DESTRUCTION – Birth of Malice (2025)
(9.400) Olaf (9,0/10) Thrash Metal
Label: Napalm Records
VÖ: 07.03.2025
Stil: Thrash Metal
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VIER JAHRZEHNTE UND KEIN BISSKEN LEISER!
Manche Bands werden nach Jahrzehnten zahmer – DESTRUCTION nicht. Die Thrash-Urgesteine aus dem beschaulichen Weil am Rhein haben sich in ihrer langen Karriere zu einer der führenden Kräfte des deutschen Thrash Metals aufgeschwungen und feuern auch nach über 40 Jahren noch aus vollen Rohren. Nach ihrer ausgedehnten Jubiläumstour durch Südamerika und Europa kennen die Teutonen-Thrasher keine Verschnaufpause und schlagen direkt mit einem neuen Album zu.
Birth of Malice, ist bereits das 16. Studioalbum dieser Legenden – und DESTRUCTION wären nicht DESTRUCTION, wenn sie nicht jetzt schon stolz auf ihre eigene Historie verweisen würden. So besingen Schmier und seine Mitstreiter gleich beim Opener Destruction ungeniert die eigene Outlaw-Legende und ihren unzerstörbaren Metal-Geist. Diese selbstbewusste Attitüde haben sie sich redlich verdient – und als langjähriger Fan klopfe ich mir ebenso selbstgefällig auf die Schulter, denn die Alten zeigen es der jungen Konkurrenz noch mal so richtig!
WAS FÜR EINE WUCHT UND GLASKLARER SOUND
Musikalisch bietet Birth of Malice genau das, was man von DESTRUCTION erwartet: Rasanter Thrash-Metal der alten Schule trifft auf eine moderne Produktion. Schmier kombiniert seinen markanten Keifgesang und wummernden Bass einmal mehr mit den krachenden Riffs der beiden Gitarristen Damir Eskić und Martin Furia, während Drum-Veteran Randy Black ein wahres Donnergewitter entfesselt. Im Vergleich zu früheren Alben klingt der Sound eine Spur cleaner, aber keine Sorge – die Scheibe bleibt dennoch mächtig und druckvoll. Alle zwölf Songs kommen direkt auf den Punkt und liefern thrashige Hymnen für alte und neue Fans.
Tatsächlich gönnen sich DESTRUCTION hier und da sogar etwas mehr Groove und Abwechslung als gewohnt, ohne ihrer rohen Brutalität Abbruch zu tun. Mal peitschen schrille Gitarrensoli über Hochgeschwindigkeits-Riffs, mal wird das Tempo gedrosselt und schwere Midtempo-Riffs lassen einen noch tiefer den Kopf bangen. Der Mix aus bewährter Raserei und überraschend eingängigen Momenten zeigt eine Band, die auch 2025 noch hungrig klingt. Aufgenommen wurde das Album in der Schweiz (Little Creek Studio) und von Gitarrist Furia persönlich in Hannover abgemischt – das Ergebnis ist ein transparenter, aber wuchtiger Sound, der jedem Riff messerscharfe Konturen verleiht. Und als ob sie beweisen wollten, dass sie immer noch jeden König des Genres übertrumpfen können, setzen DESTRUCTION ans Albumende mit einem coverten Kulthit (Fast As A Shark von Accept) ein Ausrufezeichen – eine thrashige Verneigung vor ihren Heavy-Metal-Weggefährten und gleichzeitig der ultimative Rausschmeißer.
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MEINE FAVORITEN IM FOKUS
Cyber Warfare
Hier zünden DESTRUCTION ein Thrash-Gewitter erster Güte. Cyber Warfare rauscht mit infernalischer Geschwindigkeit heran und kombiniert klassisches Riff-Geknatter mit einem unerwartet eingängigen Refrain – tatsächlich einer der besten, den die Band seit Jahren geschrieben hat. Die Strophen sind aggressiv und temporeich, während sich im Chorus eine fast hymnische Hook herauskristallisiert, die man unwillkürlich mitbrüllen möchte. Inhaltlich geht es um die Bedrohung durch digitale Manipulation, um Algorithmen, Überwachung und Hackerangriffe als neue Waffen der Kriegsführung. Doch keine Angst, Cyber Warfare klingt trotz digitaler Thematik kein Stück nach Industrial – das ist purer, riffbasierter Thrash. Die Gitarren kreischen, das Schlagzeug treibt gnadenlos an, und über allem thronen Schmiers wütende Vocals. Dieser Song ist ein absoluter Höhepunkt des Albums und beweist eindrucksvoll, dass DESTRUCTION anno 2025 noch für positive Überraschungen gut sind. Einer der stärksten Thrash-Tracks der letzten Jahre – Punkt.
