DAYS OF JUPITER – The World was never enough (2025)
(9.358) Olaf (5,0/10) Progressive Power Metal
Label: RPM
VÖ: 07.02.2025
Stil: Progressive Power Metal
Als langjähriger Hörer, der sich stetig wandelnden Klangwelten von Days of Jupiter fühle ich mich beim Hören dieses Albums wie ein alter Freund, der einem vertrauten Märchen lauscht, dessen Handlung sich jedoch plötzlich in unerwartete Richtungen verläuft. Während mich der nostalgische Zauber ihrer Anfänge stets in seinen Bann zog, kündigen sich in "The World was never enough" erste Anzeichen einer Identitätskrise an – ein schmaler Grat zwischen Innovation und dem unreflektierten Übernehmen fremder Impulse, der den Hörer in ein Zwielicht aus Vertrautheit und Verwirrung führt.
In diesem Review möchte ich den Versuch der Band beleuchten, sich selbst in einem Meer aus Einflüssen wiederzufinden, und dabei sowohl die glorreichen Anfangszeiten als auch die evolutionären Schritte aufzeigen, die sie im Laufe ihrer musikalischen Laufbahn unternommen haben. Dabei soll nicht nur die klangliche Vielfalt betrachtet werden, sondern auch, wie sich der einst klare, fast schon rebellische Charakter Days of Jupiter in einem komplexen Geflecht aus Anspielungen und fremdgesteuerten Ideen verliert.
Kaum haben sie mit „Original Sin“ den Stein ins Rollen gebracht, schlägt schon das nächste Stück, „The world was never enough“, eine Identitätskrise ein. Es wirkt fast so, als hätte man zu sehr am Evergrey’schen Honigtopf geschleckt – eine Anlehnung, die zwar an vergangene Glanzzeiten erinnert, aber letztlich wenig Substanz liefert. Anstatt der eigenen kreativen Handschrift wird hier zu viel Einfluss von außen in die Musik gelassen, was den Hörer in ein Klanglabyrinth ohne klaren Weg zurückführt.
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Und dann, kaum hat man sich von diesem Umbruch erholt, trifft einen auch noch die Frage: Warum gleich an vierter Stelle eine Ballade? „Desolation“ mag im Ansatz durchaus gelingen, doch der daraus quellende akustische Schleim aus den Boxen erweist sich als hartnäckig und schwer zu beseitigen – ein kleiner Dämpfer im ansonsten ambitionierten Konzept. Kaum hat man diesen Versuch verarbeitet, schlägt die Goth-Keule zu: Ein wenig Sisters of Mercy, ein Hauch von „Geboren um zu leben“ – eine Mischung, die suggeriert, dass diese Musik der Welt nur in allzu geringen Dosen zumuten werden sollte.
Das Album als Ganzes ist sicherlich nicht als schlecht zu bezeichnen, dennoch vermisse ich den musikalischen roten Faden, der all die Wildereien und Einflüsse zu einem stimmigen Ganzen hätte verweben können. Mit „The Fix“ wagt sich die Band in neue Sphären – ein Song, der durchaus das Potenzial hätte, beim ESC einen Top Ten Platz zu erreichen. Doch diese und die weiteren Fragmente gleichen eher einem wilden Eintopf, in den zu viele Zutaten geschmissen und umgerührt wurden – zu viele Zutaten verderben den Eintopf, oder so ähnlich.
Letztlich handelt es sich hier um eine gut gemeinte Idee, die jedoch ideenlos umgesetzt wurde. Bei so manchem Track zuckt mir nicht einmal der kleine Zeh – was vielleicht auch daran liegt, dass ich mir den in der Vergangenheit gefühlt schon 87-mal an einem IKEA Möbeln gebrochen habe. Vielleicht ist es also weniger die Musik als der Zustand meiner Fußgesundheit, der mir heute keine Begeisterung entlockt.
Abschließend bleibt mir nur zu sagen: Anstatt Days of Jupiter doch lieber Days of Jupiler – ein niederländisches Bier, das ebenso wenig mundet wie die hier vorliegende Scheibe. Trotz einzelner, durchaus gelungener Momente fehlt dem Album der entscheidende Impuls, der es zu einem wirklich stimmigen Werk hätte formen können. Die vielen Einflüsse, die sich gegenseitig zu übertönen scheinen, hinterlassen den Eindruck eines künstlerischen Durcheinanders, das, so ambitioniert es auch sein mag, letztlich an der mangelnden Eigenständigkeit scheitert.
Days of Jupiter haben mit „The World was never enough“ einen Versuch unternommen, sich neu zu erfinden – doch der Versuch endete in einem schmackhaften, aber letztlich ideenlosen Eintopf aus fremden Einflüssen. Ohne den roten Faden verliert sich der Anspruch, der die Band einst ausmachte. Vielleicht bleibt uns nur zu hoffen, dass zukünftige Projekte wieder mehr von der ursprünglichen Leidenschaft und Originalität durchdrungen sind, die Days of Jupiter einst zu einem Geheimtipp machten.
Bewertung: 5,0 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Original Sin
02. The World was never enough
03. Machine
04. Desolation
05. The Fix
06. Parazite
07. My Heaven my Hell
08. Denial
09. Ignite
10. Invincible