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RAGE – Afterlifelines (2024)

(8.777) Patrick (9,5/10) Power Metal


Label: Steamhammer / SPV
VÖ: 28.03.2024
Stil: Power Metal






Wer mich kennt weiß ganz genau, dass ich……..abgesehen von einigen Szeneklassikern…….nicht der allergrößte Power Metal Fan bin, aber auch ich habe irgendwann mal den Einstieg in die Welt der stromgitarrenorientierten Unterhaltungsmusik gefunden und einen wesentlichen Anteil meiner Passion für diesen Ableger unseres liebsten Lieblingsgenres trägt uneingeschränkt das 1995er Meisterwerk „Black In Mind“ von RAGE, welches ich neben BLIND GUARDIANs „Imaginations From The Other Side“ für eines der Besten Alben dieser Musiksparte halte.

Diese ungestüme Wildheit, dieser verdammt Rohe Charme inkl. des kraftvollen und relativ heftigen Gesangs, diese Aggressivität, die ja im Power Metal oftmals nicht wirklich vorkommt, suchten seinesgleichen und sorgten dafür, dass ich mich sofort und aus dem Stand weg in dieses Album verliebte. Jetzt, satte 29 Jahre später…….die Tage werden endlich wieder länger, das Wetter wird besser und somit steigt auch mein allgemeiner Gute-Laune-Pegel….packe ich mir „Afterlifelines“, das neue Machtwerk der Jungs aus Herne zum ersten Mal auf die Ohren und zack……nur wenige Sekunden später war ich wieder 15 Jahre alt, schwelgte in seligen Erinnerungen und brachte über die komplette Spielzeit mein dämliches Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht.

RAGE stehen mittlerweile schon seit über 40! Jahren auf den Bühnen dieser Welt und dieses Jubiläum wird mit dem Doppelalbum „Afterlifelines“ mehr als gebührend gefeiert. Dieses wahrhaft monumentale Album ist in zwei Teile aufgeteilt und so deckt CD1 mit „Afterlife“ den rein metallischen Sektor ab, welche die Jungs in ihrer aktuellen Dreimannbesetzung eingespielt haben, während auf CD2 unter dem Banner „Lifelines“ die symphonische Komponente der Band, dargeboten mit klassischen Orchesterarrangements abgedeckt wird. Wer jetzt schon mit den Augen rollt und vermutet, RAGE würden hier einen Gang zurückschalten und sich in epischen Orchesterteppichen verlieren, den kann ich beruhigen, denn auch auf dem zweiten Teil dieses grandiosen Heavy Metal Trips, regiert zum größten Teil erbarmungslos das Riff und die Keule des teutonischen Stahls wird unaufhaltsam und irre intensiv geschwungen.

Peavy und seine beiden Mitstreiter machen dem Bandnamen alle Ehre und „wüten“ sich so dermaßen fett durch die 21 Tracks dieses fantastischen Doppelalbums, welches wirklich und ungelogen zu keiner einzigen Sekunde auch nur einen minimalen Hauch von Langeweile aufblitzen lässt.

Kurz nachdem man den Finger auf die Play Taste manövriert hat, ertönt mit „In The Beginning“ ein klassisches Intro. Während den folgenden 90 Sekunden wiegt man sich noch in relativer Sicherheit, doch kurz darauf wird man förmlich von einem beispiellos knallenden Klangbild erschlagen, bei dem zuallererst und vordergründig das unfassbar kraftvolle und dermaßen fette Riffing von Jean Bormann auffällt, welches dem Hörer unvermittelt und mit voller Gewalt direkt in die nach unten geklappte Kauleiste fährt. Schlagzeuger Vassilios "Lucky" Maniatopoulos glänzt mit abwechslungsreichem und dynamsichem Drumming, welches alles und jeden ausnahmslos aus dem Weg ballert und obendrein ist Fronthüne und Szeneurgestein Peavy verdammt gut bei Stimme und so wird die enorme Intensivität des musikalische Härtepegels durch das rohe, ungeschliffene Organ des Sängers und den fein platzierten, aber selten eingestreuten Growls noch zusätzlich verstärkt.

