Label: Pitch Black Records
VÖ: 04.09.2020
Stil: Heavy Metal
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Wer AIRFORCE für eine neue Band hält, weil sie heuer gerade ihre zweite LP vorlegen, liegt erst einmal granatenmäßig falsch. Die Band gibt es wohl schon seit 1987, und hat sich dann doch eher schlecht als recht durch die Zeiten gewurschtelt, was vor allem daran lag, daß sie irgendwie nie den richtigen Sänger gefunden hatten. Irgendwann war dann auch mal Pause, ehe die Combo dann 2016 mit ihrem Debut-Album um die Ecke kam. Der damalige Sänger ist nun auch schon wieder Geschichte, und ein neuer Mann hat sich das Mikro gekrallt. Flavio Lino heißt der Gesangsakrobat.
Am Schlagwerk sitzt kein Geringerer als der gaaaanz frühe Drummer von IRON MAIDEN, Doug Sampson. Die eisernen Jungfrauen sind auch gar kein schlechter Link, denn irgendwie hat die Band etwas von MAIDEN. Was vor allem am Sänger liegt. Denn als die gute alte AIRFORCE zum Angriff startete, hat sie auch gleich ihre eigene „Air Raid Siren“ mitgebracht. Der gute Flavio klingt teilweise so stark nach Bruce Dickinson, daß man fast an Cloning glauben könnte. Der Opener „Fight“ schmeißt auch gleich ein oldschooliges Feeling ins Gelände. Riffingmäßig bedient man die alten NWOBHM- Standards, Eben auch MAIDEN und vielleicht eine Prise ganz alte JUDAS PRIEST. Besonders bei Tracks wie „Finest Hour“ muß man ganz arg aufpassen, ob nicht die Lizenzanwälte von IRON MAIDEN hinter dem Gebüsch lauern. Bester Song auf dem Album ist für mich „Band Of Brothers“, der mit interessantem Riffing aufwartet, und auch eine gewisse Eigenständigkeit aufzeigt. Davon hätte ich mir mehr gewünscht, denn gerade in punkto eigene Identität müsen AIRFORCE in Zukunft noch ein paar Scheite drauflegen. Was übrigens auch für das Thema Power gilt.
Denn obwohl die Mucke ganz nett ins Ohr rieselt, und jedem NWOBHM-Fanatiker kalte Glücksschauer über das Gebein rieseln läßt, muß man doch konstatieren, daß sowohl Gitarrenarbeit als auch die Drumsektion doch etwas bieder rüberkommt. Auch bedienen AIRFORCE doch etwas zuviel die getragene Midtemposchiene, was besonders bei „War Games“ oder „Die For You“ einen kleinen Plätscherfaktor in die Mucke einfließen läßt. Das sollte in Zukunft insgesamt etwas mehr krachen. Da müssen AIRFORCE noch etwas harder zustriken. Als Bonustrack gibt es dann noch die Coverversion des THE SENSATIONAL ALEX HARVEY BAND- Songs „Faith Healer“, bei dem sogar der Klampfer dieser Band saitenreich eingesprungen ist.
Abschließend kann man sagen, daß hier ein solides Scheibchen traditionellen Brit-Metals vorliegt, welches man sich durchaus anhören kann, dem aber noch ein paar Ecken und Kanten fehlen. Da ist noch gewaltig Luft nach oben. AIRFORCE sind keine Tiefflieger, aber für Höhenrekorde reicht es eben auch noch nicht. Fans von IRON MAIDEN und den anderen alten NWOBHM- Heroen können hier mal ein Ohr anflanschen.
Anspieltipp: „Fight“ und „Band Of Brothers“
Bewertung: 7,4 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Fight
02. Die For You
03. Son Of The Damned
04. The Reaper
05. Finest Hour
06. Don’t Look Into Her Eyes
07. I Feel Your Pain
08. War Games
09. Band Of Brothers
10. The War Inside
11. Faith Healer (Bonus Track)