreuter Melodiearbeit, wahnsinnig tightem Drumming inkl. abgefahrener Rhythmuswechsel und einem Sänger, der mit seinem angepissten Organ den Songs die nötige Dosis Schmutz liefert. Hervorzuheben ist hier unbedingt der stehts omnipräsente Bass, welcher den Sound von unten her in grandioser Art und Weise zu füttern vermag.
Songs wie „Stumbling And Listless” überzeugen einfach durch eine furchtbar präzise Saitenhexerei und eine abartig geniale Melodieführung, während der angesprochene Bass so unfassbar drückt und die Drums alles in Grund und Boden hacken. Highlight der Platte ist aber das nun folgende „The Fog“. Hier werden alle bisher gehörten Trademarks zu einer wahren Macht gebündelt. Der Song startet in einem Rausch aus fanatischen Drums und mehreren Gitarrensoli, explodiert letztendlich in einem dermaßen fesselnden Groove und geht einfach nur geradewegs auf die Fresse. Was für ein Monster von einem Song!
Ab und an kommen mir als Vergleich die Deather von PESTILENCE in den Sinn, was zum einen am recht vertrackten, progressiven und trotzdem irgendwie seltsam eingängigen Songwriting liegt und zum anderen besitzen die Vocals eine ähnliche Klangfarbe wie die der holländischen Tulpenschlächter.
Der Sound der Platte ist nicht perfekt, passt aber zu diesem Werk wie die Faust aufs Auge und unterstreicht damit die rohe und aggressive Grundausrichtung von „Animate // Isolate“. Sämtliche Instrumente haben genug Spielraum und gerade die Drums klingen schön organisch, was in der heutigen Zeit ja leider auch sehr selten vorkommt.
Abschließend bleibt mir nichts andere übrig, als wieder einmal eine klare Kaufempfehlung auszusprechen…..und lasst euch vom floralen Coverdesign nicht täuschen, denn allein vom recht ruhigen Motiv her wird man mitnichten auf ein Album, bestehend aus Death und Thrash Gemetzel schließen können. OBSOLETE´s Debütalbum bietet über knapp 36 Minuten Spielzeit eine absolut kurzweilige und angenehme Unterhaltung, welche definitiv für Bewegung in den heimischen vier Wänden sorgt. Geiles Ding!
Anspieltipps: „Stumbling And Listless“ und „The Fog“
Bewertung: 8,5 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Still
02. The Atrophy Of Will
03. The Slough
04. Old Horizon
05. Silent Freeway
06. Stumbling And Listless
07. The Fog
08. Callousness Of Soul
09. Intercostal