HAVUKRUUNU – Tavastland (2025)
(9.409) Niclas (7,0/10) Black/Folk Metal
Label: Svart Records
VÖ: 28.02.2025
Stil: Black/Folk Metal
Es ist zuweilen schon recht beeindruckend, wie sehr die einfache geografische Herkunft einer Band ihren Sound bestimmen kann. Ich schätze kulturelle Unterschiede machen auch vor der Metalszene nicht Halt und so zeichnen sich gewisse regionale Trends in der Musik einzelner Bands doch recht deutlich ab. Ich könnte fast wetten, dass ich 9 von 10 mir unbekannte Bands nach dem ersten Anhören zielsicher ihrem Heimatland zuordnen könnte. Besonders wenn es sich dabei um finnische Bands handelt.
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Ich kann es kaum genau in Worte fassen, aber finnischer Metal hat einige Qualitäten die subgenre-übergreifend unmittelbar erkennbar sind. Und ich glaube ich habe selten eine Band gehört, die die Stereotype finnischen Metals stärker bedient als HAVUKRUUNU. Dabei ist hier noch nicht einmal die Verwendung der finnischen Sprache in den Lyrics entscheidend. Vielmehr ist es eine merkwürdige Zerrissenheit im folkig angehauchten Black Metal von HAVUKRUUNU, die mit „Tavastland“ in diesem Jahr ihr viertes Album veröffentlichen. Die Scheibe ist quasi ein emotionaler Rollercoaster zwischen melancholischen Melodien, Highspeed Black Metal-Geschredder, folkig-epischer Männerchormusik und Humppa-Bierhallengegröle nach Art von FINNTROLL. Der Titeltrack ist das beste Beispiel dafür.
Das nächste musikalische Äquivalent zur Musik auf „Tavastland“ wären wahrscheinlich die frühesten MOONSORROW-Alben wie „Suden Uni“ und „Voimasta ja Kunniasta“. Doch während MOONSORROW bald schon die düster-melancholische Epik ihrer Musik in den Vordergrund rückten und von Album zu Album mit immer längeren Titeln aufwarteten, sind HAVUKRUUNU deutlich wilder geblieben. Für eine Band, die schon so lange Musik macht wirkt „Tavastland“ erfrischend jugendlich und unpoliert, im Guten wie im schlechten. So haben die einzelnen Titel eine unheimlich treibende Dynamik die nie wirklich Langeweile aufkommen lässt. Punktabzug gibt es allerdings für die Produktion des Albums, die zuweilen etwas dünn wirkt. Vor allem das Schlagzeug klingt mir etwas zu sehr nach Plastik.
Alles in allem ist „Tavastland“ ein kurzweiliges Stück eingängigen Folk/Black Metals mit einer gehörigen Dosis jugendlichen Charmes und einem hohen Maß an positiver Energie. Fans finnischer Volksmusik wie MOONSORROW oder FINNTROLL werden hier hundertprozentig auf ihre Kosten kommen.