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RECKLESS MANSLAUGHTER – Sinking into Filth (2024)
(9.155) Olaf (9,0/10) Death Metal
Label: Memento Mori
VÖ: 21.10.2024
Stil: Death Metal
Reckless Manslaughter – schon der Name verspricht genau das, was einem beim Hören der Scheibe blüht: gnadenlose, musikalische Gewalt. Doch bevor wir in die Tiefen ihres aktuellen Outputs „Sinking into Filth“ eintauchen, lohnt sich ein Blick zurück auf die Geschichte dieser Band aus Rage-Hausen, sorry, Herne. Seit 2008 verbreiten sie ihr Death-Metal-Gift und haben sich mit jedem Album tiefer in die finsteren Untiefen des Genres gegraben. Über die Jahre haben sie ihre Vorliebe für brutale Riffs, fiese Growls und einen Sound, der so modrig wie ein altes Grab klingt, perfektioniert. So auch heuer…
Steter Tropfen höhlt den Stein – aber nur langsam
Die Band ist nicht gerade für ihre Arbeitswut bekannt. Zwischen dem zweiten Album „Blast into Oblivion“ (2013) und dem dritten Streich „Caverns of Perdition“ (2019) liegen satte sechs Jahre. Nun, fünf Jahre später, präsentiert uns die Truppe „Sinking into Filth“. Klar, fünf Jahre sind eine lange Zeit, aber kommt mir jetzt bitte nicht mit dem „Corona hat alles verzögert“-Märchen. Nein, Reckless Manslaughter sind einfach stinkend faul und haben es einfach nicht eilig, und das spiegelt sich auch im neuen Album wider. Also das mit dem nicht-eilig-haben. Kleiner Scherz am Rande…
Stinkende Riffs und der Ruf der Leere
Das Album beginnt mit „Caverns of Perdition“ recht schleppend – etwas, das man von den Jungs nicht unbedingt gewohnt ist. Aber keine Sorge, das brettharte Riffing und ein absolut ohrwurmverdächtiges Lead machen diesen langsamen Start wieder wett. Es fühlt sich an wie ein Todesmarsch, aber einer, bei dem man unweigerlich mit dem Kopf nicken muss.
Mit „Befouled Commandments“ zieht das Tempo dann ordentlich an. An manchen Stellen der Highspeed, den man von Reckless Manslaughter erwartet. Doch halt! Was ist das? Die Snare klingt blechern, fast ein wenig wie bei Gutalax. Und ja, das macht den Song auf eine seltsam charmante Weise sympathisch. Die Gitarren hingegen ballern Riffs raus, die einem die Haare aus dem Kopf reißen.
Mein persönliches Highlight ist aber „Ruf der Leere“. Doomig, düster und mit dieser trügerischen deutschsprachigen Textzeile, die sich später als fast vollständig englisch herausstellt. Trotzdem, was für ein großartiger Track! Diese Kombination aus schwerfälliger Atmosphäre und durchschlagendem Riffing macht ihn zu einem echten Meisterwerk. Ein weiteres Kuriosum auf „Sinking into Filth“ ist der Song „Aktion 1005“. Auch hier täuscht der deutsche Titel, denn auch dieser Track ist größtenteils englisch gesungen. Es scheint, als wolle die Band ihre Zuhörer ein wenig aufs Glatteis führen, was ihnen durchaus gelingt. Doch abseits der sprachlichen Spielereien ist dieser Song ein klassischer Death-Metal-Brecher, der Fans der Band mehr als zufriedenstellen wird.
Eine besondere Überraschung ist das Cover des Diabolical Imperium-Songs „The Sacred Lie“. Diese Band aus Gummersbach sagt mir rein gar nichts, aber was Reckless Manslaughter hier abliefern, hätte genauso gut ein eigener Song sein können. Warum diese Truppe dennoch in Vergessenheit geraten ist? Darüber wird definitiv in der nächsten Folge meiner Sendung Tales from the Hard Side zu sprechen sein.
Ein Mammuttrack und eine eigenwillige Produktion
Mit „Risen from the Mass Grave“ haben Reckless Manslaughter ein echtes Ungetüm von fast 11 Minuten erschaffen. Das ist ungewöhnlich für eine Band, die normalerweise nicht für epische Longtracks bekannt ist. Aber dieser Song passt erstaunlich gut ins Gesamtgefüge des Albums und zeigt, dass die Band auch längere Kompositionen meistern kann, ohne den roten Faden zu verlieren.
Die Produktion von „Sinking into Filth“ mag anfangs gewöhnungsbedürftig sein. Der Sound ist roh und modrig, fast so, als würde man den fauligen Gestank eines verrottenden Leichnams durch die Boxen riechen können. Doch genau das macht den Charme dieser Scheibe aus. Es muss nicht immer glatt und poliert sein – manchmal ist der Dreck das, was einem den größten Hörgenuss beschert.
Cover, Vinyl und das Gesamtpaket
Das Albumcover mag auf den ersten Blick etwas spartanisch wirken, aber es passt perfekt zu der schimmeligen Atmosphäre, die die Musik ausstrahlt. Und für alle Vinyl-Fans gibt es erneut eine schicke Version über das fantastische Fucking Kill Records. Wenn ihr also ein Stück fauligen Death Metal auf euren Plattenteller legen wollt, solltet ihr zuschlagen, bevor das Gejammer über ausverkaufte Auflagen groß wird.
Raus aus dem Schatten, ab ins Licht
„Sinking into Filth“ ist ein starkes Album, das Reckless Manslaughter hoffentlich endlich aus dem schummrigen Untergrund ins Rampenlicht katapultiert. Nach 16 Jahren Bandgeschichte wäre das mehr als verdient. Die Jungs liefern hier eine dreckige, rohe und fesselnde Death-Metal-Platte ab, die trotz kleinerer Schwächen begeistert. Jetzt fehlt nur noch der Live-Angriff, und dann gibt es wirklich keinen Grund mehr, sich nicht Hals über Kopf in diesen modrigen Sumpf zu stürzen.
Insgesamt bleibt festzuhalten: Großartige Band, tolles Album – und wer noch zweifelt, dem sei gesagt: Holt euch die Platte und lasst euch von dem fauligen Sound in den Abgrund ziehen.
Bewertung: 9,0 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Caverns of Perdition
02. Befouled Commandments
03. Awaiting my Demise (*)
04. Retreat into Nothingness
05. Aktion 1005
06. Ruf der Leere
07. The sacred Lie (Diabolical Imperium Cover)
08. Risen from the Mass Grave