Label: Season of Mist
VÖ: 05.04.2019
Stil: Black Metal
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Auch dieses Jahr beglücken uns DRUDKH mit einem neuen Silberling, wenn „A Few Lines In Archaic Ukranian“ gleich diesmal der Inhalt bereits veröffentlicht wurde und in diesem Sinne „nur“ eine Compilation darstellt. Es handelt sich hierbei um die Zusammenstellung der Songs von DRUDKH welche zwischen „A Furrow Cut Short“ und „They Often See Dreams About the Spring“ auf Splits veröffentlicht wurden. Die Songs im Einzelnen wurden mit HADES ALMIGHTY, GRIFT sowie PAYSAGE D‘HIVER zusammen auf besagten Splits veröffentlicht und sind nun mit „A Few Lines In Archaic Ukranian“ in gebündelter Form auf einem Album zu finden.
Und auch dieses Mal bediente man sich wieder der Lyrik ukrainischer Dichter und Poeten. Es ist schön zu sehen, dass die Ukraine eine derartig reichhaltige Fülle an lyrischem Material bietet; so kommt man auch mal mit anderem Material dieser Art in Berührung.
Der erste beiden Titel „Golden Horse“ und „Fiery Serpent“ sind Auszüge aus dem Werk "Temnymy rikamy (balada III)" von Volodymyr Svidzinsky. Die beiden Titel scheinen direkt zusammen zu gehören, da in „Golden Horse“ die Feuerschlange referenziert wird, genauso wie in „Fiery Serpent“ ebenso das goldene Pferd Erwähnung findet. Musikalisch durchaus entsprechend umgesetzt erkennt man gewisse Parallelen auch in den Songstrukturen.
„His Twenty-Fourth Spring“ ist eine sehr interessante Beschreibung einer Frühlingsnacht bzw. so wie sich die Übersetzung ließt, einer Nacht im Übergang vom Winter zum Frühling. Musikalisch gestaltet sich der Song recht glatt und wirkt auf eine gewisse angenehme Art und Weise melancholisch. Man fühlt sich in der Tat ein bisschen in eine kalte Frühlingsnacht versetzt; der Song ist dafür auch durchaus meditativ geschrieben. Als Grundlage diente "Vesna" von Bohdan-Ihor Antonych.
Der Song „Autumn in Sepia“ kommt wiederum etwas bombastischer daher, gerade ab der Mitte wirkt der Titel durch den Anteil an Chören und und Keyboard sehr episch. Dadurch bekommt der Song schon fast eine ungewohnte Färbung wie man sie sonst nur von Folk/Viking/Pagan kennt. Als Text für diesen Titel wurde das Werk Mayk Yohansen‘s "Krokoveye kolo“ verwandt.
Das kürzeste Gedicht (Yevhen Pluzhnyk, "Po-osinn?omu khmary plyvut?...") bekommt von DRUDKH die mit Abstand längste Vertonung spendiert. Irgendwie passt der musikalische Teil auch sehr gut zum Text des Werkes, es wirkt erstmal recht verwirrend, jedoch erschließt sich mit jeder Minute und mit jedem neuen Durchlauf mehr vom Song. Zum Titel passend gibt es in der Mitte einen extrem ruhigen und atmosphärischen Part, der gerade durch seine extreme Reduziertheit (es gibt nur Keyboard und leichtes, rhythmisches Klopfen) dem Track etwas besonderes gibt. Zum Schluss wird nochmal an allen Fronten, gerade Schlagzeug und Bass, ein Feuerwerk an Rhythmik und Melodie abgebrannt; das geht schon fast ins Progressive.
Die Sammlung darf dann „The Night Walks Towards Her Throne“ mit Mayk Yohansen‘s "Vikno zymovoho vahona" abschließen. Thematisch wird der Winter bearbeitet, das findet auch in der erzeugten Atmosphäre seinen Niederschlag, allerdings eher als Naturbeschreibung und daher eher neutral. Dennoch fühlt man sich mitten auf ein leeres Feld versetzt, während im Zeitraffer der Winter über das Land zieht. Das Tempo des Songs bleibt erstaunlich gleichmäßig und hoch, allerdings ohne zu sehr zu ermüden.
Da die Songs aus verschiedenen kleineren Alben stammen sind sie alle leicht unterschiedlich. Um es kurz zusammenzufassen klingen die Songs wie ein fließender Übergang von „A Furrow Cut Short“ zu „They Often See Dreams About the Spring“. Die Songs lehnen sich zunehmend an den Klang des Black Metal norwegischer Machart an, dafür wird dann auch jedes Mal die Abmischung etwas verändert. Man erkennt wie gesagt einen deutlichen Übergang zwischen den Songs.
Wenn man seine Zuhörer und Fans nur ungerne auf neues Material warten lässt ist der Griff zu einer Compilation ein probates Mittel um diese Zeit zu überbrücken. So kann man dem Hörerkreis auch Titel präsentieren, welche eventuell garnicht wahrgenommen wurden; zudem sind gesammelte Werke ja auch einfacher zu verstauen.
Wer die Zeit bis zu einem neuen Album von DRUDKH überbrücken will hat mit „A Few Lines In Archaic Ukranian“ erstmal wieder etwas Material für diese Übergangszeit. Es ist wie gesagt nichts Neues, jedoch lohnt der Blick definitiv, besonders wenn einem die Splits nicht geläufig sind.
Anspieltipps: „Fiery Serpent“, „His Twenty-Fourth Spring“ und „The Night Walks Towards Her Throne“
Bewertung: 9 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Golden Horse
02. Fiery Serpent
03. His Twenty-Fourth Spring
04. Autumn in Sepia
05. All Shades of Silence
06. The Night Walks Towards Her Throne