Ihr kennt das berühmte Sprichwort, das besagt, dass „gut Ding Weile braucht”. Für „New World Obscurity“ beispielsweise trifft dieses zu, auch wenn mir ehrlich gesagt zunächst eher „unverhofft kommt oft“ in den Sinn gekommen ist, als erste Information zu einem neuen Werk von Despairation durchsickerten, da ich das Unternehmen längst im „Musik-Nirwana“ wähnte.
Doch dem ist nicht so, lediglich Keyboarder Christian Beyer verabschiedete sich aus dem Line-Up und wurde nicht nachbesetzt. Daraus lässt sich nicht nur erahnen, dass, sondern durchaus auch erklären, was sich am Soundkorsett verändert hat.
Allen voran überrascht der Härtegrad, denn speziell in diesem Punkt hat das Trio Sascha Blach (V), Martin F. Jungkunz (G, B), Jens Reinhold (D), das in den letzten Jahren alles andere als untätig war und im Prinzip fast 36 Monate damit verbracht hat vorliegendes Teil zu erarbeiten, einiges nachgelegt.
Auf „New World Obscurity“ erweist sich die Formation zunächst von Anfang an als perfekt eingespieltes Team, denn der Dreier funktioniert offenbar in dieser Konstellation sehr gut. Darüber hinaus hat man aber offenbar zuletzt die Power von rollenden Grooves für sich entdeckt, denn diese waren bis dato noch nicht in dieser Form und noch weniger in dieser Häufigkeit im Soundkorsett von Despairation vorhanden.
Logisch zwar, dass durch die Absenz des Tastenzauberers das Klangbild „schroffer“ erscheint, überraschend ist daran jedoch, dass der Vortrag an sich nichts von seiner Eleganz eingebüßt. Zwar lässt sich immer noch nicht wirklich exakt zuordnenden, ob die Band nun doch eher dem konventionellen Rock angehört, oder doch zur Alternative-Ecke gezählt werden will, das spielt aber gar keine Rolle, zumal die Burschen diese künstlerische Freiheit ganz offenkundig genießen und in jedem Song angenehm „anders“, aber dennoch eindeutig als sie selbst zu vernehmen sind.
Bemerkenswert ist auch die Form in der hier vorgetragen wird, denn das von sozialkritischen Texten geprägte und mit einem ein Eigenregie ausgetüftelten, harschen Sound ausgestattete „New World Obscurity” wirkt in sich homogen, obwohl roher US-Ur-Punk sowie 90er Jahre Crossover, aber auch Momente die an modernen Stadion-Rocks zu vernehmen sind.
Als Fazit lässt sich also festhalten, dass der reduzierte Sound dieser Formation verdammt gut zu Gesichte steht und man Despairation nur die Daumen drücken kann, dass auch ihre eingeschworenen Fans damit leben können.
Bewertung: 7,5 von 10
Tracklist:
01. Not Afraid
02. Falling Into Afterlife
03. New World Obscurity
04. The Orwellian Agenda
05. White Voice Random Noise
06. What A Strange Day Today
07. Posion From The Sky
08. Bloody Valentine
09. Aboard The Ship Of Fools
10. Suicide Avenue
11. 23
12. Newspeak
13. Postmortem Mephisto
14. Atomic Blue
DESPAIRATION (2014)
"New world obscurity" (1.189)