DAEDRIC SHRYNE – Daedric Shryne (2024)
(9.239) Olaf (8,0/10) Heavy Metal
Label: Cold Knife Records
VÖ: 22.11.2024
Stil: Heavy Metal
Die Essenz des Schwermetalls
Es gibt Bands, die schrauben gleich zu Beginn ihrer Karriere an einem Konzeptwerk, das alle Genregrenzen sprengt – und dann gibt es Daedric Shryne. Diese Jungs machen es genau richtig: Statt sich in überambitionierten Experimenten zu verlieren, liefern sie eine knackige, schweißtreibende EP ab, die sofort klar macht, wo der Hammer hängt. Ursprünglich aus der Tiefe des teutonischen Heavy-Metal-Untergrunds stammend, tragen sie stolz die Fackel des klassischen Stahls weiter. Hier treffen die Vibes von Mercyful Fate und Stallion auf einen frischen, aber nicht minder ehrfürchtigen Spirit, der wie eine Hommage an die Helden der 80er wirkt.
Ein kleiner, aber explosiver Start
Daedric Shryne sind eine junge Band, und das merkt man vor allem daran, dass ihre Discographie mit dieser selbstbetitelten EP beginnt. Doch was sie hier abliefern, ist keine vorsichtige Selbstfindung, sondern eine klare Ansage: Drei vollwertige Tracks und ein bisschen Beiwerk in Form von zwei Intros und einem Outro. Zugegeben, das Verhältnis wirkt zunächst fragwürdig. Aber sobald die Musik loslegt, verzeiht man ihnen die knappe Laufzeit – denn hier steckt mehr Potenzial, als manch langatmiges Album je bieten könnte.
Der Name Daedric Shryne scheint stark von der Welt der Fantasy inspiriert zu sein, insbesondere von der beliebten Videospielreihe The Elder Scrolls.
Daedric: Bezieht sich auf die "Daedra" aus The Elder Scrolls. Diese sind mächtige, übernatürliche Wesen, die oft als Götter oder Dämonen angesehen werden. Die Daedra sind bekannt für ihre dunkle, mystische Ausstrahlung und spielen in den Spielen eine zentrale Rolle als ambivalente oder böse Mächte.
Shryne (altenglische Schreibweise von "shrine"): Bedeutet "Schrein" oder "Heiligtum". Ein Schrein ist oft ein Ort der Anbetung oder Verehrung, besonders für mächtige oder göttliche Wesen.
Zusammen könnte der Name also als "Schrein der Daedra" interpretiert werden – ein Heiligtum oder Ort, der den mächtigen, dunklen Wesen gewidmet ist. Es vermittelt eine düstere, mystische und epische Atmosphäre, die perfekt zu einer Metalband passt. Falls sich die Band bewusst auf diese Referenz bezieht, verstärkt es den Eindruck, dass sie eine Affinität zur Welt der Fantasy und zu finsteren, epischen Themen hat – was sich auch in ihrer Musik widerspiegeln dürfte. Hier ein Dank an Google, denn ansonsten wäre ich definitiv dumm gestorben. Weiter im Text.
Drei Granaten und ein bisschen Drumherum
Los geht’s mit Awakening, einem Speeder, der so kompromisslos nach vorne prescht, dass man unweigerlich an Bands wie Vulture oder die bereits erwähnten Stallion denken muss. Der Song ist pure Energie und schreit förmlich nach eine Neuanordnung der Nackenmuskulatur. Doch dann kommt Dominion, das Tempo wird gedrosselt, und plötzlich entfaltet sich ein epischer Midtempo-Banger, der durch seine Atmosphäre und Eingängigkeit brilliert. Der wahre Star der EP ist jedoch Downfall. Dieser Track ist mehr als nur ein Song – er ist eine Demonstration. Von den kraftvollen Riffs bis hin zu den mitreißenden Vocals zeigt Downfall, dass Daedric Shryne mehr als nur ein vielversprechender Newcomer ist.
Und dann wären da noch die Intros und das Outro. Warum gleich zwei Einleitungen und ein Abschluss für drei Songs? Vielleicht wollten die Jungs auf Nummer sicher gehen, dass niemand den roten Faden verliert. Oder es ist ein Augenzwinkern, das uns auf größere Werke in der Zukunft vorbereiten soll. So oder so: Ein bisschen weniger Drumherum hätte den drei eigentlichen Tracks noch mehr Strahlkraft verliehen.
Oldschool-Vibes mit Herz
Die Produktion der EP ist genau das, was diese Art von Musik braucht: roh, knackig und mit einem ordentlichen Oldschool-Flair. Kein unnötiger Schnickschnack, keine übertriebene Politur. Stattdessen klingt es, als hätte man eine Zeitmaschine gebaut, um den Geist der frühen 80er einzufangen – und ihm einen frischen Anstrich verpasst. Besonders beeindruckend ist das Riffing, das einfach Spaß macht und die Songs zusammenhält, während Frontmann Alex Shirazi mit seiner kraftvollen Performance die Krone aufsetzt.
Die Zukunft sieht glänzend aus
Daedric Shryne haben hier eine Visitenkarte abgeliefert, die mehr als überzeugt. Klar, die Laufzeit ist kurz und das Drumherum könnte man diskutieren, aber die drei Songs, die sie uns präsentieren, sind wie ein Vorschlaghammer ins Gesicht – auf die bestmögliche Weise. Hier wächst definitiv etwas aus dem gut gedüngten teutonischen Acker heran. Wenn diese Truppe so weitermachen, wird aus dieser kleinen EP ein großes Kapitel im Buch des Heavy Metals. Bis dahin bleibt nur eines zu sagen: Jungs, ich werde euch beobachten – und mir eure aktuelle Veröffentlichung zum Vorglühen am Freitagabend genehmigen. Teutonic Steel lebt!