So jung, so talentiert, so ambitioniert… was ein Debut! Die jungen Polen aus dem beschaulichen Bialstock hauen mit ihrem Debut „Manifesto“ so manchem alteingesessenen Metalhasen die dritten Zähne aus der Kaufelge. Gegründet 2009 legte man 2011 mit der EP „Blizzard of the North“ einen ordentlichen Einstand vor und fährt nun die schweren Geschütze auf.
Lasst euch nicht vom Bandnamen in die Irre führen. Die Jungs spielen definitiv keinen Pagan/Viking/Folkloremetal, sondern zimmern ein aggressives Death/Blackmetal-Gemisch zurecht, das es in sich hat: ausgewogen hart produzierte Nackenbrecher, eingängig, nachvollziehbar, frisch und unverbraucht. Ja, so macht harter Metal immer wieder Spaß. Das technische Niveau ist durchweg auf hohem Level; und das beziehe ich nicht nur auf das Riffing, das überragende Drumming und das facettenreiche Songwriting, ich meine damit vor allem die cleveren Arrangements, die jeden Song abwechslungsreich erscheinen lassen und zur Durchschlagkraft der Tracks noch beitragen. Der Albumopener „Century of Waste“ lässt direkt mal die Lauscher spitzen, denn dieser Song klingt nach so einer fetten Live-Granate, dass man sich gut vorstellen kann, wie die Band im Live-Kontext agiert. Northern Plague stehen ihren Genrekollegen Decapitated, Vader oder auch hie und da Behemoth musikalisch in Nichts nach. Außer in einer Angelegenheit: noch ist das Ganze etwas gesichtslos und das ach so wichtige Image fehlt, was zu Lasten des Wiedererkennungswertes geht. Da sollten die nordischen Plagen mal eine Schippe drauf legen, denn das Talent und die Motivation sind da. Wer in so jungen Jahren einen erhabenen Track wie „Legion“ zu schreiben im Stande ist, von dem wird man hoffentlich noch so einiges hören. Das gewagte „Let the world burn“ unterstreicht nur die Ambition der Band.
Ich finde es sehr beruhigend, dass es noch solche Debütanten gibt, die unbeirrt souverän agieren und weder Trends hinterher hecheln noch durch Vielgehörtes punkten wollen. Der Gesang ist von Anfang bis Ende überzeugend aggressiv heiser gebrüllt vorgetragen. Meiner Meinung nach hätten es auch gern mehr als 8 Tracks auf der Scheibe sein dürfen, aber dafür ist auch kein Filler drauf. Folter Records haben mit dieser Band einen sehr guten Fang gemacht und ich hoffe, dass man sich adäquat um die Band kümmern wird. Diese Investition sollte sich definitiv lohnen.
Bewertung: 8,5 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Century of waste
02. Devide et impera
03. Reign mother war
04. Let the world burn
05. The edge
06. Legion
07. Unclean words
08. Manifesto
NORTHERN PLAGUE (2014)
Manifesto