A.N.G.S.T.
Mit A.N.G.S.T. wagt die Band etwas Unerwartetes. Anfangs fehlte mir hier tatsächlich das sofortige Wiedererkennen der klassischen DESTRUCTION-Vibes – der Song startet etwas verhaltener und stampfender, fast schon untypisch. Doch je länger er läuft, desto mehr entfaltet sich seine zerstörerische Pracht. Spätestens wenn Damir und Furia ihre Gitarren zu glühenden Solo-Duellen antreten lassen, weiß man: doch, das istDESTRUCTION in Reinkultur. Der Track steigert sich zu einem echten Brecher, der einen mit jedem Durchlauf mehr packt. Inhaltlich geht es um paranoide Ängste und dunkle Mächte, die sich die Unsicherheiten anderer zunutze machen. Dieser etwas andere Ansatz – musikalisch wie textlich – mag zunächst ungewohnt sein, entpuppt sich aber als grower: Was anfangs fremd wirkt, entfaltet mit der Zeit absolute Überzeugungskraft und bleibt schließlich nachhaltig im Ohr (und Nacken) hängen.
No Kings – No Masters
Der Titel lässt es erahnen: No Kings – No Masters strotzt nur so vor rebellischer Attitüde. Dieser Track liefert den Beweis für die bärenstarke aktuelle Besetzung der Band. Vom ersten Riff an spürt man eine unbändige Energie – hier greift ein Rädchen ins nächste, als wäre die Band eine perfekt geölte Thrash-Maschine. Die Gitarrenfront legt ein Riff-Massaker mit sowohl melodischen Leads als auch wuchtigen Riff-Wänden hin, untermauert von Randys präzisem, donnerndem Drumming. Schmier spuckt die Zeilen mit Venom und Verve, als wolle er allen Königen und Herren dieser Welt den Mittelfinger zeigen.
Scumbag Human Race
Wenn Schmier etwas fies findet, dann macht er kein Geheimnis daraus – Scumbag Human Race ist der vielleicht bösartigste Song auf Birth of Malice. Hier wird mit der verkommenen Menschheit abgerechnet: Korruption und Verlogenheit werden angeprangert, und der einprägsame Refrain kommt wie ein schonungsloser Weckruf daher. „Ich werde eure Tage zählen!“ – diese Drohung brüllt Schmier den Ausbeutern und Manipulatoren entgegen, und man nimmt es ihm jede Sekunde ab.
Mit Birth of Malice liefern DESTRUCTION das wohl stärkste Album ihrer jüngeren Geschichte ab. Die Kombination aus ungebändigter Aggression, feinerer Produktion und einigen der besten Songs seit Jahren macht diese Scheibe zu einem echten Highlight. Kaum ein anderes Werk aus ihrer jüngeren Diskografie schafft es, diesen Spagat aus roher Härte und eingängiger Struktur so überzeugend zu meistern. Wer DESTRUCTION liebt, wird hier jubeln – und wer dachte, die Band hätte ihre besten Zeiten hinter sich, wird eines Besseren belehrt. Birth of Malice ist ein Statement: DESTRUCTION sind noch lange nicht fertig!
Bewertung: 9,0 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Birth of Malice
02. Destruction
03. Cyber Warfare
04. No Kings-No Masters
05. Scumbag Human Race
06. Godo f Gore
07. A.N.G.S.T.
08. Dealer of Death
09. Evil never sleeps
10. Chains of Sorrow
11. Greed
12. Fast as a Shark