Hinzu gesellen sich immer wieder diese verdammt eingängigen Refrains, wie sie nur eine Band wie RAGE zustande bringen, denn sehr zu meiner Freude kommen diese, ohne dass vielmals im Genre verwendete Kinderreimschema aus, fräsen sich aber trotzdem unaufhaltsam ins Gehirn und nisten sich dort auf unbestimmte Zeit zwischen den Ohren ein. Habe ich eigentlich schon das ultrafette Riffing erwähnt? Was für ein Album!

Songs wie der derbe Opener „End Of Illusions“, die pfeilschnelle Abrissbirne „Under A Black Crown“, das Groovemonster „Afterlife“ oder das symphonisch begleitete, aber dennoch nicht minder intensive „Cold Desire“ sind Heavy Metal Hymnen aus dem Lehrbuch, zeigen RAGE in einer mehr als bemerkenswerten Form und machen eindrucksvoll klar, dass diese Band auch nach 40 Jahren im Musikgeschäft noch absolute Relevanz besitzt! Allerdings könnte man hier als Vergleich, spielend einfach jeden verdammten Song der Scheibe heranziehen, denn den Mannen ist das fast unmögliche Kunststück gelungen, über eine Distanz von gut 94! Minuten, nicht einen einzigen Ausfall auf den Tonträger gebannt zu haben und so gleicht das Hören von „Afterlifelines“ einem wahren Genuss, der letztendlich im grandiosen Finale um den Song „Lifelines“, auf kompositorisch allerhöchstem Niveau gipfelt. Respekt, selten war die oft inflationär gebrauchte Aussage „All Killers - No Fillers“ passender als zu diesem Album. Ich bin völlig überrascht und restlos begeistert zugleich!

Kein Wunder, denn auch der Sound der Scheibe könnte perfekter nicht sein und das ist ein weiterer Pluspunkt für die Jungs, denn schließlich wurde der neue Dampfhammer von der Band höchstselbst im eigenen „Lucky Bob Studio“ produziert. Auch hier meinen allergrößten Respekt! Was für eine Wand von Sound! Wahnsinn!

Afterlifelines“ ist ein Power Metal Album geworden, welches glücklicherweise durch die so bandtypische und relativ rohe Grundausrichtung und dem damit verbundenen Härtefaktor gänzlich abseits des gängigen und manchmal furchtbar langweiligen und ausgetretenen Standards des Genres daherkommt. Das Coverartwork aus der Feder von Karim König orientiert sich offensichtlich ebenfalls schwer an der Bandeigenen Vergangenheit und schlägt somit perfekt die Brücke in die Neuzeit.

Dieses monumentale Album ist ein verdammt großartiges Spätwerk der alten Recken von RAGE geworden bei dem die Skip Taste am heimischen CD-Player vor Überflüssigkeit verkümmern wird. Ich möchte „Afterlifelines“ wirklich JEDEM Hörer der härteren Gangart wärmstens ans Herz legen. Totale Killerplatte! Kaufen! Los!!! 

Anspieltipps: “Justice Will Be Mine” und „Root Of Our Evil”


Bewertung: 9,5 von 10 Punkten


TRACKLIST

  1. In The Beginning
  2. End OF Illusion
  3. Under A Black Crown
  4. Afterlife
  5. Dead Man´s Eyes
  6. Mortal
  7. Toxic Waves
  8. Waterwar
  9. Justice Will Be Mine
  10. Shadow World
  11. Life Among The Ruins
  12. Cold Desire
  13. Root Of Our Evil
  14. Curse The Night
  15. One World
  16. It´s All Too Much
  17. Dying To Live
  18. The Flood
  19. Lifelines
  20. Interlude
  21. In The End



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