DYNAZTY – Game of Faces (2025)
(9.369) Olaf (6,9/10) Hard Rock
Label: Nuclear Blast
VÖ: 14.02.2025
Stil: Hard Rock
Manchmal fragt man sich ja, ob ein Bandname auch wirklich zum Sound passt. DYNAZTY klingt episch, nach Macht, nach einem musikalischen Imperium, das sich über Jahrzehnte erstreckt und Generationen begeistert. Tja, und dann ist da Game of Faces, das neueste Album der Schweden, das sich irgendwo zwischen bombastischem Melodic Metal und quietschbuntem Pop-Metal bewegt – je nachdem, an welchem Song man gerade hängenbleibt.
Gegründet 2008, haben sich DYNAZTY längst von ihren Hard-Rock-Wurzeln entfernt und sich in die melodische Metal-Elite Europas katapultiert. Spätestens mit The Dark Delight (2020), das Goldstatus in Schweden und Finnland erreichte, war klar, dass die Jungs mit ihrem Sound einen Nerv getroffen haben. Auch der Nachfolger Final Advent wurde hochgelobt, und die Band tourte mit Szenegrößen wie Sabaton, Powerwolf oder Battle Beast. 2024 dann der erste Vorgeschmack auf das neue Album: Devilry of Ecstasy – ein Song, der schon andeutete, dass hier eine Menge Computergefrickel und Keyboard-Overkill ins Haus steht.
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Nun also Game of Faces, produziert von der Band selbst und veredelt von Jens Bogren. Thematisch geht es laut Sänger Nils Molin um Selbstfindung, geistigen Tod und Wiedergeburt. Musikalisch geht es um eine Menge polierte Synthesizer, bombastische Chöre und sehr viel Hochglanz-Produktion. Der Titeltrack Game of Faces ist dafür gleich ein gutes Beispiel – hymnisch, groß angelegt, aber auch ein wenig steril. Die Gitarren haben zwar Druck, aber die Produktion fühlt sich so perfekt an, dass jede kleine Kante abgeschliffen wurde.
Dann Devilry of Ecstasy – hier wird die Spitze des Pop-Metal fast durchbrochen. Keyboardgewitter, elektronische Spielereien und ein Sound, der sich anfühlt, als hätte jemand einen Synthwave-Produzenten gefragt, wie man Metal „modernisiert“. Es geht ins Ohr, keine Frage, aber es geht eben auch in die Richtung, in der man sich fragt, ob das jetzt noch Metal ist oder doch schon Eurodance mit Gitarren. Und dann ist da noch Nils Molin, der in manchen Momenten erstaunlich gepresst klingt – fast so, als müsste er sich durch die Hochglanzproduktion durchkämpfen.
Apropos zu viel: Die to Survive treibt es mit seinem cheesigen Bombast ebenfalls auf die Spitze. Synthies, Chöre, Elektronik – es ist wie eine Power-Metal-Version von Eurovision. Klar, das ist eingängig, aber es kratzt schon hart an der Grenze zur Selbstparodie. Das Gegenbeispiel dazu? Dark Angel. Der flotteste Track auf dem Album, wo Metal und Keyboards sich endlich mal auf Augenhöhe begegnen und nicht darum kämpfen, wer das Spektakel dominiert. Das ist genau die Art von Song, die Game of Faces mehr gebraucht hätte. Doch nach diesem Lichtblick folgt direkt wieder mehr Pop als Metal – und mit Dream of Spring darf natürlich die obligatorische Power-Ballade nicht fehlen, die so plakativ ist, dass sie einfach an einem vorbeirauscht.
Aber die entscheidende Frage: Warum hat Maik in seinen letzten Reviews so einen Narren an der Band gefressen? Sicher, Game of Faces ist durchdacht, melodisch stark und hat eine perfekte Produktion. Aber genau das ist das Problem: Es ist mir zu steril, zu vorhersehbar, zu glatt. Wenn Pop, dann bitte mit 80er-Charme – rauer, kantiger. Das hier ist mir zu modern für die Art von Musik, die DYNAZTY eigentlich machen sollten.
Zusammengefasst könnte man sagen, Game of Faces ist der perfekte Soundtrack für alle, die ihre Metal-Hymnen mit einer Extraportion Zuckerwatte mögen. Die Produktion ist über jeden Zweifel erhaben, die Songs haben Melodien, die man nach einmal Hören mitsingen kann, und die Band ist spielerisch überragend. Aber für mich ist das einfach zu glatt, zu modern, zu sehr „auf den Punkt produziert“. Wer DYNAZTY für ihre poppigen Metal-Hymnen liebt, wird hier voll auf seine Kosten kommen. Wer aber ein wenig mehr Ecken und Kanten will, wird sich spätestens bei Devilry of Ecstasy wünschen, das Keyboard einfach mal für drei Minuten aus der Steckdose zu ziehen.
Bewertung: 6,9 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Call of the Night
02. Game of Faces
03. Devilry of Ecstasy
04. Die to survive
05. Fire to fight
06. Dark Angel
07. Fortune favors the Brave
08. Sole Survivors
09. Phoenix
10. Dream of Spring
11. Mystery