Label: Massacre Records
VÖ: bereits veröffentlicht
Stil: Sleaze Rock
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Okay, als Berliner habe ich eine Heidenangst vor Stuttgartern. Der Prenzlauer Berg ist ja auch als Klein-Stuttgart bekannt und absolutes Kriegsgebiet. Ich zumindest schaue auf den Boden, wenn ich einen Schwaben oder einen ausgemachten Stuttgarter treffe und gehe immer im Kopf durch, ob und wie ich politisch unkorrekt ihm oder ihr gegenüber gewesen sein könnte und ob ich eine Anzeige wegen irgendwas kassieren könnte. Die Schwaben sind nämlich die Guten! Aber Spaß beiseite… vor den Helldorados muss sich gar keiner fürchten. Im Gegenteil. Völlig ungefährlich, eierlos und ganz sanftmütig kommen die Sleazer daher, um mit 11 Tracks die Welt zu erobern… vielleicht, eventuell, wenn es geht… oder doch nicht? Na ja, eher nicht.
Das muss man erst einmal schaffen! Ein Album aufnehmen, auf dem nicht ein einziges der geklauten Riffs von Rudis Resterampe zündet und ein Sänger, der so eierlos, gnadenlos neben der Spur in der Botanik herumnölt, dass es an Beliebigkeit und Austauschbarkeit kaum zu übertreffen ist. Hier sind die Riffs, die jede vernünftige Rock ‘n‘ Roll Band, die etwas auf sich hält, sofort in die Tonne kloppt und Gesangslinien, die selbst in der Schlagerszene belächelt werden würden. Wow! Was eine Zumutung. Es gibt echt einfach viel zu viele Bands und die Helldorados werden auch bestimmt nicht ewig rocken. Das sind einfach nette, höfliche Jungs, die, wenn die dicke Freundin das erste Kind geworfen hat ganz schnell den Proberaum gegen den Hobbykeller eintauschen werden, um dann mit der Modelleisenbahn zu spielen. Dabei werden sie dann an die ach so wilden Rockerzeiten zurück denken…. Ach ja, wie schade, dass noch so eine Band die Clubs der Republik verstopfen wird, um dieses unsäglich langweilige Machwerk zu promoten. Ich verlange von keinem das Rad neu zu erfinden, ich will nur gut unterhalten werden, und das tut mich dieses Album definitiv nicht. Viel zu brav, angepasst, bieder, vorhersehbar, spießig, ausgelutscht, gediegen, altbacken, schwachbrüstig und testosteronfrei wird hier gerockt. Der Opener Seven Deadly Sins ist völlig okay im Gespann mit In For The Kill. Im Folgenden bemüht man sich redlich mit Hooklines zu punkten und baut auch das ein oder andere Backingschmanckerl ein, aber so richtig fruchtet das Ganze nicht. Let Us Play dürfte nur ein Wunsch bleiben.
Und so vergeht die Zeit bis zum Ende der Scheibe, die ich einfach nicht relevant finde, aber vielleicht erobern die Helldorados ja doch die Herzen der Rockgemeinde und ich habe die Klasse der Band nur nicht erkannt. Das kann sein. Durchaus. Ich bin nicht der Schlaueste, aber ich hab Ahnung von Rock. Und der wurde hier meines Erachtens eher beschmutzt als aufgewertet.
Bewertung: 3,0 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Seven Deadly Sins
02. In For The Kill
03. By The Progress
04. The Devil Takes The Hindmost
05. Anytime, Anywhere
06. Let Us Play
07. Megalomaniac
08. Wake Up Dead
09. To Live Is To Die
10. Something Sweet
11. We Won't Back Down
HELLDORADOS (2014)
"Lessons in decay" (1.306)